KIGA & Grundschule Kinder sind Gemeinschaftswesen. Intuitiv bilden sie schon in der KiTa Teams, in denen sie mit- und voneinander lernen – und individuelle Lernprozesse selbstbestimmt steuern. Eine gute Strategie, um sich auch am neuen Lernort Schule zurechtzufinden neuen, zunächst verunsichernden Situationen klarzukommen, weil sie sich nicht klein und hilflos, sondern groß und stark und als Autoren ihres Lebens fühlen: 4 Selbstwertgefühl: „Ich bin eine Person und wertvoll.“ 4 Selbstvertrauen: „Ich bin Akteur und habe Vertrauen in mich selbst.“ 4 Selbstwirksamkeitsgefühl: „Ich bin Subjekt und kann etwas bewirken!“ 4 Selbstbild: „So wie ich bin, bin ich gut.“ Basiskompetenzen für die Einschulung Wichtige Basiskompetenzen und Voraussetzungen für lebenslanges Lernen (und folglich für die Schule) finden wir in dem neuseeländischen Konzept der „Learning stories“ von Margret Carr, das Erwachsene (Fachkräfte, Eltern) für kindliche Lernprozesse und Lernmöglichkeiten sensibilisieren möchte. Nach diesem Konzept bilden fünf Lerndispositionen die Basis von Lern- und Bildungsprozessen. Nach Carr kommt in den Lerndispositionen „die Motivation und die Fähigkeit zum Ausdruck, sich mit neuen Anforderungen und Situationen auseinanderzusetzen“ (Leu u.a. 2007, 49): 1. Interessiert sein 2. Engagiert sein 3. Standhalten bei Herausforderungen 4. Sich ausdrücken und mitteilen 5. An einer Lerngemeinschaft mitwirken und Verantwortung übernehmen 36 Den Aufbau eines positiven Selbstkonzeptes fördern und unterstützen Kinder auf dem Entwicklungsweg „Einschulung“ zu begleiten, bedeutet ihnen ein Entwicklungsumfeld zu bieten, in dem sie ihre Lerndispositionen (auch Kompetenzen) bestmöglich ausbilden und ein stabiles Selbstkonzept entwickeln können: 1. Die authentischen Interessen und Themen aller Kinder – Mädchen, Jungen, jüngere und ältere Kinder, Kinder unterschiedlicher Kulturen – werden wahrgenommen, aufgegriffen und spiegeln sich in der Gestaltung der Bildungsräume und des Bildungsalltags wider. 2. Bitte nicht stören – spielende Kinder! Spielen ist die „Arbeit des Kindes“ (Maria Montessori), die Königsdisziplin kindlicher Selbst<strong>bildung</strong> und „die elementare Form des Lernens“ (Hessischer Bildungs- und Erziehungsplan 2007, 30): Haben Kinder ausreichend Zeit für selbstbestimmtes engagiertes Spielen und können sie sich entwicklungsangemessen an der Alltagsgestaltung beteiligen? 3. Herausforderungen fördern kindliche Persönlichkeitsentwicklung und Selbstständigkeit. Es gilt der Grundsatz „nicht für, sondern mit den Kindern tun!“ Eigensinnige kindliche Lösungsumwege erhöhen die „Ortskenntnis“ und sind deshalb wertvolle Erfahrungen. 4. Mit Kindern und Erwachsenen über Gott und die Welt diskutieren, miteinander im Gespräch sein, ein wichtiges Mitglied in Kinderkonferenzen und Gesprächskreisen sein, Singen, Reimen, Rätseln, Geschichten erzählen, Märchen hören, Bilderbücher betrachten, sich kreativ gestalterisch auszudrücken … – KiTas bieten vielfältige Kommunikationsformen und davon profitieren Kinder in hohem Maße. 5. Solidarität, Gemeinschaft, Teamwork sind Alltagserfahrungen, die Kinder im sozialen Lern- und Experimentierfeld „Gruppe“ kontinuierlich und über viele Jahr hinweg zuverlässig sammeln können. Von sich aus bilden Kinder immer wieder soziale Lerngemeinschaften, in denen sie von- und miteinander lernen. © Christian Schwier – Fotolia.com Vorschulprogramme!? Sozial-emotionale Basis- und Lernkompetenzen, wie die oben genannten, können weder in Projekten noch Programmen erlernt werden. Die komplexen Reifungsprozesse von Persönlichkeit und Ich-Stärke benötigen Spielräume für individuelle Entwicklung und Zeiträume für persönliche Erfahrungen. Wir können kindliche Entwicklung nicht machen und beschleunigen. Wir können uns jedoch so verhalten, dass sich Kinder in sozialer Interaktion mit uns (und anderen) als selbstwirksam und kompetent erfahren und erleben können. Diese Haltung ist anspruchsvoll! Sie setzt voraus, das Kind als Akteur seines Entwicklungsweges und Konstrukteur seines Bildungsprozesses zu respektieren und anzuerkennen. (Persönlichkeits-)Bildung gestaltet sich dann als sozialer Prozess, an dem sich Kinder und Erwachsene aktiv beteiligen. Im Hessischen Bildungs- und Erziehungsplan wird dieser pädagogische Ansatz als „Ko-Konstruktion“ bezeichnet (vgl. 2007, 21): „Nur durch Kommunikation und Einbezug des Kindes und aller Personen, die an seiner Bildung und Erziehung beteiligt sind, kann ein Kind dahin gelangen, dass es sich in seiner neuen Umgebung wohl fühlt und die Bildungsangebote bestmöglich nutzen kann. Mit anderen Worten: Die erfolgreiche Bewältigung von Übergängen ist als Prozess zu verstehen, der von allen am Übergang Beteiligten gemeinsam und ko-konstruktiv zu leisten ist“ (ebd., 2007, 95). Margit Franz Diplom-Pädagogin, Autorin, Publizistin und Herausgeberin von „Die Kindergartenzeitschrift“; Multiplikatorin „Hessischer Bildungs- und Erziehungsplan“ Literatur Hessisches Sozial- und Kultusministerium: Bildung von Anfang an. Bildungs- und Erziehungsplan für Kinder von 0 bis 10 Jahren in Hessen. Wiesbaden, Stand: Dezember 2007 Leu, Hans Rudolf u.a. (2007): Bildungs- und Lerngeschichten. Bildungsprozesse in früher Kindheit beobachten, dokumentieren und unterstützen. Weimar, Berlin: verlag das netz. <strong>bildung</strong>SPEZIAL 1 | 2013
Inklusion heißt: Schmetterlinge im Bauch. Alle Menschen sollen gleichberechtigt am Leben teilnehmen – mit oder ohne Behinderung. Damit gemeinsames Lernen selbstverständlich wird. www.aktion-mensch.de Exklusion Integration Inklusion