Dokumentation PID, PND, Forschung an Embryonen - Theologische ...
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D O K U M E N T A T I O N<br />
und die psychosoziale Beratung verstärkt<br />
werden.<br />
Dass der Forderung nach einer hum<strong>an</strong>genetischen<br />
Beratung vor einer <strong>PID</strong><br />
im Diskussionsentwurf der BÄK nicht<br />
genügend Rechnung getragen werde,<br />
monierte Prof. Dr. rer. nat. Karl Sperling,<br />
Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft<br />
für Hum<strong>an</strong>genetik. Im Übrigen<br />
vertrete seine Fachgesellschaft die Ansicht,<br />
dass die <strong>PID</strong> grundsätzlich allen<br />
Frauen zur Verfügung stehen sollte, die<br />
ein erhöhtes genetisches Risiko für eine<br />
schwerwiegende kindliche Erkr<strong>an</strong>kung<br />
tragen. Die <strong>PID</strong> sei eine Möglichkeit<br />
der vorgeburtlichen Diagnostik, die<br />
Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbrüche und die damit<br />
verbundene Belastung der Betroffenen<br />
vermeiden könne. „Eine <strong>PID</strong> darf<br />
jedoch nur unter Einhaltung strikter<br />
Richtlinien erfolgen“, betonte Sperling.<br />
Prof. Dr. jur. Friedhelm Hufen, Lehrstuhl<br />
für öffentliches Recht der Universität<br />
Mainz, plädierte nicht nur für die<br />
Zulassung der <strong>PID</strong>. Er ging sogar noch<br />
weiter: „Da die Pränataldiagnostik zur<br />
Nachgefragt<br />
DÄ: Die Bundesregierung will<br />
eine Überarbeitung des <strong>Embryonen</strong>schutzgesetzes<br />
vorerst<br />
auf Eis legen. Halten Sie eine<br />
Novellierung zurzeit für nötig<br />
Ulrike Flach: Das wäre nur<br />
die zweitbeste Lösung. Besser<br />
wäre ein neues Fortpfl<strong>an</strong>zungsmedizingesetz,<br />
das diesen<br />
Bereich umfassend regelt.<br />
Die <strong>Forschung</strong> und die medizinischen<br />
Anwendungsmöglichkeiten<br />
rasen vor<strong>an</strong>, das Recht<br />
humpelt hinterher. Eine Verschiebungsstrategie<br />
ist grundfalsch.<br />
Die FDP meint, dass<br />
wir noch in dieser Legislaturperiode<br />
entweder ein Fortpfl<strong>an</strong>zungsmedizingesetz<br />
oder eine<br />
Novellierung des <strong>Embryonen</strong>schutzgesetzes<br />
brauchen.<br />
DÄ: In welchen Punkten würden<br />
Sie das <strong>Embryonen</strong>schutzgesetz<br />
ändern<br />
Ulrike Flach: Wir wollen eine<br />
offene, fraktionsübergreifende<br />
Diskussion zur Schaffung von<br />
rechtlichen Rahmenbedingungen<br />
für die Präimpl<strong>an</strong>tationsdiagnostik<br />
(<strong>PID</strong>). Dieses<br />
Verfahren ist ja nach Meinung<br />
<strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nter Rechtsexperten<br />
prinzipiell im <strong>Embryonen</strong>schutzgesetz<br />
schon vorgesehen.<br />
Die <strong>PID</strong> könnte bei Invitro-Fertilisation<br />
generell <strong>an</strong>wendbar<br />
sein, müsste aber in<br />
der Entscheidungsgewalt der<br />
Eltern bleiben. Gleichzeitig<br />
müssten natürlich Missbrauchschr<strong>an</strong>ken<br />
eingebaut werden.<br />
Die <strong>PID</strong> muss auf die Verhinderung<br />
genetischer Erkr<strong>an</strong>kungen<br />
dort beschränkt werden,<br />
wo die Eltern das Risiko sehen<br />
und begründen können.<br />
DÄ: Gibt es für Sie Tabus<br />
Ulrike Flach: Natürlich! Tabu<br />
ist beispielsweise die<br />
Züchtung von Menschen. Tabu<br />
sind auch alle M<strong>an</strong>ipulationen,<br />
die darauf zielen, Kinder<br />
nach Wunsch mit blauen<br />
oder grünen Augen, blonden<br />
oder schwarzen Haaren zu<br />
schaffen. Außerdem müssen<br />
wir uns immer fragen: Rechtfertigt<br />
das Ziel den Eingriff<br />
Die Erfüllung des Kinderwunsches<br />
für Eltern mit hohen genetischen<br />
Risiken rechtfertigt<br />
ihn, nicht aber die Züchtung<br />
von Zwitterwesen aus<br />
Mensch und Tier. Wir werden<br />
Verfügung steht, ist ein absolutes Verbot<br />
der <strong>PID</strong> un<strong>an</strong>gemessen.“ Aus verfassungsrechtlicher<br />
Sicht bedürfe nicht<br />
die Zulassung, sondern das Verbot der<br />
<strong>PID</strong> einer Rechtfertigung.<br />
Auch <strong>an</strong>dere Änderungen des <strong>Embryonen</strong>schutzgesetzes,für<br />
die sich Kentenich<br />
in der Berliner Ver<strong>an</strong>staltung einsetzte,<br />
wären nach Ansicht Hufens verfassungsrechtlich<br />
in vollem Umf<strong>an</strong>g<br />
möglich. Kentenich forderte unter <strong>an</strong>derem<br />
die Zulassung der Eizellspende.<br />
Es sei ein „Sk<strong>an</strong>dal“, dass die Eizellgewinnung<br />
in Deutschl<strong>an</strong>d schwieriger sei<br />
als die Samenzellgewinnung und sich<br />
ein Arzt potenziell strafbar mache,<br />
wenn er die Adresse eines Beh<strong>an</strong>dlungszentrums<br />
im Ausl<strong>an</strong>d weitergebe.<br />
Für die Samenzellspende forderte Kentenich<br />
klare gesetzliche Regelungen.<br />
Ferner sprach er sich dafür aus, die <strong>Forschung</strong><br />
<strong>an</strong> <strong>Embryonen</strong> und ihre Selektion<br />
unter strengen Limits zu erlauben.<br />
Gegner der <strong>PID</strong> waren bei der Podiumsdiskussion<br />
in Berlin nicht <strong>an</strong>wesend.<br />
Dr. med. Eva A. Richter<br />
aber noch oft vor einem Abwägungskonflikt<br />
stehen.<br />
DÄ: Unter welchen Bedingungen<br />
würden Sie die <strong>PID</strong><br />
erlauben<br />
Ulrike Flach: Die Bundesärztekammer<br />
hat einen Entwurf<br />
vorgelegt, den ich als Grundlage<br />
für geeignet halte. Darin<br />
sind klare Zulassungsbedingungen<br />
und berufsrechtliche<br />
Voraussetzungen enthalten.<br />
DÄ: Ist die <strong>PID</strong> nicht der erste<br />
Schritt zum „Designer-Baby“<br />
Ulrike Flach: <strong>PID</strong> ist eine<br />
Methode für einen sehr eingeschränkten<br />
Kreis von Eltern.<br />
Wenn keine medizinischen<br />
Gründe vorliegen, sondern<br />
einfach das „Wunschkind“<br />
geschaffen werden soll, würde<br />
ich keine Zustimmung zur<br />
Anwendung geben. Freilich:<br />
Die technischen Möglichkeiten<br />
für das „Designer-Baby“<br />
gibt es. Die Gesellschaft muss<br />
sich darüber einigen, welche<br />
Werteorientierung gelten soll.<br />
<strong>PID</strong> ist ja nur ein Werkzeug; es<br />
kommt darauf <strong>an</strong>, zu welchem<br />
Zweck es verwendet wird.<br />
Die Fragen stellte Dr. med. Eva A. Richter<br />
Heft 8, 23. Februar 2001<br />
Medizinische Ethik<br />
Auf<br />
Schlingerkurs<br />
Wohin die Bundesregierung<br />
bei der Gentechnik steuert,<br />
bleibt unklar.<br />
Ein möglicher Kurswechsel der Bundesregierung<br />
in der Gentechnik<br />
zeichnet sich bereits seit längerem ab.<br />
In einer Antwort auf eine kleine Anfrage<br />
der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, die<br />
letzte Woche vorgelegt wurde,bezieht die<br />
Regierung Stellung unter <strong>an</strong>derem zu<br />
den Themen Fortpfl<strong>an</strong>zungsmedizingesetz<br />
und gepl<strong>an</strong>te Einrichtung eines nationalen<br />
Ethikrates. Klare Aussagen lässt<br />
die Koalition jedoch vermissen.<br />
Die damalige Bundesgesundheitsministerin<br />
Andrea Fischer wollte noch in dieser<br />
Legislaturperiode ein Fortpfl<strong>an</strong>zungsmedizingesetz<br />
verabschieden, in dem unter<br />
<strong>an</strong>derem die Präimpl<strong>an</strong>tationsdiagnostik<br />
eindeutig verboten werden sollte.Um<br />
möglichst schnell zu klaren Positionen zu<br />
kommen, hatte das Bundesgesundheitsministerium<br />
im letzten Jahr ein hochkarätiges<br />
Symposium ver<strong>an</strong>staltet. Doch<br />
Fischers Bestrebungen finden zurzeit offenbar<br />
keine Fortsetzung.<br />
Ausweichend fällt jedenfalls die Stellungnahme<br />
zu einem künftigen Fortpfl<strong>an</strong>zungsmedizingesetz<br />
aus. Die Bundesregierung:<br />
Auf dem Symposium sei<br />
der „derzeitige Meinungsst<strong>an</strong>d der medizinischen<br />
Wissenschaft und Praxis, der<br />
<strong>Forschung</strong>, Ethik, Rechtswissenschaft<br />
und Sozialwissenschaft von den unterschiedlichen<br />
St<strong>an</strong>dpunkten aus dargestellt<br />
und kontrovers diskutiert“ worden.<br />
Vor der Entscheidung über gesetzliche<br />
Regelungen sollte nach Auffassung der<br />
Bundesregierung die Debatte im Bundestag<br />
intensiv fortgesetzt werden. Und<br />
bei dem von Andrea Fischer vorgelegten<br />
Eckpunktepapier,in dem sie ihre Vorstellungen<br />
dargelegt hatte, habe es sich nicht<br />
„um ein innerhalb der Bundesregierung<br />
abgestimmtes Konzept für ein mögliches<br />
Fortpfl<strong>an</strong>zungsmedizingesetz geh<strong>an</strong>delt,<br />
sondern um ein Positionspapier, das die<br />
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