Contra emag Nr. 00/14
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Meinung: Der<br />
Run auf die<br />
Ukraine hat<br />
schon längst<br />
begonnen<br />
Die Ukraine wird<br />
zwischen EU, USA<br />
und Russland förmlich<br />
zerrieben. Janukowytsch<br />
wird dem Druck<br />
früher oder später nicht<br />
mehr standhalten können.<br />
Was danach kommt, kann<br />
niemand abschätzen. Dass<br />
diese fragwürdige, merkwürdige<br />
und selbsternannte<br />
Opposition das Land wieder<br />
stabilisieren kann, daran<br />
glauben viele nicht. Für den<br />
Westen ist Klitschko der<br />
Befreier der Ukraine, tatsächlich<br />
ist er politisch<br />
unerfahren, kurzsichtig und<br />
nur auf Konfrontation aus.<br />
Der Boxer ist im Ring ein<br />
Ass, auf der Politbühne<br />
könnte er K.O. gehen.<br />
Demokratie einzufordern<br />
ist das Eine, diese Demokratie<br />
aber mit Gewalt<br />
durchsetzen zu wollen,<br />
schließt sich eigentlich von<br />
selbst aus. Gewalt erzeugt<br />
Gegengewalt. Und die<br />
Staatsgewalt, sowie die<br />
Macht sie zu befehligen<br />
liegt in der Hand von Janukowytsch.<br />
Der wiederum<br />
setzt die Staatsgewalt verhältnismäßig<br />
ein. Der (gar<br />
nicht so) demokratische<br />
Westen schreit auf und läuft<br />
Sturm. Amerikaner und EU-<br />
Führer machen sich gleichzeitig<br />
wichtig und rügen<br />
den bösen "diktatorisch<br />
regierenden" Präsidenten,<br />
der seine Polizisten prügelnd<br />
auf "wehrlose"<br />
Demonstranten loslässt.<br />
Dass extremistische Gruppen<br />
die Sicherheitskräfte<br />
attackieren, erfahren wir<br />
allerdings nur am Rande.<br />
Jede Regierung dieser Welt<br />
hat die Pflicht die verfassungsmäßige<br />
Ordnung wiederherzustellen,<br />
wenn diese<br />
von Aufrührern untergraben<br />
wird. Wäre Janukowytsch<br />
wirklich undemokratisch,<br />
wäre er nicht dazu bereit<br />
gewesen, auch nur im<br />
geringsten irgendwelche<br />
Verhandlungen mit der<br />
stümperhaften Opposition<br />
einzugehen.<br />
Der Vorzeige-Boxer<br />
Klitschko gewinnt im Ring<br />
fast jeden Kampf – nur<br />
für den politischen Kampf<br />
ist er zu schwach.<br />
Klitschko versetzt sich<br />
selbst in einen Rauschzustand.<br />
Er ist voller<br />
Adrenalin und Kampfeswillen,<br />
dabei vergisst er<br />
jedoch den Kopf einzusetzen.<br />
Es gibt keine Brille<br />
für politische Kurzsichtigkeit.<br />
Der Boxprofi geht politisch<br />
an die Grenzen des<br />
Machbaren. Selbst riskiert<br />
der Wahldeutsche jedoch<br />
nur wenig. Klitschko will<br />
alles, und das auch noch<br />
sofort. So muss er sich entscheiden:<br />
ringt er nur um<br />
seine Anhängerschaft, oder<br />
kommt er dem Präsidenten<br />
auch einen Schritt näher.<br />
Und da gibt es noch andere<br />
Oppositionelle, ohne Boxerfahrung<br />
und deshalb weniger<br />
bekannt in Europa.<br />
Auch mit wenig Politikverständnis<br />
wird jedem einleuchten,<br />
dass ein Einlenken<br />
in der Forderung eines<br />
sofortigen Rücktritts von<br />
Janukowytsch der einzige<br />
Weg ist, sofort Maßnahmen<br />
zur Befriedung setzen zu<br />
können und ein Datum für<br />
Neuwahlen auszuhandeln.<br />
Dieser Vorschlag kam nämlich<br />
schon vom Präsidenten.<br />
Das dürfte allerdings einigen<br />
Krawallmachern auf<br />
dem Maidan nicht gefallen.<br />
Es riecht nach Anarchie.<br />
(aek)<br />
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