Contra emag Nr. 00/14
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Wie die Grafik links aufzeigt,<br />
galten im Jahr 2010 rund 17%<br />
der US-Privathaushalte als arm.<br />
Besonders hoch fällt dabei mit<br />
11 Prozentpunkten die Zahl der<br />
sogenannten „working poor“<br />
(arbeitende Arme) aus. Hierbei<br />
wird deutlich, dass die Erwerbsarbeit<br />
für etwa jeden zehnten<br />
Haushalt nicht ausreicht, um<br />
einen angemessenen Lebensstandard<br />
aufrecht zu erhalten.<br />
Ein „Bedingungsloses Grundeinkommen“ würde hierbei zwar nicht dafür sorgen,<br />
dass der Billiglohnsektor verschwindet, doch die Zahl der armen Haushalte wäre<br />
damit zumindest um diese 11 Prozentpunkte reduziert, da diese zusammen mit den<br />
Erwerbseinkommen – so gering diese auch sein mögen – über die Armutsschwelle<br />
kämen. Grafik: Wikimedia – CC-BY-SA 3.0<br />
Dennoch gibt es Bedenken<br />
über die Effizienz der amerikanischen<br />
Sozialprogramme.<br />
So nützten die<br />
Steuergutschriften vor<br />
allem den "working poor",<br />
während sich die Beschäftigungslosen<br />
hauptsächlich<br />
auf die direkten Sozialleistungen<br />
verlassen mussten.<br />
Insbesondere die Zuteilung<br />
von Lebensmittelmarken<br />
explodierte während der<br />
Krisenjahre extrem, während<br />
das Programm "Temporäre<br />
Unterstützung für<br />
bedürftige Familien", welches<br />
von den Bundesstaaten<br />
getragen wird, kaum in<br />
Anspruch genommen<br />
wurde. Dabei hat jedes dieser<br />
Programme seine eigenen<br />
Regeln und Vorschriften:<br />
Bei den Lebensmittelmarken<br />
gilt die Einschränkung<br />
auf bestimmte Produkte,<br />
während zum Beispiel<br />
das Familienhilfeprogramm<br />
Vorschriften hinsichtlich<br />
des Schulbesuchs<br />
und der Arbeit macht.<br />
Die wichtigere Frage ist<br />
jedoch, wie sich die unterschiedlichen<br />
Maßnahmen<br />
langfristig auswirken. Insbesondere<br />
hinsichtlich der<br />
sozialen und wirtschftlichen<br />
Mobilität. Dabei wurde festgestellt,<br />
dass die bisherigen<br />
Maßnahmen in den letzten<br />
Dekaden recht wirkungslos<br />
blieben. Speziell im US-amerikanischen<br />
Kontext<br />
bleibt die politische Sicht<br />
zur Bekämpfung der Armut<br />
gespalten. Sowohl aus der<br />
historischen wie auch wirtschaftspolitischen<br />
Perspektive.<br />
In Brasilien war die Lage<br />
der politischen Landschaft<br />
vor zehn Jahren ähnlich.<br />
Während sich die Armut vor<br />
allem auf den Norden und<br />
vorwiegend auf die<br />
schwarze Bevölkerung konzentrierte,<br />
sorgte die Verteilung<br />
von Geld ohne<br />
13<br />
umfangreiche Bedingungen<br />
an diese Bevölkerung zu<br />
massiven Bedenken. Groß<br />
war die Angst, dass damit<br />
die Steuerzahler abgezockt<br />
werden könnten. Dennoch<br />
kümmerte sich die Regierung<br />
nicht um diese Vorwürfe,<br />
sondern verteilte das<br />
Geld an jene Familien, die<br />
unterhalb der Armutsgrenze<br />
lebten. Diese Transferleistungen,<br />
von denen aktuell<br />
etwa <strong>14</strong> Millionen Menschen<br />
profitieren, sorgten für eine<br />
Stärkung des sozialen Ausgleichs,<br />
wie aktuelle Erhebungen<br />
(siehe Grafik auf<br />
Seite 12) zeigen.<br />
Dabei wird das Geld jeden<br />
Monat auf eine Magnetkarte<br />
geladen, die zumeist im<br />
Besitz jener Frauen ist, die<br />
über das Sorgerecht für die<br />
Kinder verfügen. Denn es<br />
wird davon ausgegangen,<br />
dass die Frauen das Geld<br />
deutlich besser verwalten,<br />
da sie ja für ihre Kinder sor-