Pflege- und Adoptivkinder in Heimen - ifb - Bayern
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<strong>Pflege</strong>- <strong>und</strong> <strong>Adoptivk<strong>in</strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>Heimen</strong> 33<br />
Fall. Zwischen Adoptiveltern <strong>und</strong> Heim gibt es noch wesentlich häufiger Kontakte, als dies<br />
bei <strong>Pflege</strong>eltern der Fall ist, was für die Deutung spricht, dass zwischen Adoptiveltern <strong>und</strong> ihren<br />
<strong>Adoptivk<strong>in</strong>der</strong>n e<strong>in</strong>e qualitativ engere <strong>und</strong> <strong>in</strong>tensivere B<strong>in</strong>dung existiert, als zwischen<br />
<strong>Pflege</strong>eltern <strong>und</strong> ihren <strong>Pflege</strong>k<strong>in</strong>dern (bei dieser Interpretation muss natürlich im Auge behalten<br />
werden, dass Adoptionseltern e<strong>in</strong>en Rechtsanspruch auf Kontaktpflege besitzen, <strong>Pflege</strong>eltern<br />
dagegen nur, wenn sie im Besitz des Sorgerechtes s<strong>in</strong>d). Diese Deutung wird auch dadurch<br />
gestützt, dass zwischen <strong>Pflege</strong>eltern <strong>und</strong> <strong>Pflege</strong>k<strong>in</strong>dern das <strong>Pflege</strong>verhältnis wesentlich<br />
häufiger praktisch <strong>und</strong> rechtlich bereits beendet ist, als das Adoptivverhältnis zwischen Adoptiveltern<br />
<strong>und</strong> <strong>Adoptivk<strong>in</strong>der</strong>n. Weiter fällt auf, dass fast e<strong>in</strong> Fünftel der <strong>Pflege</strong>k<strong>in</strong>der nur noch<br />
e<strong>in</strong> gleichgültig/des<strong>in</strong>teressiertes Verhältnis zu den <strong>Pflege</strong>eltern hat, bei den <strong>Adoptivk<strong>in</strong>der</strong>n<br />
s<strong>in</strong>d dies nur 1,8% (e<strong>in</strong> knappes Fünfzigstel!); deutlich mehr <strong>Adoptivk<strong>in</strong>der</strong> als <strong>Pflege</strong>k<strong>in</strong>der<br />
hat aber e<strong>in</strong> überwiegend positives Verhältnis zu den Adoptiveltern <strong>und</strong> deutlich mehr e<strong>in</strong><br />
schwieriges <strong>und</strong> problembelastetes Verhältnis. Auch dieser Bef<strong>und</strong> spricht für die besondere<br />
(über weite Strecken auch ambivalente) B<strong>in</strong>dungsqualität zwischen <strong>Adoptivk<strong>in</strong>der</strong>n <strong>und</strong> -<br />
eltern.<br />
<strong>Adoptivk<strong>in</strong>der</strong> waren deutlich häufiger als <strong>Pflege</strong>k<strong>in</strong>der früher schon e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er K<strong>in</strong>deroder<br />
Jugendpsychiatrie. Plausibel wird dieses Ergebnis, wenn man sich vor Augen führt,<br />
dass die Probleme der <strong>Adoptivk<strong>in</strong>der</strong> bei der Identitätssuche meist <strong>in</strong> wesentlich gravierenderer<br />
Form auftreten.<br />
Der familiale Status von <strong>Adoptivk<strong>in</strong>der</strong>n ist sehr oft nicht bekannt, was nicht verw<strong>und</strong>ert angesichts<br />
der Tatsache der (immer noch) hohen Zahl an Inkognito-Adoptionen <strong>in</strong> Deutschland;<br />
<strong>Pflege</strong>k<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d wesentlich häufiger als <strong>Adoptivk<strong>in</strong>der</strong> eheliche K<strong>in</strong>der (nicht selten geben<br />
junge, ledige Mütter, die sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er extremen Notlage bef<strong>in</strong>den, ihr K<strong>in</strong>d zur Adoption<br />
frei).<br />
<strong>Adoptivk<strong>in</strong>der</strong> verhalten sich (aus Sicht der Erzieher/-<strong>in</strong>nen) im Heim wesentlich häufiger besonders<br />
schwierig <strong>und</strong> problematisch als <strong>Pflege</strong>k<strong>in</strong>der, was unterstreicht, dass der Abbruch<br />
e<strong>in</strong>es Adoptivverhältnisses häufig e<strong>in</strong> noch traumatischeres Ereignis se<strong>in</strong> kann als das<br />
Scheitern e<strong>in</strong>es <strong>Pflege</strong>verhältnisses (natürlich müssen für das Zustandekommen von Problemverhalten<br />
auch weitere E<strong>in</strong>flussfaktoren, wie Schwierigkeiten bei der Identitätsf<strong>in</strong>dung von<br />
<strong>in</strong>kognito adoptierten K<strong>in</strong>dern, unverarbeitete K<strong>in</strong>derlosigkeit bei den Adoptiveltern oder deren<br />
überzogene Erwartungshaltungen, <strong>in</strong> Rechnung gestellt werden).<br />
Insgesamt betrachtet f<strong>in</strong>den (vom Heim aus) zwischen Adoptiveltern <strong>und</strong> <strong>Adoptivk<strong>in</strong>der</strong>n<br />
noch deutlich häufiger Kontakte statt als zwischen <strong>Pflege</strong>eltern <strong>und</strong> <strong>Pflege</strong>k<strong>in</strong>dern, was wieder<br />
die besondere Qualität <strong>und</strong> Intensität der B<strong>in</strong>dung <strong>in</strong> Adoptivfamilien untermauert, die<br />
auch zum Ausdruck kommt <strong>in</strong> der Tatsache, dass für <strong>Adoptivk<strong>in</strong>der</strong> wesentlich häufiger die<br />
Rückführung <strong>in</strong> die Adoptivfamilie, für <strong>Pflege</strong>k<strong>in</strong>der deutlich häufiger der Verbleib im<br />
Heim geplant wird. Auch von sich aus würden <strong>Adoptivk<strong>in</strong>der</strong> häufiger lieber wieder bei ihren<br />
Adoptiveltern leben, <strong>Pflege</strong>k<strong>in</strong>der demgegenüber würden häufiger lieber wieder bei ihren<br />
leiblichen Eltern leben.<br />
Soweit es den Heimerziehern/-<strong>in</strong>nen bekannt ist (<strong>und</strong> das ist nur <strong>in</strong> gut der Hälfte der Fälle<br />
der Fall) haben e<strong>in</strong> gutes Drittel der Adoptiveltern, aber nur e<strong>in</strong> knappes Viertel der <strong>Pflege</strong>eltern<br />
Konfliktberatung <strong>und</strong>/oder familientherapeutische Hilfe „vor dem Scheitern“ <strong>in</strong> An-