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Pflege- und Adoptivkinder in Heimen - ifb - Bayern

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<strong>ifb</strong> - Materialien 4-2001<br />

nes Versagen (...) gespürt“, oder: Der Wechsel („Weggeben“) war für die <strong>Pflege</strong>mutter „sehr<br />

schwer“. Allem Ansche<strong>in</strong> nach werden <strong>in</strong> Betreuungsverhältnissen Dynamiken freigesetzt,<br />

die nicht ohne weiteres der willentlichen oder rationalen Kontrolle unterworfen werden können<br />

<strong>und</strong> zu teilweise erstaunlichen Leistungen befähigen, andererseits aber auch die eigenen<br />

Grenzen übersehen lassen können.<br />

Was jeweils als Belastung erlebt wird, ist dabei von (Betreuungs-)Familie zu Familie <strong>und</strong> von<br />

Situation zu Situation sehr unterschiedlich. Dies beg<strong>in</strong>nt damit, dass von manchen e<strong>in</strong> Missverhältnis<br />

gesehen wird zwischen den Leistungen, die staatlicherseits für die Betreuung e<strong>in</strong>es<br />

K<strong>in</strong>des <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er fremden Familie aufgewendet werden, andererseits im Falle e<strong>in</strong>er Heimerziehung<br />

zur Verfügung gestellt werden (müssen), reicht weiter über mangelnde organisatorische<br />

<strong>und</strong> f<strong>in</strong>anzielle Unterstützung bei Problemen mit der Betreuung e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des bis h<strong>in</strong> zur Frage<br />

der gesellschaftlichen Anerkennung der Aufgabe, die von Betreuungseltern übernommen<br />

werden.<br />

Status-Aspekte im Verhältnis Jugendamt-Betreuungsfamilie<br />

E<strong>in</strong>e besondere Problemlage entsteht dadurch, dass das Jugendamt gegenüber der Betreuungsfamilie,<br />

<strong>und</strong> hier <strong>in</strong>sbesondere gegenüber der <strong>Pflege</strong>familie, <strong>in</strong> verschiedenen Rollen gegenübertritt:<br />

In der Rolle des Leistung Gewährenden (oder Versagenden), als aufsichtführende <strong>und</strong><br />

entscheidende Instanz <strong>und</strong> schließlich <strong>in</strong> <strong>in</strong>formierender, beratender, persönlich motivierender<br />

wie unterstützender Funktion. In dieser, auch aus anderen Arbeitsfeldern des Jugendamtes<br />

bekannten, Rollenambivalenz steckt e<strong>in</strong> strukturell bed<strong>in</strong>gtes Konfliktpotential, das meist<br />

solange ke<strong>in</strong>e Beachtung erfährt oder überhaupt nicht wahrgenommen wird, wie ke<strong>in</strong>e Konflikte<br />

auftreten. Wenn es aber zum Streitfall kommt, kann es sich bis <strong>in</strong>s Persönliche zuspitzen.<br />

H<strong>in</strong>zu kommt dann, dass <strong>in</strong> den genannten Konfliktsituationen die Beteiligten Gefahr<br />

laufen, die zwar <strong>in</strong> unterschiedlichen Bereichen, letztlich aber von Jugendamt <strong>und</strong> Betreuungsfamilie<br />

geme<strong>in</strong>sam zu erfüllende Aufgabe aus dem Blick zu verlieren. Zentral für die<br />

Bearbeitung dieses Konflikts bleibt jedoch, dass sie zwar durch persönliche Faktoren der Beteiligten<br />

moderiert werden kann, als strukturell erzeugte Konfliktsituation aber letztlich<br />

durch die Beteiligten selbst nicht auflösbar ist.<br />

Faktische Grenzen für Analysen <strong>und</strong> Bearbeitungsmöglichkeiten von Problemen<br />

E<strong>in</strong>gangs wurde e<strong>in</strong>e Reihe von Aspekten angesprochen, bei denen vordergründig leicht der<br />

E<strong>in</strong>druck entsteht, man könne sie der vierten Gruppe von Risiko-/Schutz-Faktoren, nämlich<br />

den kommunikations- bzw. <strong>in</strong>teraktionsbezogenen Faktoren zuordnen, da sie sich immer auch<br />

an konkrete Personen b<strong>in</strong>den bzw. an deren Aussagen <strong>und</strong> Handlungen festmachen lassen.<br />

Dies kann zu der Annahme verleiten, sie können nur an konkrete Personen geb<strong>und</strong>en auftreten,<br />

<strong>und</strong> dementsprechend seien nur deren Handlungs- <strong>und</strong> Darstellungsformen zu verändern,<br />

wenn sie von anderen als problematisch bezeichnet werden. Diese Deutung greift jedoch<br />

überwiegend zu kurz. Zur Erläuterung wird auf die Frage „Verbleib bei der <strong>Pflege</strong>familie<br />

oder Wechsel <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Heim“ zurückgegriffen; die Überlegungen s<strong>in</strong>d jedoch entsprechend<br />

auf andere Problemfelder übertragbar.<br />

Im subjektiven Erleben e<strong>in</strong>er Familie kann die <strong>in</strong>stitutionelle Entscheidung, etwa für das<br />

Betreuungsk<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>en Wechsel <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Heim zu veranlassen, nachvollziehbar, aber auch wie

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