„Die Papa - Liste“ literarisch – amüsant – informativ
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auf einer Illustration mit drei Bierflaschen gezeigt. Der Vater streckt sich nach der Arbeit aus und legt die<br />
Beine hoch. Es wird sicherlich Familien geben, in denen dieses Rollenbild gelebt wird. Ich finde, dass es in<br />
einem heutigen Kinderbuch nicht mehr vorkommen darf, solch ein primitives Klischee zu zeigen. Das Rollenverständnis<br />
heutiger Väter hat sich gewandelt. Wenn junge aktive Väter solch eine Geschichte vorlesen sollen,<br />
dann „sträuben sich bei mir alle Nackenhaare“.<br />
Ich arbeite in meinen pädagogischen Projekten mit Familien daran, dass der Vater ebenso wie die Mutter<br />
und alle anderen Erwachsenen sich ihrer Vorbildfunktion gewusst sind. Dazu zählt der verantwortungsvolle<br />
Umgang mit Drogen, zu denen auch das Bier am Nachmittag gehört. Einen bereits am Nachmittag nach der<br />
Arbeit saufenden Vater in einem Vorlesebuch zu zeigen, finde ich im höchsten Maße fragwürdig. Damit leisten<br />
die Mitarbeiterinnen des Verlages (Lektorin, Pressereferentin, die schreibende Autorin, die malende Illustratorin)<br />
keinen guten Dienst an der Erziehung unserer Kinder. Und verpasst eine Chance, den eigentlichen<br />
Inhalt der Geschichte angemessen zu transportieren. Hätte die Autorin statt „Bier“ die Mutter bzw. den<br />
Max eine Apfelschorle oder eine Flasche Mineralwasser aus dem Keller holen lassen, alles kein Problem.<br />
In einem Brief habe ich dem Verlag meine Bedenken mitgeteilt. Antwort: Das habe mit einem „Augenzwinkern“<br />
gesehen werden sollen. Nun erkennen die Frauen, dass das von Männern anders gesehen wird.<br />
Ein Kommentar zu meiner Kritik:<br />
„Leider ist dem Verfasser dieser Rezension völlig der wirkliche Sinn dieser Geschichten entgangen: Die<br />
liebevolle und untrennbare Beziehung des kleinen Max zu seinem durchaus nicht perfekten Bilderbuchvater.<br />
Auch in den weiteren Erzählungen in diesem, wie auch dem zweiten Buch dieser Reihe („Der Räuber<br />
Ratzefuß und andere Vorlesegeschichten“ im Kapitel A 3), werden die Protagonisten so gezeigt, wie sie<br />
nun mal sind: Da gibt es Käsefüße, zickige Fräulein und <strong>Papa</strong>s, die zum Spielen zu faul sind. Dennoch:<br />
Kein erhobener Zeigefinger, kein Apfelschorle trinkender Übervater, sondern ein <strong>Papa</strong>, der zwar einige<br />
Schwächen aufweist, trotzdem eine unerschütterliche Liebe zu seinem Sohn beweist: Als immer wieder<br />
williger, skurriler Geschichtenerfinder zum Beispiel. Und wer so lustige, fantasievolle Geschichten erzählt,<br />
der darf dann auch mal ein Bier trinken.......“ J. Sauerhöfer, amazon-Kommentar zur Leserrezension<br />
Was für ein Bilderbuch für Väter und Kinder würdest Du realisieren?<br />
Das ist schwierig, weil ich mich in vielen <strong>Papa</strong>-Büchern wiedergefunden habe. Wenn ich die Geschichte zu<br />
einem Bilderbuch schreiben und zeichnen sollte, dann würde ich zum Titel „Wie ich <strong>Papa</strong> wurde“ eine ganz<br />
einfache Geschichte aus der Sicht eines jungen Vaters schreiben. Ohne Probleme, ohne pädagogischen<br />
Zeigefinder, ohne schulmeisterlichen Ansatz: Ich würde erzählen, dass meine Frau und ich uns ein Kind gewünscht<br />
haben, dass wir im Bett gekuschelt haben und dann in Mamas Bauch neun Monate ein Kind wuchs.<br />
Und dann würde ich für Kindergartenkinder in kleinkindgerechter Sprache und mit einfachen Bildern erzählen,<br />
was ich mit dem Baby alles erlebt habe.<br />
Außer einem Bilderbuch wünsche ich mir aber noch ein anderes Buch: Eine wissenschaftliche Auswertung<br />
meiner „Väter-Bücher“, beispielsweise eine Diplomarbeit zu Thema „Das heutige Väterbild im Bilderbuch“<br />
oder ein Vergleich, wie sich die Veränderung der Vaterschaft in der heutigen Gesellschaft in den neuen Kinder-<br />
und Jugendbüchern widerspiegelt. Die Vielzahl der neuen „<strong>Papa</strong>bücher“ beweist übrigens, dass das<br />
Thema „Aktive Vaterschaft“ in der Literatur angekommen ist.<br />
„Das <strong>literarisch</strong>e Kompetenz-Team der <strong>Papa</strong>-<strong>Liste“</strong><br />
Die Leseempfehlungsliste für Väter und Großväter wurde erarbeitet von einem Team, das aus einer Diplom-Bibliothekarinnen,<br />
zwei „sozialen“ Müttern von Pflege- bzw. Adoptivkindern und einem „leidlichen Teilzeit-Hausmann“,<br />
Autor und Familienbildner und einer Sozialpädagogin besteht. Gemeinsam verbindet uns<br />
die Liebe zum Kinder- und Jugendbuch, sei es beruflich oder aus persönlichem Interesse. Wir recherchieren<br />
geeignete Titel im Internet, in Verlagskatalogen, bei der Frankfurter Buchmesse, in Familienzeitschriften und<br />
in Kundenzeitschriften. Die Verlage senden uns in der Regel ein Rezensionsexemplar zu, das mindestens<br />
von zwei Personen gelesen wird. Teilweise testen unsere Kinder, die zwischen drei und 16 Jahre alt sind,<br />
die Titel oder wir lesen sie in Kindergärten vor. Inzwischen bekommen wir auch hilfreiche Tipps von unseren<br />
Leserinnen und Leser, teilweise von Beratungsstellen oder Männerbüros, die die Bilderbücher in der Therapie<br />
einsetzen.<br />
Für Interessierte bieten wir diese 300 Lesetipps für Väter und Großväter und ihre Familien an, die regelmäßig<br />
aktualisiert wird: Die zurzeit 155 Seiten können wir in der jeweils aktuellen Version zumailen. Auch leihen<br />
wir einzelne Titel oder Gruppen aus, z.B. für eine schriftliche Hausarbeit oder ein Referat.<br />
Kontakt:<br />
Christian Meyn-Schwarze, Gerresheimer Straße 63, 40721 Hilden, E-Mail: meynschwarze@t-online.de