Das Leben, der Tod und dazwischen der Aldi - Andreas Donder ...

IN DR. RAO’S AYURVEDA-KLINIK.
Dr. Rao ist 86 Jahre alt und so energetisch wie ein
Dreißigjähriger. In seiner Klinik mache ich eine
zehntägige "Ayurveda-Teststrecke" mit. Klassisch
indisch. Nachts träume ich von riesigen Blutekeln, die
bei bestimmten Krankheitsbildern zum Reinigen des
Blutes eingesetzt werden. Die kommen bei mir
jedoch nur im Traum zum Einsatz. Noch reicht
heisses Öl, das auf meinen Rücken gegossen wird
und den Überschuss an Vata (Windelement)
vertreiben soll, der für meine Rückenschmerzen
verantwortlich ist. Ich bin für alles aufgeschlossen.
Gangadhar massiert mich. Er ist Hindu und hält
nichts von Reinkarnation. Am liebsten würde er als
Sänger in Kinofilmen auftreten. Statt dessen arbeitet
er 30 Tage im Monat für 2.000,- Rupees. Das sind
umgerechnet etwa 35,- Euro.
Während drei Monaten im Jahr ist nichts zu tun in der
Klinik. Da gibt es natürlich keinen Lohn. Den freien
Tag, den er sich heute für eine fünfstündige Busreise
nach Bangalore nimmt, um eine
Familienangelegenheit zu regeln, wird vom Lohn
abgezogen. Sein Kollege Samba vertritt ihn.
Zusammen mit Adi und Nadras betreuen sie die
männlichen Patienten. Für die Frauen sind 30
Inderinnen im Einsatz. Denn Frauen sind hier in der
Mehrheit. Allerdings ausschließlich Westlerinnen und
die vornehmlich aus Deutschland.
ZEIT IN HÜLLE UND FÜLLE.
Tage sind Zeithüllen, die auszufüllen sind. Jeder Tag
aufs neue. Langsam kristallisiert sich meine
Tagesroutine heraus. Und ich muss feststellen, dass
ich hier "der Gleiche" bin wie in Hamburg. Ähnliche
Gewohnheiten. Wie sollte es auch anders sein. Man
ist "der Gleiche" überall. Ist "das Überall" auch
gleich?
Ich wohne in einem sehr unruhigen Hotel Kota
Sathyam direkt gegenüber vom Ashram.
Wahrscheinlich sind alle indischen Hotels laut und
hellhörig. Um 4 Uhr beginnt der Tag mit
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