Das Leben, der Tod und dazwischen der Aldi - Andreas Donder ...

NUR DIE DURCHGEGARTEN
KOMMEN IN DEN GARTEN.
Da weiss eine Hand was die andere tut, wenn mich
Kumara und Karun simultan mit Kräuteröl massieren.
Ayurveda ist die Wissenschaft vom Leben. Und
beginnt im Club Bentota auf Sri Lanka mit intensiven
Öl-Massagen. Und gipfelt in einem Stirnguss mit
heissem Öl. Die unklaren Gedanken werden aus
meiner Denkerstirn förmlich herausgespült. Sogar
meine schon chronisch zu nennenden
Rückenschmerzen lösen sich hier in Wohlgefallen
auf. Mit heissen Kräutersäckchen werden
Nervenbündel kurz betupft und glattgestrichen.
Danach geht es in die Dampfröhre. Nur der Kopf
guckt raus. Ich liege auf einem Holzgitter und unter
mir brodelt ein Zaubertrank aus Heilkräutern. Nach
20 Minuten bin ich durchgegart. Dann schaffe ich es
gerade noch auf eine gemütliche Liege im Garten
unter Palmen und versacke in selige Träume. Bis
mich eine der bezaubernden Ayurveda
Spezialistinnen weckt mit den Worten „Your
medicine, Sir. Aber langsam trinken.“
Man spricht also deutsch --- denn 90% der Klientel
stammen aus dem Land der Teutonen. Und einige
der Ayurveda-Practioner haben in Deutschland
gearbeitet. Also: alles wie zuhause, nur schöner.
Alles in Öl könnte man glauben. Wäre da nicht das
üppige Büffet, das in mir den täglichen Kampf auslöst
zwischen Sinnengenuss und den guten
Gesundheitsempfehlungen des Ayurveda: kein
Fleisch, keine Süssigkeiten, nicht überessen.
Für die Ayurvedagäste gibt es zwei, drei immer
gleiche Spezialgerichte, die in leckerer Konkurrenz
stehen zu 30 anderen herausragenden
Gaumenfreuden, denen auch ein „Durchgegarter“
kaum widerstehen mag.
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