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Scan (25 MB) - Deutscher Rat für Landespflege

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4. Weitere Einrichtungen des Umweltschutzes<br />

4.1 . S t a a t s f o r s t v e r w a 1 t u n g<br />

In der Forstgeschichte der Britischen Inseln spielt die Entwaldung<br />

durch Weide- und Brandwirtschaft, Schiffbau,<br />

Holzfeuerung u. a. m. eine bedeutende Rolle. Die ursprüngliche<br />

Waldvegetation verschwand bereits vor langer Zeit<br />

bis auf einige Restwälder und wirtschaftlich kaum bedeutsame<br />

Forsten als Nieder- und Mittelwälder.<br />

Vor dem Ersten Weltkrieg befanden sich nur 2 % der Wälder<br />

als ehemalige königliche Jagdbanngebiete im Eigentum<br />

des Staates, 98 % waren dagegen in privater Hand<br />

und in Flächengrößen von 2 - 20 ha zersplittert. Nur wenige<br />

Flächen hatten eine Größe von über 4 000 ha. Durch ein<br />

erstes Forstgesetz wurde 1919 die Forestry Commission<br />

(FC) mit dem Ziel gegründet, die vorhandenen privaten und<br />

öffentlichen Waldflächen zusammenzufassen und durch<br />

Ankauf und Aufforstung in den nächsten 50 Jahren ein Bewaldungsanteil<br />

von 10 % der Gesamtfläche zu erreichen.<br />

Im Jahre 1975 betrug der Anteil an Wald bereits über 8 %.<br />

Davon befinden sich etwa 50 % in privater und 50 % in öffentlicher<br />

Hand.<br />

Die Bundesrepublik Deutschland hat einen Waldanteil von<br />

knapp 30 %. Von dieser Fläche sind ca. 45 % Privatwald,<br />

30 % Staatswald und <strong>25</strong> % Kommunalwald. Auf die Bevölkerung<br />

umgerechnet stehen im Vereinigten Königreich 0,03<br />

ha Wald je Einwohner und in der Bundesrepublik Deutschland<br />

0,12 ha Wald zur Verfügung. Es besteht ein gesetzlicher<br />

Wiederaufforstungszwang. Holzfällungen sind in der<br />

Regel genehmigungspflichtig, ausgenommen ist nur der Eigenbedarf.<br />

Deutliche Unterschiede zur Forstwirtschaft in<br />

der Bundesrepublik Deutschland liegen im steuerlichen Bereich.<br />

Die FC ist nicht wie der NCC und die CC dem DOE,<br />

sondern dem Landwirtschaftsminister unterstellt.<br />

Neben der Anlage von Wäldern mit primär wirtschaftlicher<br />

Zielsetzung werden von der FC auch Erholungswälder geplant<br />

und betreut. So wurden bis heute sieben Forstparks<br />

mit Autostraßen, Picknick-, Zelt- und Wohnwagenplätzen,<br />

Wanderwegen u. a. m. angelegt. Die Bevölkerung kannte<br />

wegen der wenigen vorhandenen Waldreste kaum noch<br />

große zusammenhängende Waldflächen und hatte ihr Erholungsverhalten<br />

auf Heide, Moor und vor allem die Küsten<br />

ausgerichtet. Heute hat jedoch die Besucherzahl in den<br />

Wäldern, insbesondere in den Forstparks so stark zugenommen,<br />

daß eine ordnungsgemäße Waldbewirtschaftung<br />

in Frage gestellt wird. Diesen Problemen nimmt sich die<br />

FC mit großem Interesse und beachtlichen Erfolgen an.<br />

Der Anstieg in der Holzproduktion der zumeist jungen Wälder<br />

betrug im Durchschnitt der letzten zehn Jahre 6,5 %.<br />

Dennoch muß der britische Holzverbrauch noch zu 91 %<br />

aus Importen gedeckt werden. Es ist deshalb verständlich,<br />

wenn die FC, die seit 1919 fast 800 000 ha neue Aufforstungsflächen<br />

geschaffen hat, als wichtigstes forstpolitisches<br />

Ziel die Holzerzeugung nennt. Insgesamt hat die<br />

sehr junge britische Forstwirtschaft beachtliche Erfolge<br />

aufzuweisen.<br />

4.2. W a s s e r w i r t s c h a f t s b e h ö r d e<br />

Aufgrund des Wasserversorgungsgesetzes von 1973 wurden<br />

die Wasserversorgungsämter, -unternehmen und die<br />

zuständigen örtlichen Behörden in regionalen Wasserverbänden<br />

zusammengefaßt. So entstanden in England aus<br />

157 Wasserversorgungsunternehmen 29 Verbände für Fließgewässer<br />

und 1400 Abwässerverbände sowie 9 neue regionale<br />

Wasserbehörden, die den entsprechenden Ministerien<br />

unterstellt sind, z.B. in Fragen des Hochwasserschutzes<br />

dem Ministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Fischerei<br />

und in Fragen der Freizeit und Erholung sowie der<br />

Wasserversorgung und Gewässereinhaltung dem Umwelt-<br />

ministerium. Die neuen Wasserbehörden sind sog. „statutory<br />

bodies", d. h. selbständige Körperschaften des öffentlichen<br />

Rechts.<br />

Der Neuorganisation lagen folgende Zielvorstellungen zugrunde:<br />

- Gesicherte Wasserversorgung hinsichtlich Menge und<br />

Güte,<br />

- Hochwasserschutz,<br />

- Sicherung der Fischerei-Interessen,<br />

- Gewährleistung der Schiffahrt (soweit möglich),<br />

- Erhaltung und Gestaltung der Landschaft, Sauberhaltung<br />

der Fließgewässer,<br />

- Schaffung von Erholungsräumen.<br />

Die Absicht, landschaftsgestaltende Zielsetzungen in die<br />

wasserwirtschaftlichen Arbeiten mit einzubeziehen, wird<br />

durch die Zuständigkeit eines der Direktoren der regionalen<br />

Wasserbehörde für Flächennutzungspläne und Erholungsgebiete<br />

verdeutlicht. Außerdem ist die Mitarbeit von<br />

Landschaftsplanern in wasserwirtschaftlichen Planungen<br />

sichergestellt (z.B. beim Wasserwerk Windermere). Hier<br />

wurden der sonst übliche Hochbehälter mit einer Speicherkapazität<br />

von 22 700 m 3 und die Pumpstation mit Rücksicht<br />

auf die Erholungssuchenden und das Landschaftsbild unterirdisch<br />

angelegt. Keine Maschinengeräusche und nur<br />

wenige bauliche Anlagen beeinträchtigen den Wert jener<br />

Erholungslandschaft im Lake District.<br />

Die Anglian Water Authority besitzt mit Grafham Waier das<br />

größte Wasserwerk und den größten künstlichen Stausee<br />

im Vereinigten Königreich. Obwohl das Wasser in erster Linie<br />

als Trinkwasser bestimmt ist, sind ca. 90 % der Seefläche<br />

für verschiedene Freizeitaktivitäten freigegeben. So<br />

kann auf einem großen Teil des Sees geangelt und gesegelt<br />

werden. Im flacheren westlichen Teil des Stausees ist<br />

ein Vogelschutzgebiet ausgewiesen. Eine Bojenkette markiert<br />

die Grenze und hält störende Ruder- und Segelboote<br />

fern. Diese vielfache Nutzung des Wassers kann zwar zu<br />

einer zusätzlichen Verunreinigung des Wassers führen; es<br />

handelt sich jedoch im Falle von Grafham Water um verschmutztes<br />

Flußwasser, das aus dem Ouse-Fluß in das Reservoir<br />

gepumpt wird, weshalb eine Reinigung durch eine<br />

in der Nähe liegende Anlage notwendig wird.<br />

Die Beispiele von Windermere und Grafham Water zeigen<br />

- ähnlich wie an zahlreichen deutschen Talsperren -<br />

eine harmonische Verbindung wasserwirtschaftlicher Ziele<br />

mit solchen der Freizeit- und Erholung.snutzung.<br />

5. Naturschutz und Landschaftspflege in England<br />

Als Reaktion auf die zunehmende lndustriealisierung und<br />

Verstädterung sind schon in der zweiten Hälfte des 19.<br />

Jahrhunderts die Anfänge eines zielgerichteten Naturschutzes<br />

erkennbar. Er beschränkte sich zunächst nur auf den<br />

Schutz von Einzelobjekten. Erst später schloß er den<br />

Schutz natürlicher Lebensgemeinschaften und bemerkenswerter<br />

Landschaftsteile mit ein. Das Bestreben des Naturschutzes,<br />

wertvolle Naturdenkmale zu erhalten, beruhte zunächst<br />

fast ausschließlich auf privater Initiative. Es entstanden<br />

bereits im Jahre 1926 Vereinigungen, die sich für die<br />

„Erhaltung des ländlichen England", für die Schaffung von<br />

Nationalparks und Naturschutzgebieten und gegen die<br />

schädlichen Folgen einer planlosen industriellen Entwicklung<br />

einsetzten. Bedingt durch die beiden Weltkriege und<br />

die Weltwirtschaftskrise konnten erst nach dem Ende des<br />

Zweiten Weltkrieges aufgrund neuer Gesetze einige Gebiete<br />

unter Schutz gestellt werden.<br />

Heute stehen <strong>25</strong> % der Gesamtfläche von England und Wales<br />

unter einem Schutz verschiedener lntensitätsstufen. Es<br />

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