Cicero Judenfeind Luther (Vorschau)
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Bevor die Kinder Uniformen und Waffen –<br />
etwa alte Kalaschnikows mit Platz patronen –<br />
erhalten, müssen sie strammstehen<br />
Fotos: Oriol Segon Torra/Echo Agency (Seiten 64 bis 73)<br />
und Jugendliche“, sagt Horváth. „Die Wehrpflicht<br />
wurde 2005 abgeschafft, aber die Armee<br />
braucht ja Nachwuchs. Natürlich ist Krieg<br />
verurteilenswert, aber der Frieden hat zahlreiche<br />
Voraussetzungen. Wir bieten eine Freizeitgestaltung<br />
für Kinder an, die als Erwachsene<br />
etwas für ihre Heimat tun möchten.“<br />
Horváth ist in Ungarn kein Exot. Seine<br />
Trainingslager sind ausgebucht. Auch das Verteidigungsministerium<br />
und die Armee veranstalten<br />
an Ober-, Berufs- und Fachschulen ein<br />
beliebtes militärisches Lehrprogramm. Überhaupt<br />
findet in Ungarn vor dem Hintergrund<br />
eines gescheiterten Transformationsprozesses,<br />
der Millionen Verlierer hervorgebracht hat, eine<br />
Militarisierung der Gesellschaft und des Staates<br />
statt. Zehntausende Ungarn leisten Dienst<br />
in sogenannten „Bürgerwehren“, einer freiwilligen<br />
kommunalen Ersatzpolizei. Paramilitärische<br />
rechtsextreme Gruppierungen wie die „Ungarische<br />
Garde“ haben trotz Verbots Zulauf. Die Orbán-Regierung<br />
verschärfte das Strafgesetzbuch<br />
und erweiterte die Palette staatlicher Sanktionsmöglichkeiten<br />
im Sozial- und Bildungsbereich.<br />
Zsolt Horváth will sich zu solchen Themen<br />
nicht äußern. „Wir unterstützen keinerlei politische<br />
Ideen oder Parteien“, sagt er. „Wir wollen<br />
auch nicht, dass alle Soldaten werden. Wir<br />
wollen nur, dass man in Ungarn wieder lernt,<br />
Ordnung zu halten.“ KENO VERSECK<br />
73<br />
<strong>Cicero</strong> – 4. 2014