Novemberpogrom - Österreich Journal
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ÖSTERREICH JOURNAL NR. 125 / 28. 11. 2013<br />
Kultur<br />
81<br />
lich reich vergoldeten Altararchitektur und<br />
der skulpturalen Teile kann der damals überwältigende<br />
Eindruck natürlich nur ansatzweise<br />
vergegenwärtigt werden. Darüber hinaus<br />
visualisiert eine Rekonstruktion im Maßstab<br />
1:1 die ehemaligen Dimensionen des<br />
Retabels. Das gewählte Display erlaubt es<br />
also, das Kernstück der Ausstellung, den<br />
Altar des Meisters von Schloß Lichtenstein,<br />
Bild für Bild zu studieren“, fügt die Kuratorin<br />
hinzu. Gleichzeitig stellt die räumliche<br />
Entfaltung auch im Sinne eines visuellen<br />
Cross-over Querbezüge zu anderen Exponaten<br />
her – Werke der unterschiedlichsten Medien,<br />
etwa Tafelbilder, Zeichnungen, Buchmalereien<br />
oder Skulpturen, kontextualisieren<br />
die bildkünstlerischen, inhaltlichen und<br />
funktionellen Dimensionen des großen<br />
Altars. Schließlich ist es der hohen Wertschätzung<br />
im 19. Jahrhundert zu verdanken,<br />
daß von dem großen, ursprünglich wohl 26<br />
Bilder umfassenden Altarensemble des Meisters<br />
von Schloß Lichtenstein insgesamt nur<br />
drei Tafeln nicht erhalten blieben.<br />
© The State Pushkin Museum of Fine Arts, Moscow<br />
Meister von Schloß Lichtenstein, Anbetung der Heiligen Drei Könige, um 1445,<br />
Malerei auf Tannenholz, 101 x 50 cm<br />
Wien um 1450<br />
Die Vielfalt und die Wechselbeziehungen<br />
der gezeigten Objekte legen Zeugnis ab vom<br />
Reichtum der künstlerischen Produktion in<br />
Wien, das schon um die Mitte des 15. Jahrhunderts<br />
zu einer Großstadt angewachsen<br />
war. Von der späteren Warte der Zeit um<br />
1450 ausgehend, in der sich die Wende zu<br />
einem neuen Realismus – ein gesamteuropäisches,<br />
letztlich von den Niederlanden ausgehendes<br />
Phänomen – bereits durchgesetzt<br />
hatte, wird auf Aspekte der früheren Wiener<br />
Malerei zurückgeblickt. Gefragt wird, wie<br />
dieser künstlerische Generationswechsel im<br />
Konkreten stattfand, wie etwa der Meister<br />
von Schloß aLichtenstein auf etablierte<br />
Motive zurückgriff und mit neuen Lösungen<br />
experimentierte oder wie bereits ältere Retabel<br />
ein Anspruchsniveau formulierten, auf<br />
das auch modernere Künstler reagierten. Dabei<br />
zeigen die stilistischen und vor allem<br />
ikonografischen Bezüge des Lichtensteiners<br />
zu älteren oder weniger fortschrittlichen Werken,<br />
daß der Schnitt zwischen den Generationen<br />
oder Epochen keinesfalls geradlinig<br />
verläuft.<br />
Das Forschungsprojekt Die Wiener<br />
Tafelmalerei der Spätgotik und der<br />
Frühen Neuzeit 1430-1530<br />
Im Rahmen des vom Jubiläumsfonds der<br />
Oesterreichischen Nationalbank geförderten<br />
Forschungsprojekts „Die Wiener Tafelmalerei<br />
der Spätgotik und der Frühen Neuzeit 1430-<br />
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