IM GESPRÃCH bildung + - Press1
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KIGA & Grundschule<br />
Bücher von heute<br />
für Kinder von heute<br />
Die Welt wandelt sich –<br />
und mit ihr die literarischen Themen<br />
Kinder von heute sind die Leser<br />
von morgen – wenn wir<br />
ihnen den Zugang zur aktuellen<br />
Kinderliteratur ermöglichen.<br />
Susanne Helene Becker<br />
beschreibt deren Relevanz<br />
für die Leseförderung – und<br />
warum neben den Kinderbuchklassikern<br />
neue Titel ins<br />
Regal gehören<br />
38<br />
8 Viele denken beim Thema literarische<br />
Bildung an Klassiker, an Themen, Stoffe<br />
und Motive, die zu unserer literarischen<br />
und Kulturgeschichte zählen. Dieses Erbe<br />
wollen wir den Nachgeborenen nahebringen.<br />
Das ist gut und das ist sinnvoll. Doch<br />
dies ist nur eine Säule der Leseförderung.<br />
Bei einer ganzheitlichen Leseförderung<br />
geht es neben der literarischen Bildung<br />
auch um die Lesefertigkeit, um die Fähigkeit<br />
des literarischen Verstehens und um<br />
die Persönlichkeitsentwicklung der Leser,<br />
der die aktuelle Kinderliteratur zahlreiche<br />
Impulse gibt.<br />
Verschiedene Bücher<br />
für verschiedene Kinder<br />
Seit das Thema Leseförderung vermehrt<br />
Aufmerksamkeit findet, hat sich das Leseangebot<br />
für Kinder und Jugendliche<br />
noch einmal stark geändert. Vermittler,<br />
Lektoren und Verleger sind sich dessen<br />
bewusst, dass verschiedene Kinder verschiedene<br />
Lektüren mit unterschiedlichen<br />
Herausforderungen bedürfen. Und so<br />
sind in den vergangenen Jahren neue Erstlesereihen<br />
entstanden, wie beispielsweise<br />
die des Tulipan-Verlages. Und es gibt niederschwellige<br />
Leseangebote für schwächere<br />
Leser, die aber anspruchsvolle und<br />
altersgerechte Themen aufgreifen, wie<br />
beispielsweise die neu entstandenen Comic-Romane.<br />
Und umgekehrt bietet der<br />
Markt heute umfängliche Schmöker für<br />
jüngere, aber versierte Leser an, für die<br />
früher Lesestoff fehlte, der ihre Lesefertigkeit<br />
forderte und beim Erzählen dennoch<br />
auf kindliche Themen rekurrierte.<br />
Neue Themen<br />
Das einzige von Dauer ist der Wandel –<br />
und so wandeln sich auch unsere Gesellschaft,<br />
unsere Lebenswelt, unsere<br />
emotionalen und kognitiven Herausforderungen,<br />
unser Weltwissen, die Hoffnungen<br />
und Wünsche, die Ängste und<br />
Probleme. Diese neuen Themen greift die<br />
aktuelle Kinder- und Jugendliteratur auf<br />
und findet Erzählweisen, die Kindern Zugangs-<br />
und Umgangsweisen mit diesen<br />
Herausforderungen anbieten. Und dabei<br />
geht es nicht darum, mehr „Problembücher“<br />
zu schreiben, zu denen Jugendliche<br />
neigen können, aber jüngere Kinder eher<br />
auf Abstand gehen. Diese neuen Themen<br />
erreichen auch die Fantastische Literatur,<br />
sie liefern Erzählstoffe für Detektivromane<br />
und für spannende Science-Fiction,<br />
die durchaus auch medienkritisch ausfallen<br />
kann.<br />
Der Sachbuchmarkt, lange bestimmt<br />
durch Reihenwerke immergleicher Aufmachung,<br />
bietet eine Fülle neuer Themen<br />
aus Technik, Kultur, Geschichte und Naturwissenschaften<br />
in neuen Gestaltungsformen.<br />
Die didaktischen Konzepte sind<br />
den Lese- und Sehgewohnheiten der Kinder<br />
von heute angepasst und fordern Sie<br />
dennoch heraus, wie beispielsweise „Alles<br />
Familie!“ von Anke Kuhl und Alexandra<br />
Maxeiner: ein eigenständiges, humorvolles<br />
und sehr offenes Buch über alle<br />
Formen des familiären Zusammenlebens.<br />
Und schließlich geht es nicht nur um neue<br />
Themen, sondern auch um neue Darstellungen<br />
beispielsweise historischer Themen<br />
– die Zeit verändert den Blick auf die<br />
Dinge, das Wissen und Denken jener, die<br />
lange nach Ereignissen wie dem des Holocaust<br />
geboren sind. Für Leser von heute<br />
bedarf es hier auch anderer Zugänge und<br />
Erzählmuster, um ihnen das zeitlich entlegene<br />
Geschehen schildern zu können.<br />
Neue Erzähl- und Gestaltungsmuster<br />
Die Kinderliteratur der letzten Jahre<br />
ist literarischer geworden, macht auch<br />
komplexere Erzählstrategien für Kinder<br />
verständlich, differenziert bei den Figurenzeichnungen,<br />
lässt Deutungsspielräume<br />
für den Leser. Die Kinderliteratur<br />
von heute traut den Lesern mehr zu als<br />
die Literatur bis in das letzte Drittel des<br />
20. Jahrhunderts. Mehr und mehr haben<br />
<strong>bildung</strong>SPEZIAL 1 | 2013