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ahdukw-jb2001.pdf

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Dem von uns propagierten Ansatz, Projektformen außerhalb des klassischen<br />

Unterrichtsrahmens zu installieren wird zunehmend Rechnung getragen. Die guten<br />

Beispiele „machen Schule“.<br />

Hier gab es auch im Berichtszeitraum wieder einzelne `neue´ Initiativen (z.B. von der<br />

Ernst-Barlach-Gesamtschule Dinslaken, der Realschule Hamminkeln, der LB-Schule<br />

in Duisburg-Neumühl oder dem Gertrud-Bäumler-Kolleg in Duisburg), die von<br />

Schulen oder z.T. gar von SchülerInnen selbst ausgingen. Hilfreich sind dabei gewiss<br />

die Prozesse zur Entwicklung von Schulprogrammen und –profilen sowie die<br />

Auswirkungen der neueren Richtlinien zur Sexualerziehung in NRW, die allmählich<br />

auch wahr- und ernstgenommen werden.<br />

Erneut möchte der Verfasser in diesem Sektor auf zwei Tendenzen aufmerksam<br />

machen, die zunehmend Anlass zur Sorge bereiten. Zum einen ist dies das<br />

Phänomen einer Art Übersättigung bzgl. AIDS-präventiver Maßnahmen („Nicht schon<br />

wieder AIDS ... Wir wissen nun wirklich inzwischen Bescheid“).<br />

Die sich dahinter verbergenden Haltungen sind nach den Erfahrungen des Verfassers<br />

sowie vieler LehrerInnen allerdings leider kein Spiegelbild für einen ausreichenden<br />

Informations- und Aufklärungsstand bzgl. der Übertragungswege und –risiken und<br />

erst recht nicht bezüglich sprachlicher und kommunikativer Kompetenzen im Feld von<br />

Liebe, Sexualität und Partnerschaft. Sie zeigen eher, dass mehr oder weniger<br />

isolierte oder aber zum falschen Zeitpunkt (weil fern von der intensiven thematischen<br />

Auseinandersetzung oder gar realen Erfahrungen) plazierte AIDS-Aufklärung nicht<br />

(mehr) in erwünschtem Maße greift. Auf den Prüfstand gehören die Informations- und<br />

Vermittlungsmethoden. Die Erkenntnis ist nicht neu, dass AIDS-Prävention mit<br />

Jugendlichen im Kontext von Sexualpädagogik anzusiedeln ist, dass<br />

personalkommunikative Methoden (d.h. „Veranstaltungen von Mensch zu Mensch“,<br />

vgl. BzgA-Ansatz), die an der Lebenswelt der SchülerInnen orientiert sind,<br />

massenmedialen oder eindimensionalen Vermittlungsformen vorzuziehen sind.<br />

Zum anderen beobachten Verfasser und viele Lehrende (aller Schulformen) verstärkt<br />

geradezu antiemanzipatorische Haltungen auf Seiten der Mädchen und jungen<br />

Frauen, die oftmals mit sehr romantischen Liebesidealen einhergehen. Nun wäre<br />

dagegen prinzipiell nichts einzuwenden, wenn dies nicht mit Verlusten an<br />

Selbstbestimmung und Eigenverantwortung – auch im sexuellen Bereich -<br />

einherginge. Damit einher geht aus Sicht des Verfassers eine Renaissance<br />

patriarchalischer –oder sagen wir: klassischer männlicher- Verhaltensausprägungen<br />

auf Seiten der Jungen. Darüber geraten viele „kleine Helden (wieder verstärkt) in Not“<br />

und die kommunikative `Auseinandersetzung´ zwischen den Geschlechtern und damit<br />

hier und dort auch die Durchsetzung individueller Schutzbedürfnisse leiden darunter.<br />

Es bleibt dabei, Emanzipation, Selbstbewusstsein und –bestimmung mit sozialer<br />

Verantwortung und solidarischem Handeln in Einklang zu bringen, ist eine zentrale<br />

Aufgabe von Erziehung, (Aus-) Bildung und Präventionsarbeit.<br />

Auch vor diesem Hintergrund ist ein stabiler Trend der Nachfragen zum Spezialthema<br />

„Homosexualität“ erfreulich. Umso mehr, als auf den Schulhöfen wieder deutlich mehr<br />

verbale Ausgrenzungsattacken zu vernehmen sind. Das passt leider zur oben<br />

beschriebenen Tendenz. Die nach wie vor stark klischeegeprägte Vorstellung vom<br />

„Schwul-Sein“ gilt sehr häufig geradezu als das Antivorbild für Jungen. Trotz aller<br />

gesamtgesellschaftlichen Fortschritte im Feld der Akzeptanz und Toleranz gegenüber

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