Novemberpogrom - Österreich Journal
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ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013<br />
Wirtschaft<br />
56<br />
Schwungvolleres Wirtschaftswachstum<br />
2014<br />
Die österreichische Wirtschaft wird den<br />
frischen Schwung im neuen Jahr beibehalten<br />
können. Für 2014 rechnen die Ökonomen<br />
der Bank Austria weiterhin mit einem Wirtschaftswachstum<br />
von 1,8 Prozent. Das anhaltend<br />
günstige monetäre Umfeld, gestärkt<br />
durch Fortschritte bei der Umsetzung der Bankenunion,<br />
und vor allem der deutlich nachlassende<br />
Konsolidierungszwang in Europa<br />
werden ein lebhafteres Wachstum auf ausgewogenerer<br />
Basis in <strong>Österreich</strong> fördern. Die<br />
Inlandsnachfrage wird stärker als im laufenden<br />
Jahr die Exportwirtschaft als Träger des<br />
Wachstums unterstützen können.<br />
Diskussion um die Dimension des<br />
Budgetlochs war nicht sinnvoll und<br />
förderte Unsicherheit<br />
Von der heimischen Fiskalpolitik erwarten<br />
die Ökonomen der Bank Austria dagegen<br />
leicht dämpfende Effekte für die Konjunktur,<br />
wobei sich die Einschätzung in den<br />
vergangenen Monaten nicht verändert hat.<br />
Als „Nicht Ziel führend“ war laut Bank<br />
Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer die<br />
jüngste Diskussion über vorhandene<br />
Finanzierungslücken im Staatshaushalt und<br />
ergänzt: Für 2013 ist unverändert von einem<br />
strukturellen Budgetdefizit von etwa 1,8 Prozent<br />
des BIP auszugehen. Das entspricht<br />
dann auch dem Konsolidierungsbedarf um<br />
2017 einen ausgeglichenen strukturellen Budgetsaldo<br />
zu erreichen.“ In absoluten Zahlen<br />
geht es bei einem angenommenen BIP von<br />
315 Mrd. Euro im Jahr 2013 um einen Konsolidierungsbedarf<br />
von nicht ganz 6 Mrd.<br />
Euro, erst kumuliert über die gesamte Periode<br />
des Finanzrahmens ergibt sich eine Summe<br />
über 20 Mrd. Euro. „Bei Vorliegen eines<br />
glaubhaften Plans für die Reduktion des<br />
strukturellen Defizits und gleichzeitig einer<br />
transparenten Abwicklung der HGAA (Hypo<br />
Alpe Adria Group, Anm.) dürften die vorliegenden<br />
Budgetzahlen keinen Grund bieten,<br />
daß Investoren die Bonität <strong>Österreich</strong>s<br />
schlechter beurteilen als vor den Wahlen. Allerdings<br />
hat die Diskussion der letzten Wochen<br />
Unsicherheit hervorgerufen, die die<br />
Risken etwas steigen lassen und den Spielraum<br />
nun einengen“, ist Bruckbauer überzeugt.<br />
Der Druck, einen klaren Plan zu liefern,<br />
hat jedenfalls zugenommen.<br />
Inflation bleibt niedrig, Leitzinsen auch<br />
Der rückläufige Inflationstrend, der zu<br />
Jahresbeginn einsetzte, wird sich nach Ansicht<br />
der Ökonomen der Bank Austria bis<br />
zum Jahreswechsel 2013/14 noch fortsetzen.<br />
„Nach dem Rückgang im Oktober auf 1,4<br />
Prozent wird auch Ende des Jahres die Teuerung<br />
voraussichtlich unter dere Grenze von<br />
1,5 Prozent liegen. Die noch moderate Konjunktur<br />
sowie stabile Rohstoffpreise werden<br />
die Inflation auch in der ersten Jahreshälfte<br />
2014 auf einem niedrigen Niveau halten, erst<br />
danach könnte die lebhaftere Wirtschaftsentwicklung<br />
hier eine Trendwende einläuten“,<br />
meint Bruckbauer. Mit 1,8 Prozent im<br />
Jahresdurchschnitt 2014 wird die Teuerung<br />
knapp unter dem erwarteten Wert von 1,9<br />
Prozent für 2013 liegen.<br />
EZB-Leitzinssenkung<br />
volkswirtschaftlich sinnvoll<br />
„Wie wir wiederholt in der Vergangenheit<br />
aufgezeigt haben, ist nicht Inflation, sondern<br />
eine mögliche Deflation der größere Risikofaktor<br />
für die europäische und auch österreichische<br />
Wirtschaft. Angesichts der niedrigsten<br />
Teuerung seit fast vier Jahren und im<br />
Lichte der Rekordarbeitslosigkeit in <strong>Österreich</strong><br />
sehen wir die jüngste Entscheidung der<br />
Europäischen Zentralbank zur Senkung des<br />
Leitzinssatzes auf nur noch 0,25 Prozent<br />
positiv“, so Bruckbauer. Auch die Verlängerung<br />
der Vollzuteilung bei ihren Tendern bis<br />
Juli 2015 ist eine gute Nachricht aus der<br />
EZB. „Es wird deutlich, daß sich die Zentralbank<br />
ernsthaft gegen ein restriktiver gewordenes<br />
Finanzumfeld stellt. Da ihre konventionellen<br />
Möglichkeiten aber nun praktisch<br />
ausgeschöpft sind, kann der nächste<br />
Schritt nur noch ein Langfristtender sein,<br />
sofern sich das Finanzumfeld weiter verschärfen<br />
sollte“, meint Bruckbauer. Da die<br />
US-Notenbank im ersten Quartal 2014 vermutlich<br />
die Drosselung ihrer Wertpapierkäufe<br />
starten wird, sind nach Einschätzung der<br />
Ökonomen der Bank Austria weitere liquiditätspolitische<br />
Maßnahmen der EZB sogar<br />
wahrscheinlicher geworden.<br />
•<br />
Konjunkturerholung schreitet voran<br />
In <strong>Österreich</strong> festigt sich die Aussicht auf<br />
eine Belebung der Wirtschaft. Der aktuelle<br />
WIFO-Konjunkturtest deutet wie die<br />
jüngste Produktionsausweitung auf eine allmähliche<br />
Erholung der Industriekonjunktur<br />
hin. Ebenso verbesserte sich der WIFO-Frühindikator<br />
zum dritten Mal. Auch für den<br />
Euro-Raum und die EU insgesamt deuten Vorlaufindikatoren<br />
auf eine anhaltende Aufwärtstendenz<br />
hin.<br />
Der Welthandel expandiert stabil; dabei<br />
wurde die Dynamik wieder stärker von den<br />
Industrieländern (insbesondere den USA und<br />
Japan) als von den Schwellenländern getragen.<br />
Während sich in den USA das Verbrauchervertrauen<br />
nach dem partiellen Ausgabestopp<br />
im Oktober eintrübte, verlief die<br />
Industriekonjunktur weiterhin stabil. Die<br />
japanische Wirtschaft wurde zuletzt sowohl<br />
durch eine Ausweitung der Binnen- als auch<br />
der Exportnachfrage gestärkt. In China beschleunigte<br />
sich das Wachstum im III. Quartal<br />
zwar wieder leicht, dennoch zeichnet sich<br />
eine Umorientierung der Wirtschaft mit abgeflachten<br />
Wachstumsraten ab.<br />
In der EU insgesamt und im Euro-Raum<br />
bleibt die positive Tendenz der letzten Monate<br />
erhalten: Nach einer Ausweitung der Industrieproduktion<br />
im August deuten Vorlaufindikatoren<br />
der Europäischen Kommission<br />
auf eine langsame Erholung hin. Im September<br />
blieb die Arbeitslosenquote im Vormonatsvergleich<br />
stabil, war aber mit 12,2 %<br />
(Euro-Raum) bzw. 11,0 % (EU) sehr hoch.<br />
Auch in Deutschland hielt die gute Konjunkturdynamik<br />
an. Aufgrund der Belebung<br />
der Nachfrage aus dem In- und Ausland steigerte<br />
die Industrie ihren Umsatz im August<br />
deutlich. Ebenso gewannen die Exporte und<br />
der Einzelhandel wieder an Schwung.<br />
Nach einer Stagnation festigte sich in den<br />
letzten Monaten auch in <strong>Österreich</strong> die Aussicht<br />
auf eine Besserung der Wirtschaftslage.<br />
Sowohl der WIFO-Konjunkturtest als auch<br />
der WIFO-Frühindikator deuten auf eine<br />
langsame Aufwärtsentwicklung hin.<br />
Die Inflationsrate sinkt gemessen am VPI<br />
seit Anfang 2013 kontinuierlich und lag im<br />
September bei 1,7 %. Vor allem Treibstoffe<br />
kosteten wesentlich weniger als im September<br />
2012. Die günstigen Konjunkturperspektiven<br />
hellen auch das heimische Konsumentenvertrauen<br />
auf. Nach dem Rückgang seit<br />
Jahresbeginn dürften die realen Einzelhandelsumsätze<br />
im III. Quartal im Vorjahresvergleich<br />
angezogen haben. Im Tourismus verlief<br />
die Konjunktur zuletzt verhalten, die Umsätze<br />
wurden durch eine niedrige Ausgabenbereitschaft<br />
der Gäste gedämpft.<br />
Die Zahl der vorgemerkten Arbeitslosen<br />
war im Oktober um 12,2 % höher als im Vorjahr,<br />
mit den stärksten Zuwächsen in der<br />
Bauwirtschaft sowie im Gesundheits- und<br />
Sozialwesen. Im Vormonatsvergleich stieg<br />
die Arbeitslosigkeit saisonbereinigt um 0,5<br />
%, die Beschäftigung erhöhte sich leicht um<br />
0,1 %. •<br />
http://www.wifo.ac.at<br />
»<strong>Österreich</strong> <strong>Journal</strong>« – http://www.oesterreichjournal.at