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Das Leben, der Tod und dazwischen der Aldi - Andreas Donder ...

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SICHER IM KASTEN.<br />

Mike ist in Indien mit dem Fahrrad unterwegs. <strong>Das</strong><br />

allerdings ist auf einer Zugfahrt abhanden<br />

gekommen. Verschluckt vom Chaos, <strong>der</strong> Bürokratie<br />

o<strong>der</strong> von seinem Karma. Er ist zum ersten Mal hier in<br />

Puttaparthi <strong>und</strong> ist auf Empfehlung einer<br />

Reisebekanntschaft gekommen. Er findet den<br />

Ashram ziemlich "strange" <strong>und</strong> zugleich interessant.<br />

Und verlängert seinen Aufenthalt von Tag zu Tag.<br />

"Keiner verlässt diesen Ort, ohne dass <strong>der</strong> Gastgeber<br />

es will," sage ich scherzhaft <strong>und</strong> denke dabei an<br />

einen Film, den ich mal vor vielen Jahren gesehen<br />

habe. Wo die Gäste das Haus nicht verlassen<br />

können. Weil ein Bann den Ausgang sperrt.<br />

Mike erzählt von einem Gespräch mit einem In<strong>der</strong>,<br />

den er fragte, ob er Kin<strong>der</strong> habe. „Yes, two sons“ war<br />

die stolze Antwort. Erst im weiteren Gespräch stellte<br />

sich heraus, dass er auch noch vier Töchter hat. In<br />

Indien zählen die Söhne. Töchter werden als Ballast<br />

angesehen. So mutmaße ich wenigstens. Und<br />

F<strong>und</strong>stellen in <strong>der</strong> Literatur geben mir recht:<br />

„In Chevathar wurde die Geburt eines Sohnes mit<br />

dem Kuruvai begrüßt, einem langgezogenen,<br />

wehklagenden Schrei, <strong>der</strong> sich den Kehlen von<br />

Tanten <strong>und</strong> Schwestern entrang. Er erinnert an einen<br />

Klagegesang, ist jedoch tatsächlich Ausdruck<br />

überwältigen<strong>der</strong> Freude. Gesegnet war die Mutter,<br />

die einen Sohn zur Welt brachte. Gesegnet war die<br />

Familie, in die ein Sohn hineingeboren wurde. Er<br />

würde die Familie vergrößern, den Haushalt um die<br />

Mitgift seiner zukünftigen Frau bereichern, das Glück<br />

<strong>und</strong> den Segen <strong>der</strong> Götter anziehen. Ein Mädchen<br />

an<strong>der</strong>erseits wurde mit nie<strong>der</strong>geschlagenen<br />

Gesichtern begrüßt. Ein Mädchen bedeutete nichts<br />

als Leid. Ein weiterer unproduktiver Esser, den man<br />

satt bekommen musste <strong>und</strong> <strong>der</strong> hohe Kosten für die<br />

Familie verursachen würde: die Mitgift, die Hochzeit,<br />

die endlosen For<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Schwiegereltern, die<br />

den Eltern des Mädchens einen Gefallen taten,<br />

indem sie sie von <strong>der</strong> Sorge um die Tochter<br />

befreiten.“ Seite 49 aus: „ <strong>Das</strong> Haus <strong>der</strong> blauen<br />

Mangos “ David Davidar.<br />

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