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Pflege- und Adoptivkinder in Heimen - ifb - Bayern

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<strong>Pflege</strong>- <strong>und</strong> <strong>Adoptivk<strong>in</strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>Heimen</strong> 43<br />

prozesse verlaufen, so die Aussagen <strong>in</strong> den Interviews, jedoch ke<strong>in</strong>eswegs immer rational; je<br />

mehr Zuschreibungsmöglichkeiten bestehen, um so weniger rational gehen sie vonstatten.<br />

Gewählt werden dann als Adressaten vor allem Jugendamt, Betreuungsk<strong>in</strong>d, leibliche Eltern,<br />

aber auch der Lebenspartner, die dann ihrerseits unter Rechtfertigungsdruck geraten. Prozessual<br />

betrachtet s<strong>in</strong>d jedoch unter Umständen anfänglich nur die E<strong>in</strong>bettungsbed<strong>in</strong>gungen für<br />

die Betreuungsentscheidung nicht vollständig geklärt worden. Zu den <strong>in</strong> diesem Zusammenhang<br />

<strong>in</strong>haltlich unzureichend betrachteten Fragen gehören solche wie: Welche Möglichkeiten<br />

bestehen für den Fall, dass e<strong>in</strong> Familienmitglied krank oder pflegebedürftig wird o-<br />

der für die Betreuung ausfällt? Wer übernimmt im Falle e<strong>in</strong>er Trennung/Scheidung die<br />

Betreuung? Wer gewährleistet hier ausreichende Rahmenbed<strong>in</strong>gungen, (z.B. wer verbleibt im<br />

Haus mit den zwei leiblichen, dem Adoptiv- <strong>und</strong> dem Stiefk<strong>in</strong>d, wer zieht aus – <strong>und</strong> mit welchen<br />

K<strong>in</strong>dern)? Oder: Gibt es Ressourcen aus dem Umfeld der leiblichen Eltern, die aktiviert<br />

werden können, wenn e<strong>in</strong> Todesfall <strong>in</strong> der Betreuungsfamilie e<strong>in</strong>tritt?<br />

Wenig vorbereitend erk<strong>und</strong>et ersche<strong>in</strong>en auch die <strong>in</strong> solchen Situationen zugänglichen Hilfequellen<br />

<strong>und</strong> Unterstützungsmöglichkeiten, auf die Betreuungseltern selbst, aber auch deren<br />

leibliche K<strong>in</strong>der wie andere <strong>in</strong> der Familie lebende Betreuungsk<strong>in</strong>der bei Schwierigkeiten<br />

zurückgreifen können.<br />

Begleitumstände der Betreuungspraxis<br />

Geht man e<strong>in</strong>en Schritt weiter zur bereits vollzogenen Entscheidung für e<strong>in</strong> Betreuungsk<strong>in</strong>d,<br />

s<strong>in</strong>d es die Begleitumstände der Betreuungspraxis, die wiederholt als problematisch <strong>und</strong> verbesserungsbedürftig<br />

benannt werden. (Zu den ebenfalls vorliegenden, z.T. auch besonders betonten,<br />

positiven Erfahrungen vgl. die E<strong>in</strong>gangsbemerkung. H<strong>in</strong>gewiesen wird auch auf die<br />

variierenden Erfahrungen mit verschiedenen Mitarbeitern <strong>und</strong> Familien. In den hier genannten<br />

Punkten bildet sich im übrigen auch die wechselseitige Wahrnehmung der Beteiligten ab.)<br />

Die Betreuung e<strong>in</strong>es fremden K<strong>in</strong>des erfordert Abstimmung h<strong>in</strong>sichtlich zahlreicher Aspekte.<br />

Schon die Klärung, von wem Initiativen ausgehen sollen, kann schwierig werden, z.B. wer<br />

beschafft, wer erhält Informationen. Die Festlegung von Zuständigkeiten im Falle auftauchender<br />

Probleme erfolgt nicht ausdrücklich, sondern muss z.T. erst mit großem Aufwand<br />

verhandelt werden. Unklarheiten h<strong>in</strong>sichtlich e<strong>in</strong>er Kostenübernahme oder <strong>in</strong> Rechtsfragen,<br />

aber auch unterschiedliche E<strong>in</strong>schätzungen h<strong>in</strong>sichtlich notwendiger Schritte erschweren<br />

die Alltagsarbeit. Der Informationsfluss <strong>in</strong> Notsituationen ist nicht optimal. Aktivitäten erfolgen<br />

ohne e<strong>in</strong>e oder entgegen der vorher erfolgten Abstimmung. Probleme entstehen auch<br />

daraus, dass Erwartungen ane<strong>in</strong>ander nicht h<strong>in</strong>reichend klar formuliert wurden. Die stattf<strong>in</strong>dende<br />

Beratung wird <strong>in</strong>haltlich <strong>und</strong>/oder quantitativ als nicht ausreichend e<strong>in</strong>geschätzt oder<br />

gar deren Fehlen bemängelt, so dass e<strong>in</strong> Gefühl des ‚Alle<strong>in</strong>-gelassen-Werdens‘ mit der<br />

Betreuungsaufgabe entsteht. Im Fall von Unklarheiten gibt es ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fachen Möglichkeiten<br />

der Abklärung. Es kommt zu persönlichen Vorwürfen, als unzutreffend erlebten Beurteilungen<br />

oder sogar als moralisch diffamierend erlebten Bewertungen. In manchen Situationen<br />

werden die Hilfen, die tatsächlich zur Verfügung gestellt werden, als unangemessen wahrgenommen.<br />

Zum Teil entsteht das Gefühl mangelnder Unterstützung, der Parteilichkeit, aber<br />

auch übermäßiger Kontrolle durch das Jugendamt. Schwierigkeiten ergeben sich auch, <strong>in</strong>sbesondere<br />

<strong>in</strong> größeren Jugendämtern, durch häufige Wechsel der Sachbearbeiter. Aber auch

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