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Skript zur Vorlesung „Differentielle Psychologie“ (Prof. Dr. Jutta Stahl ...

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Unterschiedliche genetische Varianz (GV)<br />

- 1) Additive GV (enge Erblichkeit): genetische Varianz im<br />

Verhalten, von Eltern geerbt (=h 2 )<br />

- 2) Dominante GV (breite Erblichkeit): nicht additiv<br />

- dominante Gene<br />

- rezessive Gene<br />

- 3) Epistatische (interaktive) GV (breite Erblichkeit): nicht additiv<br />

- ein Gen kann die Unterdrückung der phänotypischen Ausprägung eines anderen Gens bewirken<br />

- Bsp.: Merkmal A (schwarz/braun (A, a)) kann sich nur ausprägen, wenn Merkmal B (farbig/nicht‐farbig<br />

(B, b)) vorhanden ist<br />

- Alle 3 GV ergeben die totale genetische Varianz der Persönlichkeit<br />

- Für Zwillingsstudien könnte das bedeuten:<br />

- MZ = 1 x Additive GV + 1 x Nicht‐Additive GV (anstatt nur 1 x<br />

additive GV)<br />

- DZ = 0.5 x Additive GV + 0.25 x Nicht‐Additive GV (anstatt nur 0,5 x additive GV)<br />

- Somit sind die bisherigen Erblichkeitsschätzungen (h²) viel zu ungenau, da diese sich nur auf additive GV<br />

beziehen!<br />

Geteilte und nicht‐geteilte Umwelt<br />

- 2 Arten, wie nicht‐geteilte Umweltfaktoren entstehen: innerhalb der Familie & außerhalb der Familie<br />

- 3 Wege, wie geerbte Gene den Phänotyp beeinflussen, basierend auf der familiären Umwelt:<br />

- 1) passives Modell: Persönlichkeit lässt sich aus den 50% der Überlappung zwischen Kind & Elternteil<br />

erklären; geteilte Gene beeinflussen Verhalten des Kindes<br />

- 2) Kind‐Effekt Modell: Gene (und nur diese!) verursachen Verhalten beim Kind, das wiederum<br />

ähnliches oder gleiches Verhalten beim Elternteil hervorruft<br />

- 3) Eltern‐Effekt Modell: Verhalten des Kindes verursacht Antwort beim Elternteil, die wiederum<br />

Antwort des Kindes hervorruft; Verhalten des Elternteils hat Einfluss auf Entwicklung des Kindes!<br />

- können zu Über‐ oder Unterschätzungen der Erblichkeit führen<br />

- Bsp.: Zwillinge, einer aktiv, einer ruhig<br />

- Eltern bestärken beider in ihren natürlichen Tendenzen größere Unterschiedlichkeit <br />

Unterschätzung der Erblichkeit<br />

- Eltern bestärken beide in entgegengesetzter Tendenz größere Ähnlichkeit Überschätzung der<br />

Erblichkeit<br />

- Was in den Studien „geteilt“ heißt, ist nicht gleich „geteilt“!<br />

- Umwelt außerhalb der Familie (sehr wichtig für Persönlichkeitsentwicklung)<br />

- Kontext‐spezifische Sozialisation (zu Hause, im Unterricht, mit Freunden, mit „Feinden“)<br />

- Soziale Gruppen: Peers, Vereine…<br />

- Kulturelle Einflüsse<br />

Weitere Grenzen der Verhaltensgenetik<br />

- Repräsentativität Zwillings‐ und Adoptionsstudien<br />

- Adoptionsfamilien nicht repräsentativ („Mittelschicht“ oder besser, bzw. ähnliche Schicht)<br />

- MZ werden oft ähnlicher behandelt als andere Geschwister (also mehr gemeinsame Umgebung als DZ)<br />

- soziökonomischer Status von Adoptionsfamilien mittel bis hoch<br />

- Assortatives Mating (gesteuerte Partnerwahl)<br />

- Bsp.: schlau sucht schlau (positiver Zusammenhang), introvertiert sucht extravertiert (negativer<br />

Zusammenhang) keine zufällige Auswahl des Partners Einfluss auf Erblichkeitsschätzungen<br />

Somit weitere Varianzanteile<br />

- a² = h² = additive genetische Varianz<br />

- d² = nicht‐additive genetische Varianz<br />

- c² = geteilte Umgebungsvarianz<br />

- e² = nicht geteilte Umgebungsvarianz<br />

- Dominanzabweichung, Epistase, nicht selektive Partnerwahl

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