Dokumentation PID, PND, Forschung an Embryonen - Theologische ...
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D O K U M E N T A T I O N<br />
Wissenschaftsautor Jeremy Rifkin. Er<br />
wies auf Entwicklungen hin, zu denen<br />
die neuen Biowissenschaften in den <strong>an</strong>gelsächsischen<br />
Ländern bereits geführt<br />
hätten. Dort seien Patente nicht nur<br />
auf Laborverfahren und Gensequenzen,<br />
sondern auch auf Stammzelllinien<br />
und Hybridlebewesen vergeben worden.<br />
Viele Biotechnologieunternehmen<br />
versuchten, sich mit den Entwicklungen<br />
in der Biomedizin „eine goldene Nase“<br />
zu verdienen. Diese kommerziellen Interessen<br />
würden im Ringen um eine<br />
ethische und rechtliche Basis für die<br />
<strong>Embryonen</strong>forschung leider allzu oft<br />
übersehen.<br />
Rifkin behauptete, die Gesellschaft<br />
setze sich ohne Not der Gefahr einer<br />
neuen, kommerziell orientierten Form<br />
der Eugenik aus.Viele Gefahren („slippery<br />
slopes“) drohten allein schon<br />
durch die imm<strong>an</strong>ente Dynamik der biomedizinischen<br />
Technologie. Jeder<br />
Schritt fordere und rechtfertige den<br />
nächsten. Aber diese Entwicklungen<br />
seien später nicht mehr rückgängig zu<br />
machen.<br />
Zu wenig beachtet werde weiterhin,<br />
dass der Verlust genetisch bedingter rezessiver<br />
Eigenschaften sich in der Evolution<br />
des Menschen nachteilig auswirken<br />
könnte. Noch schwerer wiege, dass<br />
der Versuch einer Perfektionierung des<br />
Menschen durch Genm<strong>an</strong>ipulation und<br />
Klonierung unweigerlich zu einem Verlust<br />
<strong>an</strong> Empathie, zu Geringerschätzung<br />
von Abweichung und Behinderung<br />
führe.<br />
Nach Rifkins Worten würden gesellschaftliche<br />
Ausein<strong>an</strong>dersetzungen heute<br />
weniger durch Positionen wie „rechts“<br />
oder „links“ als durch den Widerspruch<br />
zwischen „utilitaristischen und<br />
intrinsischen“ Werten geprägt. Sol<strong>an</strong>ge<br />
es für die Biowissenschaftler aussichtsreiche<br />
und ethisch unbedenklichere Alternativen<br />
wie die <strong>Forschung</strong> <strong>an</strong> AS-<br />
Zellen gebe, sei nicht einzusehen, <strong>Embryonen</strong><br />
als Rohstoffliefer<strong>an</strong>ten für<br />
zukünftige Therapieformen zu instrumentalisieren.<br />
Ärzte seien gut beraten, sich auf den<br />
hippokratischen Eid mit seinem „primum<br />
nihil nocere“ (vor allem nicht schaden)<br />
zurück zu besinnen.Dr. med. Peter Bartm<strong>an</strong>n<br />
Heft 28–29, 16. Juli 2001<br />
Embryonale Stammzellen<br />
Entscheidung über<br />
Import vertagt<br />
SPD und Grüne haben im Bundestag die Forderung<br />
der Union nach einem Moratorium zur Einfuhr<br />
von Stammzellen zurückgewiesen. Die Deutsche<br />
<strong>Forschung</strong>sgemeinschaft verhält sich bisher abwartend.<br />
Bundesk<strong>an</strong>zler Gerhard Schröder<br />
befürwortet die <strong>Forschung</strong> <strong>an</strong> embryonalen<br />
Stammzellen. Einen Import<br />
lehnt er allerdings ab. Er ist sich<br />
wohl bewusst, dass eine offene Ausein<strong>an</strong>dersetzung<br />
dem Image der Koalition<br />
großen Schaden zufügen würde. Deshalb<br />
sprach sich die SPD gemeinsam<br />
mit den Grünen für einen Kompromiss<br />
aus: Zunächst wurde ein Antrag der<br />
CDU/CSU-Bundestagsfraktion abgelehnt.<br />
Darin heißt es: „Der Deutsche<br />
Bundestag fordert die Bundesregierung<br />
auf, bis zu einer endgültigen Entscheidung<br />
des Deutschen Bundestages sicherzustellen,<br />
dass kein Import von embryonalen<br />
Stammzellen nach Deutschl<strong>an</strong>d<br />
stattfindet, deren Gewinnung die<br />
Tötung von <strong>Embryonen</strong> voraussetzt.<br />
Der Deutsche Bundestag appelliert <strong>an</strong><br />
die Wissenschaftler in der Bundesrepublik<br />
Deutschl<strong>an</strong>d, bis zu einer entsprechenden<br />
Entscheidung des Deutschen<br />
Bundestages vom Import von und der<br />
<strong>Forschung</strong> <strong>an</strong> embryonalen Stammzellen<br />
abzusehen.“<br />
Dagegen stimmte das Parlament mit<br />
der Mehrheit der Koalitionsfraktionen<br />
für einen Antrag von Bündnis 90/Die<br />
Grünen und SPD, wonach sich der Bundestag<br />
voraussichtlich im Herbst mit der<br />
Frage der <strong>Forschung</strong> <strong>an</strong> importierten<br />
embryonalen Stammzellen unter Berücksichtigung<br />
von Stellungnahmen der<br />
Enquete-Kommission des Bundestages<br />
„Recht und Ethik der modernen Medizin“,<br />
des Nationalen Ethikrats und der<br />
Deutschen <strong>Forschung</strong>sgemeinschaft befassen<br />
soll. Auch in diesem Antrag wird<br />
<strong>an</strong> alle Forscher appelliert,der Entscheidung<br />
nicht durch Schaffung von vollendeten<br />
Tatsachen vorzugreifen.<br />
Sprecher der Koalitionsfraktionen<br />
wiesen darauf hin, dass die Forscher<br />
nicht zu einem Moratorium gezwungen<br />
werden könnten. Ein Importverbot sei<br />
außerdem nur bei einer entsprechenden<br />
Änderung des <strong>Embryonen</strong>schutzgesetzes<br />
(ESchG) möglich. SPD und Grüne<br />
hatten sich jedoch darauf verständigt,<br />
das ESchG in dieser Legislaturperiode<br />
nicht mehr zu novellieren.<br />
Ein „Moratorium in recht abgeschwächter<br />
Form“, so die stellvertretende<br />
Unions-Fraktionsvorsitzende Maria<br />
Böhmer, stellt allerdings auch der Antrag<br />
der Regierungskoalition dar. Doch<br />
auch in ihrer Fraktion gibt es keine Einigkeit.<br />
Während Böhmer forderte, die<br />
<strong>Forschung</strong> <strong>an</strong> adulten Stammzellen stärker<br />
zu fördern und eine verbrauchende<br />
<strong>Embryonen</strong>forschung abzulehnen, wollte<br />
der frühere Bundesgesundheitsminister<br />
Horst Seehofer (CSU) eine <strong>Forschung</strong><br />
<strong>an</strong> Stammzellen aus überzähligen <strong>Embryonen</strong><br />
nicht ausschließen.<br />
Die SPD-Abgeordnete und Vorsitzende<br />
der Enquete-Kommission, Margot<br />
von Renesse, wies auf Versäumnisse<br />
des Parlaments hin, das die „derzeitige<br />
Hängepartie mit verschuldet“ und das<br />
<strong>Embryonen</strong>schutzgesetz nicht fortgeschrieben<br />
habe. Sie frage sich, „ob wir als<br />
Gesetzgeber nicht einiges verschlafen<br />
haben“.Die FDP sprach sich in einem eigenen<br />
Antrag für den Import von embryonalen<br />
Stammzellen aus. „Der Import<br />
embryonaler Stammzellen ist zum<br />
Zweck der <strong>Forschung</strong> zulässig, denn er<br />
ist laut <strong>Embryonen</strong>schutzgesetz nicht<br />
verboten“, sagte die FDP-Abgeordnete<br />
Ulrike Flach. Ein Importstopp sei aus<br />
forschungspolitischer Sicht nicht vertretbar:<br />
„Wer heute ein Moratorium verab-<br />
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