Das Leben, der Tod und dazwischen der Aldi - Andreas Donder ...

Meeres, die Gerüche der Pflanzen, die Stimmen der
Menschen. Alles ist auf maximales Volume gedreht.
Meine Sinne haben sich aus der Diktatur meiner
Voreingenommenheiten befreit. So sehe ich es aus
heutigem Verständnis.
Am intensivsten wirken religiöse Darstellungen,
Tempel, Götterfiguren. Schreine. Selbst wenn ich sie
nicht sehe, spüre ich ihre Anwesenheit, die meine
Wahrnehmung anzieht wie ein Magnet die
Eisenspäne.
Der Radius meiner Wahrnehmungsfähigkeit ist enorm
ausgedehnt. Weit über die Begrenzungen meines
Körpers hinaus. Für mich ist es aber so, als könnte
ich mich nicht im Körper halten. Die Identifikation mit
dem Körper strebt gegen Null und die Ich-Identität
strebt gegen all das andere. Aber das kann ich nicht
verstehen. Und mein Körper auch nicht. Er reagiert
mit Todesangst, den er ins Ich reflektiert.
Ein sehr sehr beunruhigendes Gefühl. Mir ist, als
wäre es stürmisch und ich muß mich an einem Baum
festhalten, um nicht weggefegt zu werden. Ich kann
meine Situation nicht verstehen. Mir fehlt das Wissen,
das ich heute habe. Ist Wissen im Bewußtsein
strukturiert?
Ich weiß mir nicht zu helfen. Wir suchen einen Arzt
auf, der mir Valium oder starke Schlaftabletten
verschreiben soll. Wir finden schließlich einen
Landarzt, der seine bescheidene Praxis unter Palmen
betreibt. Ich erkläre ihm vage meine Situation und
meine Wünsche.
Der denkt wahrscheinlich: "Wieder so ein
durchgeknallter Westler". Die Tabletten, die ich
erhalte, ändern nichts. Als würden sie auf einer
heißen Herdplatte wirkungslos verdampfen. Mein
Zustand ändert sich nicht. Ich kann mich nicht
kontrollieren.
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