Das Leben, der Tod und dazwischen der Aldi - Andreas Donder ...
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Elefantenschule o<strong>der</strong> Schildkrötenfarm, auch nicht<br />
<strong>der</strong> botanische Garten o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Fischmarkt in<br />
Beruwela. Ich will mein Buch („Wassermusik“ über<br />
die Entdeckung des Niger) weiterlesen <strong>und</strong> zwischen<br />
Massage, Strand <strong>und</strong> Büffet hin <strong>und</strong> her pendeln.<br />
Meine kleinen Ausflüge in den Ort zum Internet-Café<br />
sind anstrengend genug. Keinen Schritt bin ich allein.<br />
So anhänglich wie sich Wespen an ein<br />
Honigbrötchen heften, kleben Schlepper <strong>und</strong> Tuk-<br />
Tuk-Fahrer an meinen Fersen <strong>und</strong> bearbeiten mich<br />
mit ihren Anliegen. Versuchen meine Vorlieben<br />
rauszufinden. Sind es Edelsteine, Massage,<br />
Ausflüge, Massanzüge, Ölbil<strong>der</strong> o<strong>der</strong> Le<strong>der</strong>waren. ich<br />
will in Ruhe gelassen werden. Dieses Begehren<br />
scheint zur Zeit nicht erfüllbar.<br />
Ich nenne das die Tuk-Tuk Verkaufsmethode. Nach<br />
dem Motto „stete Ansprache weicht die Abwehr<br />
langsam auf“. So wie Tuk-Tuk-fahren mürbe macht,<br />
die Sinne schwinden lässt während man im engen<br />
Sitzgefährt über dampfend heissen Asphalt tuckert,<br />
eingehüllt in dicken Dieselwolken <strong>der</strong> archaisch<br />
wirkenden Busse, durchgeklopft von<br />
Schlaglochpisten, so wird auch <strong>der</strong> Geist von <strong>der</strong><br />
stereotypen Ansprache in eine Art Trance versetzt,<br />
die ihn zugänglich macht für bunte Batikdecken,<br />
geschnitzte Elefanten o<strong>der</strong> kreischend bunte T-Shirts.<br />
In Deutschland bin ich <strong>der</strong> Weihnachtstrance<br />
unversehrt entkommen. Hier erwartet mich das<br />
gleiche Spiel in einer sehr direkten Form <strong>und</strong> mit<br />
persönlicher, hartnäckiger Ansprache. Aber<br />
irgendwann erlahmt das Interesse an meiner latenten<br />
Kaufkraft, die sich, ganz indisch, von ihrer passivsten<br />
Seite zeigt.<br />
Momentan fühle ich mich für eine Reise durch<br />
Südindien komplett untauglich. <strong>Das</strong> ist <strong>der</strong> Nachteil,<br />
wenn man sich erstmal dem bequemen<br />
Urlauberleben hingegeben hat. Es ist <strong>der</strong> Cocooning-<br />
Reflex, <strong>der</strong> eintritt. Nach dem Motto zuhause ist es<br />
doch am schönsten, mag man das gemachte Nest<br />
seiner Anlage kaum noch verlassen.<br />
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