++co++a80a0ed6-1d6f-11e4-97f7-52540023ef1a
++co++a80a0ed6-1d6f-11e4-97f7-52540023ef1a
++co++a80a0ed6-1d6f-11e4-97f7-52540023ef1a
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Anti-Stress-Verordnung – Eine Initiative der IG Metall<br />
Der Autor<br />
Sönke Bock<br />
ist IG<br />
Metall-<br />
Mitglied<br />
und Vorsitzender<br />
des<br />
Vorstands<br />
der BG Holz<br />
und Metall.<br />
haben so zugenommen, dass kaum<br />
noch Fahrgemeinschaften stattfinden<br />
können, private Zusammenkünfte –<br />
wie z. B. anlässlich eines Geburtstags<br />
– sind im Betrieb selten geworden<br />
oder finden nur sehr kurz statt und<br />
auch »Feierabendgemeinschaften«<br />
zerfallen zusehends.<br />
Jeder muss anscheinend mit seinen<br />
Problemen allein klarkommen, kaum<br />
eine Chance sich auszutauschen und<br />
sich mal »Luft« zu machen. Dieser<br />
Trend nahm während der letzten Wirtschaftskrise<br />
beim »Kampf« um den<br />
Arbeitsplatz und den Betrieb noch<br />
deutlich zu und wurde trotz der wirtschaftlichen<br />
Erholung danach nicht<br />
zurück gefahren.<br />
Damit die Beschäftigten von all dem<br />
Arbeitsdruck und der Arbeitsintensivierung<br />
nicht überfordert werden,<br />
wären jetzt eigentlich die Vorgesetzten<br />
und die jeweiligen Arbeitgeber<br />
gefragt. Aber woher sollen die das<br />
wissen? Menschenführung wird nur in<br />
wenigen Ausbildungen vermittelt, wie<br />
z. B. beim Meister. Für alle möglichen<br />
Maschinen werden heute Zusatzausbildungen<br />
verlangt, nur für den<br />
Umgang mit Menschen scheint man<br />
als Vorgesetzter keine Ausbildung<br />
zu benötigen, oder? Der Umgang mit<br />
bzw. das Führen von Menschen ist ja<br />
anscheinend ganz einfach.<br />
Und wenn jemand »zusammenklappt«<br />
und es einfach nicht mehr schafft,<br />
neigen viele Vorgesetzte und Arbeitgeber<br />
dazu, die Ursachen im privaten<br />
Bereich zu suchen. Diese Erklärung<br />
mag zur »Selbstberuhigung« ja gut<br />
sein, aber hier gibt es kein Schwarz/<br />
Weiß, sondern nur Grauschattierungen,<br />
denn in so einem Fall ist dann in<br />
der Regel vieles zusammen gekommen<br />
und das (fehlende) Umfeld hat<br />
versagt. Weiter bringt diese Schuldzuweisung<br />
den Betrieb sowieso nicht,<br />
da der Mitarbeiter fehlt und keine Arbeitsleistung<br />
erbringt. Und das ist nur<br />
die Spitze des Eisbergs, über weitere<br />
Folgen von Stress und Überlastung<br />
– wie innere Kündigung oder sogar<br />
ernsthafte psychische Erkrankungen<br />
– ist hinreichend berichtet worden.<br />
Manches könnte eigentlich ganz einfach<br />
sein: Ein gutes Betriebsklima,<br />
ein offener und kollegialer Umgang<br />
miteinander – das würde schon helfen.<br />
Entlastend wäre es auch, wenn<br />
Vorgesetzte sich für die Probleme der<br />
Beschäftigten wirklich interessierten<br />
und Hilfe anbieten würden. Das liegt<br />
aber nicht jedem Vorgesetzten und in<br />
62