Zeitschrift 1/2010 [Download,*.pdf, 3,94 MB] - Statistik - Freistaat ...
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der bis zum aktuellen Rand anhält. So nahmen<br />
die in den ersten acht Monaten 2009<br />
realisierten Umsätze in Höhe von 2,0 Milliarden<br />
€ gegenüber dem Vorjahreszeitraum mit<br />
2,5 Milliarden € um 20,0 Prozent ab, wobei<br />
die Auslandsumsätze eine etwas zeitiger aber<br />
prinzipiell gleichstark abwärtsgerichtete Entwicklung<br />
wie die Inlandsumsätze zeigten. Die<br />
durchschnittliche Exportquote lag bei 20 Prozent.<br />
An Arbeitsstunden wurden von Januar<br />
bis August 2009 27,2 Millionen geleistet, in<br />
den Vorjahresmonaten waren es 30,0 Millionen.<br />
Damit ging das Volumen jüngst um<br />
9,3 Prozent zurück. Die Zahl der tätigen Personen<br />
sank seit ihrem Maximum im Oktober<br />
2008 von fast 27 300 nahezu beständig auf<br />
25 900 im August 2009, also um insgesamt<br />
5,2 Prozent. Der massive Einsatz von Kurzarbeitern,<br />
die bereits ab Mitte des 4. Quartals<br />
2008 signifikant über dem Stand in den Vormonaten<br />
lagen und sich bis zuletzt auf einem<br />
sehr hohen Niveau bewegten (vgl. Tab. 1),<br />
wirkte auch in dieser Branche einem noch<br />
stärkeren Arbeitsplatzabbau entgegen. Zusammenfassend<br />
verlief die wirtschaftliche<br />
Entwicklung hier also in nahezu vergleichbarer<br />
Intensität wie jene in der sächsischen<br />
Industrie insgesamt.<br />
Die Entwicklungen bei der „Herstellung von<br />
elektrischen Ausrüstungen“ trugen überdurchschnittlich<br />
negativ zu den im BVG<br />
insgesamt zu beobachtenden Umsatz- bzw.<br />
Arbeitszeit- und Beschäftigungsrückgängen<br />
bei. Dagegen verlief die Entwicklung in der<br />
chemischen Industrie, in den Wirtschaftszweigen<br />
„Herstellung von Papier, Pappe und<br />
Waren daraus“ und „Herstellung von Gummi-<br />
und Kunststoffwaren“ sowie in einigen<br />
weiteren weniger umsatzstarken Branchen<br />
sowohl beim Umsatz als auch bei den von<br />
den Beschäftigten geleisteten Arbeitsstunden<br />
tendenziell moderater abwärtsgerichtet<br />
als in der sächsischen Industrie insgesamt.<br />
In einigen wenigen Branchen waren im Untersuchungszeitraum<br />
relativ gleichförmige<br />
oder sogar aufwärtsgerichtete Entwicklungsverläufe<br />
zu beobachten. Exemplarisch seien<br />
hier der sonstige Fahrzeugbau und darüber<br />
hinaus der Bergbau, in dem hauptsächlich<br />
Förderung von Braunkohle unabhängig von<br />
der Krise betrieben wird, sowie die Pharmaindustrie<br />
angeführt. So lag der bei der „Herstellung<br />
von pharmazeutischen Erzeugnissen“<br />
erwirtschaftete Gesamtumsatz von Januar<br />
bis August 2009 bei 255 Millionen € und damit<br />
13,3 Prozent höher als in der Vorjahresperiode<br />
mit 225 Millionen €. Dabei kamen die<br />
Wachstumsimpulse fast ausschließlich aus<br />
dem Ausland. So stieg das über die obigen<br />
Zeiträume summierte Ausfuhrvolumen von<br />
Produkten der Pharmaindustrie um 11,1 Prozent,<br />
bei den Importen waren es sogar<br />
17,6 Prozent (vgl. Abb. 2). Der Anteil des Auslandsumsatzes<br />
am Gesamtumsatz erhöhte<br />
sich von 56,4 Prozent 2008 auf 60,9 Prozent<br />
2009. Höher ist jener Anteil lediglich in der<br />
chemischen Industrie. Die Sum me der geleisteten<br />
Arbeitsstunden von Januar bis August<br />
belief sich 2009 auf 2,4 Millionen. Das waren<br />
9,1 Prozent mehr als 2008 mit fast 2,2 Millionen<br />
Stunden. Der Zuwachs resultierte aus<br />
einem nahezu kontinuierlichen Anstieg der<br />
tätigen Personen über die vergangenen Jahre.<br />
So erreichte deren Zahl im August 2009<br />
mit knapp 2 200 Personen ein neues Maximum.<br />
In Kurzarbeit war in der Pharmaindustrie<br />
dagegen bis zuletzt niemand beschäftigt<br />
(vgl. Tab. 1). Die positive wirtschaftliche Entwicklung<br />
bei der „Herstellung von pharmazeutischen<br />
Erzeugnissen“ als einem allgemein<br />
wachsenden Markt ist vermutlich darauf zurückzuführen,<br />
dass die Branche für die medizinische<br />
Grundversorgung der Bevölkerung<br />
verantwortlich ist, welche in ökonomischen<br />
Krisenzeiten infolge der durch sie ausgelösten<br />
Zunahme gesundheitlicher Probleme [12]<br />
noch wichtiger wird. 10) Die Umsatz- und Beschäftigtenanteile<br />
am BVG insgesamt liegen<br />
allerdings sowohl in der Pharmaindustrie als<br />
auch in den übrigen o. a. Wirtschaftszweigen<br />
jeweils weit unter vier Prozent und damit zu<br />
niedrig, um die Gesamtentwicklung in der<br />
sächsischen Industrie entscheidend zu beeinflussen.<br />
Zusammenfassung und Ausblick<br />
Die Wirtschaftskrise erreichte die sächsische<br />
Industrie zum Ende des 3. Quartals 2008 und<br />
dauerte in den meisten Industriezweigen bis<br />
zum aktuellen Rand, also bis August 2009<br />
an. In den meisten Fällen setzte die rückläufige<br />
Entwicklung bei den wirtschaftlichen<br />
Kenngrößen – insbesondere beim Umsatz<br />
– allerdings ungleich ein. Die Intensität der<br />
Rückgänge nahm während der Krise aber in<br />
aller Regel erheblich zu. Einige wenige Wirtschaftszweige<br />
blieben von den Auswirkungen<br />
der Krise verschont. Die Entwicklung von<br />
Auftragseingängen und Umsätzen verläuft<br />
weitestgehend ähnlich, wobei Erstere im<br />
Durchschnitt um wenige Monate vorlaufen.<br />
In der Mehrzahl der Fälle stammten die ersten<br />
und tendenziell stärkeren Einflüsse hierzu aus<br />
dem Ausland. Zwischen der Entwicklung der<br />
geleisteten Arbeitsstunden und der der tätigen<br />
Personen, bei der die Veränderungsraten<br />
grundsätzlich niedriger ausfallen, besteht ein<br />
durchschnittliches Time-lag von etwa einem<br />
Quartal. Dies ist vorrangig auf den starken<br />
Anstieg der in Kurzarbeit Beschäftigten zurückzuführen<br />
(vgl. Tab. 1). Da die geleisteten<br />
Arbeitsstunden den rückläufigen Umsätzen<br />
in der Regel ebenfalls etwas zeitverzögert<br />
folgen, vergehen mehrere Monate, bevor<br />
sich die negative Entwicklung in der Realwirtschaft<br />
signifikant auf dem Arbeitsmarkt<br />
bzw. in der Insolvenzstatistik niederschlägt.<br />
So erhöhte sich die Zahl der Insolvenzen in<br />
der sächsischen Industrie in den ersten acht<br />
Monaten 2009 gegenüber der Vorjahresperiode<br />
um 21 Fälle bzw. 23,1 Prozent.<br />
Die Fortsetzung der Arbeiten wird zunächst<br />
darin bestehen, die Entwicklungen in den –<br />
insbesondere umsatzstarken – Branchen tiefer<br />
differenziert zu untersuchen, um festzustellen,<br />
von welchen Industriegruppen ein besonderer<br />
Einfluss auf die Gesamtentwicklung ausging. In<br />
einem weiteren Schritt sollen dann die Konjunkturdaten<br />
aus der amtlichen <strong>Statistik</strong> mit<br />
den Befragungsergebnissen aus den ifo-Konjunkturtests,<br />
genauer zum ifo-Geschäftsklimaindex<br />
[3] zusammen betrachtet werden, um die<br />
bestehenden Zusammenhänge herauszuarbeiten.<br />
Roman Straube, Dipl.-Volkswirt, Wissenschaftlicher<br />
Mitarbeiter im Bereich Gesamtwirtschaftliche<br />
Analysen<br />
10) Vermutlich trug – speziell im Jahr 2009 – auch die vermehrte<br />
Produktion eines Impfstoffes gegen die „Neue Grippe“ zur<br />
positiven Entwicklung in der Pharmaindustrie bei.<br />
12 | Copyright Statistisches Landesamt des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen | <strong>Statistik</strong> in Sachsen 1/<strong>2010</strong>