Pflege- und Adoptivkinder in Heimen - ifb - Bayern
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<strong>ifb</strong> - Materialien 4-2001<br />
nen, aber auch nicht zum selben Zeitpunkt, sondern nache<strong>in</strong>ander – <strong>in</strong> zeitlicher Staffelung<br />
– zu platzieren (z.B. Nelson 1985, Zwimpfer 1983). Auf komplexe Wechselwirkungen<br />
zwischen Abbruchquote <strong>und</strong> vier verschiedenen geschwisterbezogenen Faktoren, wie<br />
Altersabstand, Geschlecht(-skomb<strong>in</strong>ation der Geschwisterreihe), Qualität der Geschwisterb<strong>in</strong>dung,<br />
die jedoch nur e<strong>in</strong>geschränkte Verallgeme<strong>in</strong>erungsfähigkeit besitzen, macht<br />
die Studie von Staff/Fe<strong>in</strong> (1992) aufmerksam.<br />
• Beh<strong>in</strong>derung: Beh<strong>in</strong>derte K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d nicht nur schwerer vermittelbar, sondern erweisen<br />
sich <strong>in</strong> besonderem Maße als „special needs children“, d.h. als K<strong>in</strong>der mit besonderen<br />
Bedürfnissen. Sie bedeuten <strong>in</strong> ihrer Adoptiv- oder <strong>Pflege</strong>familie besonderer Betreuung,<br />
Versorgung <strong>und</strong> Förderung, die oft nicht zu gewährleisten ist. Dies gilt besonders dann,<br />
wenn die Beh<strong>in</strong>derung nicht klar <strong>und</strong> e<strong>in</strong>deutig zu erkennen ist <strong>und</strong> darauf bezogene<br />
Hilfsmaßnahmen schwer zu bewerkstelligen s<strong>in</strong>d, so dass die subjektive Etikettierung der<br />
Qualität der Beh<strong>in</strong>derung den Ausschlag gibt. Zu dokumentieren ist e<strong>in</strong>e klare Beziehung<br />
zwischen Ausmaß <strong>und</strong> Qualität der Beh<strong>in</strong>derungen <strong>und</strong> Abbruchhäufigkeit (vgl. z.B.<br />
Barth et al. 1988).<br />
• Verhaltens- <strong>und</strong>/oder psychische Störungen: Ähnlich ist es bei verhaltensgestörten<br />
(z.B. gehemmten, überagitierten, aggressiven, verwahrlosten oder del<strong>in</strong>quenten) oder<br />
psychisch gestörten K<strong>in</strong>dern – <strong>in</strong> diese Rubrik fallen z.B. K<strong>in</strong>der mit emotionalen Störungen<br />
(B<strong>in</strong>dungs„schwächen“, Traumatisierungen durch Vernachlässigung oder gewaltförmige<br />
Übergriffe, Misshandlung <strong>und</strong> sexuellen Missbrauch usw.) <strong>und</strong>/oder mit kognitiven<br />
Defiziten (Lern-, Leistungs-, Konzentrations- <strong>und</strong> Begabungsbee<strong>in</strong>trächtigungen).<br />
Die Adoptions- oder <strong>Pflege</strong>verhältnisse solcher K<strong>in</strong>der scheitern häufig, wenn nicht e<strong>in</strong>e<br />
besondere Beratung <strong>und</strong> Betreuung der Familien erfolgt (vgl. z.B. Smith/Howard 1991).<br />
Es sche<strong>in</strong>t jedoch nicht zwangsläufig der Fall zu se<strong>in</strong>, dass <strong>in</strong> der frühen K<strong>in</strong>dheit erfahrene<br />
Traumatisierungen unwiderrufliche Störungen bewirken: Die von Ventegodt (1999)<br />
veröffentlichten Ergebnisse e<strong>in</strong>er <strong>in</strong> Dänemark durchgeführten repräsentativen Längsschnittstudie<br />
belegen, dass K<strong>in</strong>dheitstraumata <strong>in</strong> vielen Fällen nicht zu e<strong>in</strong>er Bee<strong>in</strong>trächtigung<br />
der Lebensqualität im Erwachsenenalter führen. Auch die Gruppe der K<strong>in</strong>der <strong>und</strong><br />
Jugendlichen, die ges<strong>und</strong>heitsgefährdendes Verhalten (Alkohol- <strong>und</strong> Drogenkonsum,<br />
selbstmörderische Mutproben, Anorexie <strong>und</strong> Bulimie) zeigen, ist <strong>in</strong> diese Rubrik e<strong>in</strong>zuordnen<br />
(Thompson el al. 1999).<br />
• B<strong>in</strong>dungen an die Herkunftsfamilie: In mehreren Untersuchungen wurde gezeigt, dass<br />
sich K<strong>in</strong>der mit starker, nicht selten auch mit emotional zwiespältiger, „ambivalenter“<br />
B<strong>in</strong>dung an die leiblichen Eltern schwerer tun <strong>in</strong> der neuen Adoptiv- oder <strong>Pflege</strong>familie<br />
Wurzeln zu f<strong>in</strong>den (z.B. Smith/Howard 1991, Walsh/Matule 1984).<br />
• Pubertät <strong>und</strong> frühe Adoleszenz: Als besonders kritische Entwicklungsphase, während<br />
der bestehende Adoptions- <strong>und</strong> <strong>Pflege</strong>verhältnisse oft vom Scheitern bedroht s<strong>in</strong>d, erweisen<br />
sich die Pubertäts- <strong>und</strong> frühen Adoleszenzjahren. Dazu tragen vor allem ungelöste<br />
Identitätsprobleme (Mit wem soll sich das K<strong>in</strong>d identifizieren, mit den biologischen oder<br />
den sozialen Eltern, wem gegenüber soll es sich loyal verhalten <strong>und</strong> wo sich zugehörig<br />
fühlen?) <strong>und</strong> die erwachende Sexualität bei (z.B. Proch/Taber 1985, Rosenthal et al.<br />
1988).