Contra emag Nr. 00/14

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Schwellenländer: Schattenbanken auf Vernichtungsfeldzug Das globale Finanzsystem ist wieder einmal außer Rand und Band. Grund dafür: Die Senkung der Anleihenkäufe durch die Fed, die erwartete Zinserhöhung in den USA angesichts der positiven wirtschaftlichen Anzeichen, sowie die damit einsetzenden Währungsprobleme der Schwellenländer. Mit der Flucht des Fremdkapitals zurück in die USA, droht der ökonomische Kollaps. Finanzmärkte funktionieren nicht unbedingt nach den Grundsätzen rationaler Entscheidungen. Vielmehr agieren die Händler und Spekulanten oftmals wie aufgeschreckte Herden: Dort wo die bessere Rendite lohnt, fließt auch das Geld hin. Angesichts der Unsummen die auf diesen Märkten zirkulieren, vermögen selbst die Notenbanken oftmals nur wenig dagegen auszurichten. Das Problem hierbei sind nicht nur die Banken selbst, sondern vor allem die "Schattenbanken" in Form von den vielfältigen Fonds- und Versicherungsgesellschaften. Die Schwellenländer galten lange Zeit als einzige Alternative zu den mageren Renditen in den USA und Europa. Ein stabiles Wirtschaftswachstum, die Heranbildung einer größeren Mittelschicht, sowie prosperierende Unternehmen sorgten bei relativ stabilen Wechselkursen und moderaten Inflationsraten für einen enormen Zustrom von Kapital aus den Industriestaaten. Damit finanzierten die aufstrebenden Länder jedoch zumeist ein immer weiter ausuferndes Leistungsbilanzdefizit. Die damit verbundene stark gestiegene Auslandsverschuldung wird jetzt zu einem veritablen Problem. Entsprechend dem Herdentrieb auf den Finanzmärkten sorgen die aktuellen Unsicherheiten in Ländern wie Argentinien, Brasilien, der Türkei, Südafrika und Indonesien dafür, dass sich der Abwärtstrend immer weiter verstärkt. Verständlich: Verlassen einige "Großinvestoren" die jeweiligen Märkte, sinken die Kurse – fallen sie unter eine bestimmte Marke, fangen die ersten Massenverkäufe an, damit sinken die Kurse noch weiter so dass die Flucht enorme Ausmaße annimmt. Problematisch ist diese Entwicklung vor allem für Staaten und Unternehmen, die ihre Kredite in Fremdwährungen (v.A. US-Dollar, aber auch Euro) aufgenommen haben. Sie erzielen ihre Einnahmen zumeist in lokaler Währung die immer mehr an Wert verliert, müssen ihre Kredite und Anleihen jedoch in Dollar oder Euro zurückzahlen. Für viele Firmen bedeutet dies den finanziellen Todesstoß, so dass die Entwicklung auf den Finanzmärkten direkten 34
Einfluss auf die Realwirtschaft hat. Die finanzielle Übermacht dieser "Schattenbanken" zeigt sich in der Summe des globalen Finanzkapitals: 135,5 Billionen US- Dollar (2012). Die sogenannten "BRIC" (siehe Statistik oben) erwirtschafteten im selben Jahr hingegen gerade einmal knappe 15 Billionen US-Dollar. Das heißt: Wenn die Kapitalbewegungen aus diesen Ländern auch nur etwas mehr als 1% des globalen Kapitals ausmachen, sind das gleich rund 10% der gesamten jährlichen Wirtschaftsleistung dieser Staaten. Dagegen kann keine Zentralbank ankommen, da die Devisenreserven für Stützungskäufe zu gering sind, und große Zinsschritte nach oben (wie jene kürzlich in der Türkei) die Wirtschaft komplett abwürgen können. (mm) 35
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