Novemberpogrom - Österreich Journal
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ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013<br />
»75 Jahre <strong>Novemberpogrom</strong>«<br />
Rede des Bundespräsidenten<br />
im Wiener Stadttempel<br />
NS-Terror mit Ermordungen, Zerstörungen, Verwüstungen:<br />
»Was damals im Herzen Wiens geschah, ist eine Schande, die<br />
nicht vergessen werden kann und nicht vergessen werden darf«<br />
36<br />
Foto: HBF/Pusch<br />
Mahnmal der österreichischen jüdischen Opfer der Shoa am Judenplatz in Wien, an dem Bundespräsident Heinz Fischer<br />
gemeinsam mit Verteidigungsminister Gerald Klug am 8. November einen Kranz niederlegte.<br />
Sehr geehrter Herr Oberrabbiner!<br />
Sehr geehrter Herr Präsident der<br />
Israelitischen Kultusgemeinde!<br />
Sehr geehrter Herr Oberkantor!<br />
Meine Damen und Herren!<br />
Ich grüße und begrüße alle, die sich zu<br />
dieser Matinée eingefunden haben, um gemeinsam<br />
der Verbrechen zu gedenken, die<br />
sich vor genau 75 Jahren in Wien und im ganzen<br />
sogenannten Großdeutschen Reich ereignet<br />
haben. Also wenige Monate nachdem <strong>Österreich</strong><br />
in so unrühmlicher Weise in dieses<br />
Großdeutsche Reich eingegliedert wurde.<br />
Ich danke dem Oberrabbiner der Israelitischen<br />
Kultusgemeinde Wien, Herrn Professor<br />
Dr. Paul Chaim Eisenberg und dem Präsidenten<br />
der Israelitischen Kultusgemeinde<br />
Wien, Herrn Oskar Deutsch, für die Einladung,<br />
aus diesem Anlaß als Bundespräsident<br />
das Wort zu ergreifen und habe diese Einladung<br />
gern angenommen.<br />
Sehr geehrte Damen und Herren!<br />
Die einzige Synagoge in Wien, die –<br />
geschützt durch die enge Verbauung – die<br />
Reichspogromnacht und die anschließenden<br />
schrecklichen Ereignisse mehr oder weniger<br />
überdauert hat, ist der Wiener Stadttempel.<br />
Er ist – auch aus diesem Grund – ein besonders<br />
bedeutsamer Gedenk- und Erinnerungsort.<br />
Alle anderen der damals über 130 Wiener<br />
Synagogen und Bethäuser wurden in der<br />
Pogromnacht vom 9. auf den 10. November<br />
1938 vom nationalsozialistischen Mob in<br />
Brand gesteckt und zerstört.<br />
Und in vielen weiteren Städten der sogenannten<br />
Ostmark gab es organisierte Übergriffe,<br />
bei denen nicht nur Gegenstände der<br />
Religionsausübung und Kulturgut von größten<br />
Wert zerstört wurde, sondern auch Blut<br />
geflossen ist und Menschen in unvorstellbarer<br />
Weise erniedrigt wurden.<br />
Im Gedenken an die damaligen Ereignisse<br />
möchte ich die Beobachtungen und Erinnerungen<br />
eines Mannes wiedergeben, der<br />
das <strong>Novemberpogrom</strong> als Augenzeuge erlebt<br />
hat und dessen Objektivität außer Streit steht.<br />
Ich meine den britischen <strong>Journal</strong>isten George<br />
Gedye, der die Ereignisse vor und nach dem<br />
sogenannten Anschluß vom März 1938 als<br />
<strong>Journal</strong>ist in Wien beobachtete und kurz darauf<br />
in seinem Buch „Fallen Bastions“, das<br />
im Jahr 1939 auf Englisch und einige Jahre<br />
später auf Deutsch erschienen ist, festgehal-<br />
»<strong>Österreich</strong> <strong>Journal</strong>« – http://www.oesterreichjournal.at