Pflege- und Adoptivkinder in Heimen - ifb - Bayern
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<strong>Pflege</strong>- <strong>und</strong> <strong>Adoptivk<strong>in</strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>Heimen</strong> 31<br />
der zunehmenden sozialen Integration der <strong>Adoptivk<strong>in</strong>der</strong> im Heim die Kontakthäufigkeit <strong>und</strong><br />
Beziehungsqualität zu den Adoptiveltern abnimmt.<br />
Die Heimerzieher/-<strong>in</strong>nen wissen oft mehrheitlich nicht, ob Beratungen durch das Jugendamt<br />
vor <strong>und</strong> nach Rechtskräftigwerden der Adoption oder familientherapeutische Hilfen im<br />
Konfliktfalle <strong>in</strong> Anspruch genommen worden waren <strong>und</strong> ob die Adoptiveltern an Adoptiveltern<strong>in</strong>itiativen<br />
teilgenommen hatten.<br />
Aus Sicht der Erzieher/-<strong>in</strong>nen führten bei fast 90% der <strong>Adoptivk<strong>in</strong>der</strong> deren problematisches<br />
Verhalten, Verhaltensstörungen bzw. von den Adoptiveltern als negative bewertete Eigenschaften<br />
zum Abbruch des Adoptivverhältnisses <strong>und</strong> zur Heime<strong>in</strong>weisung; angeführt wurden<br />
vor allem die folgenden Problembereiche: Schulschwierigkeiten, aggressives Verhalten, Weglaufen/Herumstreunen,<br />
Eigentumsdelikte, ängstliches/gehemmtes/zurückgezogenes/depressives<br />
Verhalten, Drogenmissbrauch, negative Kontakte zu e<strong>in</strong>er Bande <strong>und</strong> sexuelle Auffälligkeiten.<br />
Die beiden häufigsten Adoptionsgründe (nimmt man Stiefelternadoptionen aus) s<strong>in</strong>d die belastete<br />
persönliche Situation der leiblichen Mutter, die bei Säugl<strong>in</strong>gsadoptionen die wichtigste<br />
Rolle spielt, <strong>und</strong> die problematischen Familienverhältnisse <strong>in</strong> der Herkunftsfamilie, die bei<br />
der Adoption älterer K<strong>in</strong>der häufiger zum Tragen kommen.<br />
<strong>Adoptivk<strong>in</strong>der</strong>, deren Adoptivverhältnis schließlich scheitert, werden sehr häufig von ihren<br />
Adoptiveltern als extrem schwierig <strong>und</strong> verhaltensgestört beschrieben. Es gibt zahlreiche<br />
Anhaltspunkte dafür, dass die typischen Probleme vieler <strong>Adoptivk<strong>in</strong>der</strong> entwicklungsphasenspezifisch<br />
s<strong>in</strong>d, d.h. <strong>in</strong> der Pubertät <strong>und</strong> frühen Adoleszenz <strong>in</strong> Ersche<strong>in</strong>ung treten, <strong>und</strong> eskalieren,<br />
wenn die Suche nach der persönlichen Identität (<strong>und</strong> auch nach den leiblichen Eltern)<br />
<strong>und</strong> die Bemühungen, e<strong>in</strong> eigenes Selbstkonzept aufzubauen, unbefriedigend verlaufen<br />
bzw. erschwert werden.<br />
Auch für e<strong>in</strong>en Großteil dieser (meist bereits etwas älteren) K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> Jugendlichen, werden<br />
im Heim meist die Weichen <strong>in</strong> Richtung Verselbständigung gestellt; Rückführungen <strong>in</strong> die<br />
Adoptivfamilie oder gar <strong>in</strong> die Herkunftsfamilie s<strong>in</strong>d nur bei e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>eren Teil geplant.<br />
Dabei unterhält die Hälfte der <strong>Adoptivk<strong>in</strong>der</strong> noch gute Kontakte zur Adoptivfamilie (jedoch<br />
ist bei knapp der Hälfte das Gegenteil der Fall); im H<strong>in</strong>blick auf die leiblichen Eltern stellt<br />
sich die Situation ganz anders dar: Annähernd 90% der K<strong>in</strong>der/Jugendlichen haben gar ke<strong>in</strong>e<br />
bzw. nur noch schlechte Kontakte zur Herkunftsfamilie.<br />
3.1.6 <strong>Adoptivk<strong>in</strong>der</strong>: Weitere hervorhebenswerte Bef<strong>und</strong>e<br />
1. Zu belegen ist, dass die bei ehelichen <strong>Adoptivk<strong>in</strong>der</strong>n oft noch vorhandenen B<strong>in</strong>dungen<br />
an die Herkunftsfamilie <strong>und</strong> leiblichen Eltern zur M<strong>in</strong>derung der Beziehungsqualität zu<br />
den Adoptiveltern beitragen. <strong>Adoptivk<strong>in</strong>der</strong> nicht mite<strong>in</strong>ander verheirateter Eltern, die<br />
sehr häufig schon als Säugl<strong>in</strong>ge von ihren Müttern zur Adoption freigegeben wurden, haben<br />
oft e<strong>in</strong>e engere B<strong>in</strong>dung an die Adoptiveltern, welche sich auch <strong>in</strong> ihrem Kontaktverhalten<br />
zu diesen vom Heim aus positiv auswirkt (natürlich muss hier auch die Adoptionsform<br />
– <strong>in</strong>kognito, halboffen, offen –, die <strong>in</strong> unserer Untersuchung nicht miterhoben werden<br />
konnte, als potentielle E<strong>in</strong>flussgröße <strong>in</strong> Betracht gezogen werden).