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Scan (25 MB) - Deutscher Rat für Landespflege

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ung der Landschaft zu verhindern, werden von den britischen<br />

Planungsbehörden für zukünftige Bauvorhaben Rekultivierungsauflagen<br />

erteilt. Ein Erfolg aber wird nicht nur<br />

von der festen Entschlossenheit und Initiative seitens der<br />

Behörden, sondern auch vom guten Willen der Unternehmer<br />

abhängig sein.<br />

6.1. St ok e -on-Trent<br />

Stoke-on-Trent, Grafschaft Stafford, ist eine von vielen<br />

durch industrielle Ödlandflächen gekennzeichnete Städteagglomeration.<br />

Es handelt sich ursprünglich um sechs<br />

Städte, d ie Anfang des 19. Jahrhunderts durch ihre aufblühende<br />

Industrie (Keramik-, Tonwaren-, Chemische, Stahlund<br />

Hüttenindustrie) verbunden wurden. Mit 1 000 ha Industrie-Brac<br />

hland ist Stoke-on-Trent heute eine der rekultivierungsbedürftigsten<br />

Städte Europas.<br />

Durch großangelegte Rekultivierungsmaßnahmen wurden in<br />

den letzten 10 Jah ren die Schlackenhalden und Gruben in<br />

die Stadt integriert. Ziel der Planungen, die in Händen von<br />

Land Use Consultants liegen, ist es, keine Park-, sondern<br />

eine Stadtlandschaft zu schaffen, die auch nach der Rekultivierung<br />

an die Industriezweige erinnert, die den Charakter<br />

der Stadt prägten.<br />

Die Trassen der alten Eisenbahnlinien dienen heute als innerstädtische<br />

Fußgänger-, Radfahr- und Reitwege oder<br />

ortsverbindende Grünwege. Auch die zwei bis drei Meter<br />

breiten Kanäle, ehemalige Transportwege, und der Westport-Lake,<br />

früher Kläranlage eines Chemiewerkes, werden<br />

heute für Erholungszwecke genutzt.<br />

Die Schlackenhalden wu rden durch Auftrag einer 5 cm dikken<br />

Schicht Mutterboden oder Klärschlamm auf die Einsaat<br />

vorbereitet. In beiden Fällen wurden Düngemittel vor<br />

und nach der Aussaat hinzugesetzt. Obwohl die Böden unterschiedlichste<br />

PH-Werte von 7,4 bis 2,2 aufwiesen, konnten<br />

gute Anwuchserfolge festgestellt werden.<br />

Sowohl aus Kostengründen als auch zu r Vermeidung eines<br />

Parkcharakters wurden zur Bepflanzung lediglich einheimische<br />

Gehölzarten verwandt. Es stellte sich heraus, daß die<br />

Laubbäume trotz des schwierigen Standorts sehr gut anw<br />

uchsen. Auf das Anpflanzen von Nadelbäumen mußte<br />

man jedoch bald verzichten, da 90 % des Pflanzenmaterials<br />

aufgrund hoher Luftverschmutzung und der Nährstoffarmut<br />

der Schlackeböden ausfielen.<br />

6.2. R o d d y m o o r<br />

Im Jahre 1965 begann die Countryside Commission mit der<br />

Rekultivierung von Roddymoor, eines Kohlebergbaugebietes<br />

mit ausgedehnten hohen Halden. Die Arbeiten wurden<br />

von der Universität Newcastle geplant und ausgeführt.<br />

Um das Ziel der Rekultivierung, die harmonische Einfügung<br />

der Industrieflächen in das Landschaftsbild, zu verwirklichen,<br />

waren umfangreiche Erdarbeiten notwendig.<br />

Diese A rbeiten sind so gut gelungen, daß der Besuchet<br />

nicht mehr Rekultivierung und unbeeinflußte Landschaft<br />

unterscheiden kann.<br />

Aus finanziellen Gründen wurde vor der Pflanzung auf einen<br />

Bodenauftrag verzichtet. Die Flächen wurden zunächst<br />

mit ein- bis zweijährigen Pionierholzarten (Erle, Pappel,<br />

Weide) bepflanzt. Auf den landwirtschaftlich genutzten Flächen<br />

werden heute 56 Ballen Heu/ ha geerntet. In den Halden<br />

herrschten früher, durch schwelende Kohle hervorgerufen,<br />

Temperaturen bis zu 1 000 ·c vor. Die Verbrennungen<br />

haben zur Folge, daß manche Flächen noch heute absacken.<br />

Zur Wiedereingliederung der Halden und Industrieflächen<br />

in die Landschaft wurden 30 000 DM/ha aufgewendet.<br />

6.3. B i g W a t e r<br />

Hier handelt es sich um die Rekultivierung eines verlassenen<br />

Kohlebergbaugebietes in einem Naturreservat. Schwelende<br />

Kohlereste faßte man hier mit einem Tongürtel ein<br />

und ließ sie ausbrennen. Der größere Teil der Flächen ist<br />

für den Naturschutz, nur ein geringer Teil für landwirtschaftliche<br />

Zwecke vorgesehen.<br />

Hauptsächlich soll dieses Gebiet als Rastplatz für Vögel<br />

dienen. So ließ man eine Abbaufläche mit Grundwasser<br />

auflaufen; um den Tieren Nistplätze zu bieten, wurde das<br />

Seeufer mit Gehölzen bepflanzt. Der Zufluß zum See wurde<br />

vornehmlich mit Kräutern und Stauden, weniger durch Bäume<br />

und Sträucher begrünt.<br />

Um das Gebiet vor einer zu hohen Besucherzahl zu schützen,<br />

wurden keine Wanderwege angelegt. Obwohl man vor<br />

der Pflanzung keinen Mutterboden auf die Flächen aufgetragen<br />

hatte, w urden für die Rekultivierung noch 20 000<br />

DM/ha benötigt. Mittel in dieser Höhe dürften in der Regel<br />

weder in England noch in der Bundesrepublik Deutschland<br />

für großflächige Rekultivierungen - von Modellprojekten<br />

abgesehen - selten zur Verfügung stehen.<br />

6.4. H o 1 m e P i e r r e p o n t ( N a t i o n a 1 e s<br />

Wasserspor tzentrum)<br />

Am 27. Juli 1973 wurde das Nationale Wassersportzentrum<br />

Holme Pierrepont, südlich von Nottingham, eingeweiht.<br />

Wo noch vor wenigen Jahren neben den Ufern des Flusses<br />

Tren t, nahe der Ortschaft Holme Pierrepont, zahlreiche aufgelassene<br />

Kiesgruben das Landschaftsbild stark beeinträchtigten,<br />

besteht heute ein „Naturpark", der ein Wassersportzentrum<br />

einschließt. Anlaß zum Bau dieses Zentrums<br />

war die Notwendigkeit, eine den internationalen Anforderungen<br />

des Ruder- und Segelsports entsprechende Regattastrecke<br />

zu schaffen. Die Gest altung der An lage übernahm<br />

die Universität Southampton. Es wurden die Erfahrungen<br />

ausgewertet, die mit den olympischen Wassersportanlagen<br />

in München gemacht wurden.<br />

Die Hauptruderstrecke ist über 2 000 m lang und weist eine<br />

Tiefe von 3,5 m auf. Die relativ große Tiefe sol l den Propellereffekt,<br />

d. h. das Aufwirbeln von Ablagerungen am Boden,<br />

verhindern. Diese Rennstrecke, entstanden aus der Verbindung<br />

ausgekiester Gruben, wird vom Grundwasser gespeist.<br />

Bei großer Trockenheit kann Wasser aus dem Fluß<br />

Trent zu r Auffüllung entnommen werden. Neben den Möglichkeiten<br />

zum Angeln und Tauchen, für Wasserski und<br />

Picknick, wurde auch ein Naturschutzgebiet eingerichtet.<br />

Insgesamt mußten für die Anlage 1 500 000 Pfund Sterling,<br />

etwa 7 Mio DM, aufgebracht werden.<br />

Als beispielhaft kann auch in diesem Fall die neue Nutzung<br />

ehemaligen Industriebrachlandes gelten. In der Trägerschaft<br />

teilen sich die Sportverbände, die Grafschaftsbehörden<br />

und die Zentralregierung in London, die auch die<br />

Investitions- und Unterhaltungskosten übernehmen.<br />

7. Zur Anlage neuer Städte in England „ New Towns"<br />

Um die Entstehungsgeschichte der neuen Städte, ihre Planung,<br />

ihre Beziehungen zum Umland und vor allem auch<br />

die innerstädtischen Grünanlagen kennenzulernen, hat der<br />

<strong>Rat</strong> auf seiner Bereisung auch Washington New Town besichtigt.<br />

Die neue Stadt wurde 1964 als eine der letzten einer<br />

langen Entwicklungsreihe gegründet, die von Ebenezer<br />

Howard in einer der frühesten und erfolgreichsten Bürgerinitiativen<br />

Ende des vorigen Jahrhunderts ausgelöst wurde:<br />

Gründung einer Gartenstadtgesellschaft als geistig und<br />

materiell vorbereitende und tragende Organisation - Bau<br />

der ersten Stadt Letchworth Anfang des Jahrhunderts, und<br />

einer zweiten Stadt 1920 (Welwyn) - 1938 Zusammenfassung<br />

der Erfahrungen in einen Bericht an d ie Regierung<br />

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