Zeitschrift 1/2010 [Download,*.pdf, 3,94 MB] - Statistik - Freistaat ...
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Ilona Weber<br />
Einführung des elektronischen Codiersystems IRIS<br />
in Sachsen<br />
Vorbemerkungen<br />
Die Todesursachenstatistik stellt das Bindeglied<br />
zwischen der Bevölkerungsfortschreibung<br />
(Sterbefallstatistik) und den Gesundheitsstatistiken<br />
dar. Sie gibt Aufschluss über<br />
die Ursachen, die zum Tod geführt haben.<br />
Gegenwärtig erhält das Statistische Landesamt<br />
des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen, wie auch alle anderen<br />
Statistischen Landesämter, monatlich<br />
von den Gesundheitsämtern ein Exemplar des<br />
vertraulichen Teils der Todesbescheinigung<br />
mit den dort exakt definierten Merkmalen.<br />
Dies ist im Sächsischen Bestattungsgesetz<br />
[1], welches am 11. Juli 2009 modifiziert wurde,<br />
geregelt. Die Gesundheitsämter sind laut<br />
Sächsischem Bestattungsgesetz verpflichtet,<br />
den vertraulichen Teil der Todesbescheinigung,<br />
gegebenenfalls den Obduktionsschein,<br />
auf Vollständigkeit und Schlüssigkeit der vom<br />
Arzt nach der Leichenschau oder der Obduktion<br />
vorgenommenen Eintragungen zu prüfen.<br />
Die erforderlichen Auskünfte sind durch<br />
die leichenschauhaltenden Ärzte zu erteilen.<br />
Durch eine strikte Anwendung der Klassifizierungsregeln<br />
der WHO ermitteln die Mitarbeiterinnen<br />
des Statistischen Landesamtes das<br />
Grundleiden und weisen den entsprechenden<br />
Code der ICD-10 (Internationale statistische<br />
Klassifikation der Krankheiten und verwandter<br />
Gesundheitsprobleme) zu. Regelmäßige<br />
Schulungen der Signierkräfte durch das Statistische<br />
Bundesamt gewährleisten eine bundeseinheitliche<br />
Codierpraxis.<br />
Für die Todesursachenstatistik werden die<br />
auf dem Totenschein enthaltenen Angaben<br />
anhand komplexer Regeln der WHO (Weltgesundheitsorganisation)<br />
ausgewertet, das<br />
Grundleiden ermittelt und der entsprechende<br />
ICD-10 Code vergeben. Das Grundleiden<br />
ist jene Krankheit oder Verletzung, die den<br />
Ablauf der direkt zum Tode führenden Krankheitszustände<br />
auslöste bzw. die Umstände<br />
des Unfalls oder der Gewalteinwirkung, die<br />
den tödlichen Ausgang verursachten.<br />
Diese Arbeitsweise wurde bis Mitte des Jahres<br />
2007 ausschließlich praktiziert. Sie ist<br />
sehr zeitaufwendig und personalintensiv.<br />
Abb. 1 Benutzeroberfläche Elektronisches Codiersystem „IRIS“<br />
Elektronisches Codiersystem IRIS<br />
IRIS ist ein sprachenunabhängiges Codiersystem<br />
für die Todesursachenstatistik, das die<br />
von der WHO empfohlenen ACME-Auswahltabellen<br />
(Automated Classification of Medical<br />
Entities) der USA zur Ermittlung des Grundleidens<br />
verwendet. Es wurde in europäischer<br />
Zusammenarbeit entwickelt und basiert auf<br />
der gültigen ICD-10 und dem dazugehörigen<br />
Regelwerk. Mit Hilfe eines hinterlegten<br />
Wörterbuches können Diagnosetexte nach<br />
Eingabe in der entsprechenden Sprache elektronisch<br />
erkannt werden.<br />
Eine einheitliche Codierung im Rahmen der<br />
Todesursachenstatistik und die damit verbundene<br />
Erhöhung der Datenqualität unter<br />
Erreichung gleichzeitiger Einsparungseffekte<br />
war die Hauptmotivation für die Einführung<br />
eines elektronischen Codiersystems.<br />
Für den Einsatz in den Statistischen Landesämtern<br />
wurde eine deutsche Benutzeroberfläche<br />
(vgl. Abbildung 1) implementiert, die sich<br />
an den verschiedenen Leichenschauscheinen<br />
der Bundesländer orientiert. In enger Zusammenarbeit<br />
mit dem Deutschen Institut für<br />
Medizinische Dokumentation und Information<br />
(DIMDI) wurde ein deutsches Wörterbuch<br />
inklusive Sprachstandardisierung erstellt.<br />
Diese ermöglicht, dass unterschiedliche<br />
Schreibweisen der einzelnen Todesursachen<br />
in standardisierte Begriffe überführt werden.<br />
Zusammen mit den zusätzlich implementierten<br />
deutsch-spezifischen Datenschnittstellen<br />
wurde das System in den Statistischen Landesämtern<br />
von Baden-Württemberg, Hessen,<br />
58 | Copyright Statistisches Landesamt des <strong>Freistaat</strong>es Sachsen | <strong>Statistik</strong> in Sachsen 1/<strong>2010</strong>