„Die Papa - Liste“ literarisch – amüsant – informativ
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nau das ist für interessierte Familien die Schwierigkeit: Solche speziellen „Väter-Bücher“ wird es selten in<br />
Bibliotheken und Buchhandlungen geben. Deshalb nennen wir in unserer Empfehlungsliste auch nur lieferbare<br />
Titel, damit Eltern, Großeltern und Paten diese Bücher für sich selbst oder zum verschenken kaufen<br />
können.<br />
Inzwischen forsche ich wie ein Detektiv nach „der Nadel im Heuhaufen“: Findet sich im Bilderbuch ein Vater,<br />
der sein Kind zum Kindergarten bringt; findet sich ein Vater, der mal seinem Kind seinen Arbeitsplatz zeigt;<br />
findet sich ein Vater, der mit seinem Kind die Ameisen betrachtet oder über Berufswünsche diskutiert. Ja, es<br />
gibt dazu einzelne Bücher <strong>–</strong> allerdings müssen wir lange recherchieren.<br />
Welches Bild wird von Vätern gemalt, wenn sie in den Büchern auftauchen?<br />
Wenn Väter überhaupt in Bilderbüchern und Vorlesebüchern auftauchen, dann wird oft ein idealisiertes Bild<br />
gezeichnet: Männer wickeln das Baby, saugen Staub, kochen für ihre Familie, räumen das Zimmer auf.<br />
Im Emanzipationsbuch <strong>„Die</strong> dumme Augustine“ wird der Zirkusclown mit Zahnschmerzen von seiner Frau bei<br />
der Vorstellung so gut vertreten, dass er zukünftig Beruf und Familie mit seiner Frau teilen will.<br />
In den Titeln zum Thema „Trennung und Scheidung“ geht es immer um sehr harmonische Verhältnisse trotz<br />
der Trennung der Eltern. Manche Bilderbücher bieten den Eltern und den Kindern eine Hilfe zur Bewältigung<br />
der Trennungssituation mit Lösungsmöglichkeiten an. In dem Bilderbuch „<strong>Papa</strong> wohnt jetzt in der Heinrichstraße“<br />
helfen zwei Stoffbären, die Trennung für das Kind nachzuvollziehen. Ein Bär bleibt bei der Mutter,<br />
ein Bär zieht in die neue Wohnung des Vaters ein. Das Kind hat in jeder Wohnung seine Identifikationsfigur<br />
und kann sich in jedem Kinderzimmer wohl fühlen.<br />
In vielen Büchern taucht der Vater als Begleiter bei Abenteuern und besonderen Erlebnissen auf, wie es ja<br />
in Wirklichkeit auch sein wird. Erfreulicherweise beschäftigen sich einige Titel auch mit dem Vater in der<br />
häuslichen Küche. In einem Bilderbuch gönnt sich die Mutter mit dem Baby ein freies Wochenende und lässt<br />
Vater und Sohn alleine zu Haus. In meinem Lieblingsbuch „Ich trödel doch nicht, sagt Max“ erfährt der Mann<br />
eine Lektion zum Thema „Zeitmanagement mit Kind“ und eines der schönsten Vater-Kind-Bilder ist in diesem<br />
Buch das, wo er sich auf Knien auf die Ebene seines Sohnes begibt, um gemeinsam die Ameisen-Karawane<br />
zu betrachtet und dabei die geplante Karussellfahrt fast vergisst.<br />
Insgesamt können wir beobachten, dass Väter in immer mehr Bilder- und Erstlesebüchern auftauchen, wie<br />
auch Großväter, die sich um ihre Enkelkinder kümmern.<br />
Interessant erscheint uns, dass im Jugendbuch oft das Thema <strong>„Die</strong> Suche nach meinem biologischen Vater“<br />
auftaucht und Kinder sich auf die Spuren ihres verschwundenen Vaters begeben. Oder ihren Vater verbessern<br />
wollen, der entweder durch Arbeitslosigkeit oder durch Drogen „auf die schiefe Bahn geraten ist“. Zunehmend<br />
geben die Verlage natürlich Titel heraus, die sich mit den Themen „Scheidungskinder“ und „werdende<br />
Patchwork-Familie“ beschäftigen. Oft wird aus der Sicht der Kinder das Verhältnis zum leiblichen und<br />
zum sozialen Vater geschildert, eines der besten Titel ist von einem niederländischen Autor das Buch „Wir<br />
alle für immer zusammen.“<br />
Ein ganz anderer Typ von „Vater“ taucht im Lesebuch für Grundschulkinder auf: Der „zufällige späte Vater“.<br />
Also ein Mann, der einem Beruf nachgeht, sein Leben als Single mehr oder weniger genießt und ein paar<br />
Kontakte zur Nachbarschaft oder zu Freunden hat. Und plötzlich <strong>–</strong> aus heiterem Himmel „Vater“ wird. Dazu<br />
ein klassisches Beispiel und damit möchte ich die älteste Vaterfigur vorstellen, die ich entdeckt habe:<br />
Sie wurde aus einem Stück Holz geschnitzt und erwachte plötzlich zu leben: Pinocchio, erfunden im Jahre<br />
1881 vom Italiener Carlo Collodi und seit über hundert Jahren ein Klassiker der Weltliteratur. Vielleicht erinnern<br />
Sie sich: Gevatter Gepetto schnitzte diese Holzfigur, die zum Leben erwacht und deren Nase bei jeder<br />
Lüge ein Stück länger wird. Der unfreiwillige Vater sorgte gut für den frechen Bengel, kaufte ihm z. B. von<br />
seinem letzten Rock eine Fibel, die der Bub gleich versetzte, um in ein Puppentheater gehen zu können.<br />
Diesem klassischen Beispiel folgten später andere unfreiwillige Väter, ich nennen einige bekannte Figuren:<br />
Seit 1981 gibt es den Tischlermeister Eder, bei dem das Pumuckl am Leimtopf hängen blieb und mit seiner<br />
„Dichtkunst“ und seinem Schabernack den alten Tischlermeister manchmal zur Verzweiflung trieb. Wohl alle<br />
kleinen Kinder kennen von den Hörspielen sein „Hurra, hurra, der Pumuckl ist wieder da ...“<br />
In jüngerer Zeit wurden zwei ältere Väter bekannt, einmal der schüchterne, etwas unbeholfene Buchhalter<br />
Herr Taschenbier, dem eines Tages das SAMS über den Weg lief. Dieses freche, vorlaute, ungehörige Kind<br />
macht aus dem Drückeberger und Warmduscher einen anderen Menschen. Ebenso ergeht es Pettersson,<br />
diesem alten, einsamen Bauer, der von seiner Nachbarin gegen seine Einsamkeit einen kleinen Kater geschenkt<br />
bekommt. Diese fantastischen Wimmel-Bilderbücher von dem kindähnlichen Kater Findus und seinem<br />
unfreiwillige Ersatz-Vater sind beliebt bei kleinen Kindern und großen Vorlesern. Der skurrile Bauer<br />
steht für einen der neuen Großväter oder älteren Väter, die durch ein Kind neuen Lebensmut bekommen<br />
und alte Träume lebendig werden lassen: beispielsweise zelten zu gehen und Fische zu fangen <strong>–</strong> hier sind<br />
wieder die vatertypischen Abenteuer und die gemeinsamen Erlebnisse skizziert.