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Contra emag Nr. 00/14

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ÖVP – Die<br />

schwarze<br />

Reichshälfte<br />

ist führerlos<br />

Vor einigen Tagen<br />

musste Michael<br />

Spindelegger,<br />

(Noch-) Bundesparteiobmann<br />

der Österreichischen<br />

Volkspartei (ÖVP) daran<br />

erinnern, dass er der Chef<br />

der Partei sei. Wer daran<br />

erinnern muss, den nimmt<br />

niemand mehr ernst und<br />

darf sich in die Ahnenreihe<br />

der Parteichefs im Hinterzimmer<br />

einordnen. Wahrscheinlich<br />

war Spindelegger<br />

immer schon der falsche<br />

Mann für die Parteiführung<br />

einer konservativen Partei.<br />

Sein Kuschelkurs mit den<br />

Sozialdemokraten lässt<br />

kaum mehr Unterschied<br />

zwischen den Koalitionspartnern<br />

erkennen. Auch<br />

das totgeschwiegene Milliardenloch<br />

und neue Steuern<br />

machen diesen Michael<br />

Spindelegger bei den Wählern<br />

nicht beliebter.<br />

Seit 1945 ist Österreich<br />

praktisch zweigeteilt. Das<br />

hat nichts mit den Befreiern<br />

(Besatzern) zu tun, die<br />

zehn Jahre später das Land<br />

verlassen haben, sondern<br />

bezeichnet lediglich den<br />

Umstand, dass Österreich<br />

von den damaligen Sozialisten<br />

und Konservativen politisch<br />

besetzt wurde. Überall<br />

wo es Schalthebel gab,<br />

wurden diese erfolgreich<br />

von Rot und Schwarz okkupiert<br />

um ihre Macht im ganzen<br />

Land mehr oder weniger<br />

gleichmäßig zu verteilen.<br />

Von den Kammern und<br />

Bünden, Bundesbahn und<br />

ORF, Banken, verstaatlichte<br />

Industrie oder Sportverein,<br />

diese Parteien machten vor<br />

nichts Halt. Bis heute hat<br />

sich wenig verändert. Die<br />

Spitzen dieser Organisationen<br />

sind stimmgewichtig<br />

und bringen nicht selten<br />

den eigenen Parteichef zu<br />

Fall.<br />

In Österreich gibt es praktisch<br />

keine konservative<br />

Partei mehr. Unter der Führung<br />

Spindeleggers gleichte<br />

sich die ÖVP der SPÖ<br />

gewissermaßen an. So war<br />

auch nach der letzten Wahl<br />

ziemlich schnell ersichtlich<br />

wohin die Reise geht. Zum<br />

Schein spielte uns Spindelegger<br />

vor, dass eine große<br />

Koalition nicht ausgemacht<br />

sei, dennoch wusste jeder<br />

von uns, dass es fast keine<br />

anderen Möglichkeiten gibt.<br />

Die ÖVP unter Spindelegger<br />

hat auch keine "Eier" um<br />

mit der FPÖ und einem weiteren<br />

Partner eine Regierung<br />

zu stemmen. So war<br />

es fix ausgemacht, und wir<br />

müssen fünf weitere Jahre<br />

so tun, als wäre alles in<br />

bester Ordnung.<br />

Vizekanzler Michael Spindelegger, ÖVP. Bild: oevp.at<br />

4<br />

In der ÖVP ist auch selten<br />

der Parteiobmann derjenige<br />

der die Hosen trägt. Die<br />

starken Landeshauptleute,<br />

aber auch die mächtigen<br />

Bünde bis hin zum Präsidenten<br />

der Wirtschaftskammer,<br />

sind die eigentlichen<br />

und unberechenbaren<br />

Kräfte in der Volkspartei.<br />

Sie sind - zum Leidwesen<br />

des Parteiobmanns – immer<br />

wieder gut für Zwischenrufe<br />

und lassen einen Parteichef<br />

dadurch gehörig ins Schwitzen<br />

geraten. Die Auseinandersetzungen<br />

der letzten<br />

Tage, gehen aber schon<br />

mehr in die Richtung einer<br />

Meuterei. Der Kapitän<br />

möchte das sinkende ÖVP-<br />

Schiff noch nicht verlassen,<br />

auch wenn ihm das Wasser<br />

mittlerweile bis zum Hals<br />

steht. Die einzige Möglich-

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