Pflege- und Adoptivkinder in Heimen - ifb - Bayern
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<strong>ifb</strong> - Materialien 4-2001<br />
• Adoption durch die <strong>Pflege</strong>eltern: Deutlich niedrigere Abbruchquoten werden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen<br />
Erhebungen dokumentiert für Adoptionen, die von den <strong>Pflege</strong>ltern vorgenommen wurden<br />
(z.B. Barth et al. 1988). Jedoch ist die Bef<strong>und</strong>lage nicht e<strong>in</strong>deutig (vgl. Lahti et al. 1978).<br />
Proch (1980) macht darauf aufmerksam, dass Familien sich oft von den Vermittlungsstellen<br />
bedrängt fühlen <strong>und</strong> häufig Angst haben, ihr <strong>Pflege</strong>k<strong>in</strong>d wieder zu verlieren,<br />
wenn sie nicht bereit s<strong>in</strong>d, es zu adoptieren. Dass <strong>in</strong> den USA die Strategie der Adoption<br />
durch <strong>Pflege</strong>eltern von offizieller Seite häufig favorisiert wurde (<strong>und</strong> noch immer empfohlen<br />
wird), untermauern statistische Daten, die von Barth et al. (1988) für den B<strong>und</strong>esstaat<br />
Kalifornien vorgelegt wurden: 1970 waren nur 2,5% aller Fälle <strong>Pflege</strong>eltern-<br />
Adoptionen, 1980 belief sich dieser Anteil dagegen schon auf 30,5% – e<strong>in</strong> Anstieg um<br />
das 12fache <strong>in</strong> zehn Jahren!<br />
1.3 Risiko- bzw. Schutzfaktoren auf Seiten der Vermittlungsstellen<br />
Solche Faktoren können vor allem nachgewiesen werden im H<strong>in</strong>blick auf die Phase der Vorbereitung<br />
der Platzierung, auf die Phase der Beratung <strong>und</strong> Unterstützung der Adoptiv- bzw.<br />
<strong>Pflege</strong>eltern nach der Platzierung, auf Krisen<strong>in</strong>terventionen <strong>und</strong> auf die Kont<strong>in</strong>uität <strong>und</strong> Qualität<br />
der professionellen Helfer. E<strong>in</strong>e Reihe von amerikanischen <strong>und</strong> kanadischen Veröffentlichungen<br />
befasst sich mit diesem Themenkreis; als wichtigste Ergebnisse können festgehalten<br />
werden:<br />
• Vorbereitung der Platzierung: E<strong>in</strong>e unzureichende Vorbereitung erweist sich als ungünstig<br />
<strong>und</strong> bed<strong>in</strong>gt nicht selten vorzeitige Abbrüche des Adoptiv- oder <strong>Pflege</strong>verhältnisses<br />
mit (z.B. Barth et al. 1986, Cohen 1984). Empfohlen wird deshalb, die Eltern<br />
gründlich zu <strong>in</strong>formieren über das aufzunehmende K<strong>in</strong>d, se<strong>in</strong>en Werdegang <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e<br />
Herkunft (z.B. Nelson 1985), e<strong>in</strong>e Reihe von Vorbereitungstreffen <strong>und</strong> <strong>in</strong>formellen Besuchen<br />
zu arrangieren (Lahti 1982) <strong>und</strong> adoptionswillige Eltern <strong>in</strong> Gruppen regelrecht zu<br />
tra<strong>in</strong>ieren (z.B. Jarrett/Copher 1980). Solche Gruppen erweisen sich auch als nützlich,<br />
weil durch sie Kontakte zwischen Familien angebahnt <strong>und</strong> soziale Netzwerke aufgebaut<br />
werden (z.B. Gill 1978, Tremitiere 1979). Empfohlen werden auch Gruppen für (zukünftige)<br />
Adoptions- <strong>und</strong> <strong>Pflege</strong>k<strong>in</strong>der, denen <strong>in</strong> von Therapeuten geleiteten Treffen die Möglichkeit<br />
geboten wird, sich Trennungskonflikte bewusst zu machen <strong>und</strong> Identitätsprobleme<br />
aufzuarbeiten (vgl. Palmer 1990). Besonders sorgfältiger Vorbereitung bedürfen<br />
<strong>in</strong>terethnische Adoptionen; empfohlen wird z.B. e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d mit anderer Hautfarbe<br />
als die annehmenden Eltern nicht alle<strong>in</strong> zu vermitteln, sondern nach Möglichkeit zusammen<br />
mit e<strong>in</strong>em Geschwister oder e<strong>in</strong>em anderen K<strong>in</strong>d mit derselben ethnischen Zugehörigkeit.<br />
• Beratung <strong>und</strong> Unterstützung der Adoptiv- bzw. <strong>Pflege</strong>eltern nach der Platzierung:<br />
Wenn die Adoptiv- oder <strong>Pflege</strong>eltern nach der Platzierung des K<strong>in</strong>des <strong>in</strong> ihre Familie (besonders<br />
<strong>in</strong> der Anfangszeit) nur noch ungenügende Beratung <strong>und</strong> Betreuung erfahren,<br />
kann sich dies ungünstig auf das Adoptiv- oder <strong>Pflege</strong>verhältnis auswirken (vgl. Barth et<br />
al. 1986). In diesem Zusammenhang wird von Valent<strong>in</strong>e et al. (1988) betont, dass es auf<br />
das richtige „Tun<strong>in</strong>g“ ankommt: Zentrale Bedeutung ist der „<strong>in</strong>dividuellen Fe<strong>in</strong>abstimmung“<br />
zwischen Vermittlungsstelle <strong>und</strong> Familie beizumessen. In Abhängigkeit da-