Dokumentation PID, PND, Forschung an Embryonen - Theologische ...
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D O K U M E N T A T I O N<br />
München. Sie bewertet die <strong>Forschung</strong>sergebnisse<br />
aus dem NGFN nach patentrechtlichen<br />
und wirtschaftlichen Gesichtspunkten.<br />
Aufschwung soll das<br />
NGFN nämlich auch der Biotechnologie-Br<strong>an</strong>che<br />
bringen. „Durch das Nationale<br />
Genomforschungsnetz ist in<br />
kurzer Zeit eine derartige Fülle von<br />
<strong>Forschung</strong>sergebnissen entst<strong>an</strong>den,<br />
dass eine Reihe von Firmengründungen<br />
zu erwarten sind“, prognostizierte Bulmahn.<br />
Der Überg<strong>an</strong>g von der Grundlagenforschung<br />
zur technischen beziehungsweise<br />
zur klinischen Umsetzung<br />
soll deshalb künftig verstärkt gefördert<br />
werden. „Klasse statt Masse ist dabei<br />
unser Prinzip“, erklärte Dr. Timm Jessen<br />
von der Evotec Biosystems AG, zugleich<br />
Mitglied im Lenkungsgremium<br />
des NGFN.<br />
94 Produktideen von<br />
Wissenschaftlern und Industrie<br />
Die enge Verzahnung von <strong>Forschung</strong><br />
und Industrie innerhalb des NGFN gilt<br />
auch international als ein weiterer Pluspunkt<br />
des Projekts. Berührungsängste<br />
zwischen Forschern und Unternehmen<br />
würden nach und nach verschwinden,<br />
berichtet Jessen. Mittlerweile werde<br />
„auf gleicher Augenhöhe“ diskutiert.<br />
Auf die fin<strong>an</strong>zielle Unterstützung der<br />
Industrie ist die Genomforschung unbestritten<br />
<strong>an</strong>gewiesen – trotz der BMBF-<br />
Fördermittel. „Die pharmazeutische Industrie<br />
investiert Millionenbeträge in<br />
die klinische Erprobung“, sagt Dr. Andreas<br />
Barner von Boehringer Ingelheim.<br />
Der zweite Vorsitzende des NGFN-<br />
Lenkungsgremiums verweist dabei<br />
auf 94 Produktideen, die Wissenschaftler<br />
und Industrie derzeit gemeinsam<br />
verfolgen. Dr. med. Eva A. Richter-Kuhlm<strong>an</strong>n<br />
Heft 47, 21. November 2003<br />
Der Umg<strong>an</strong>g mit vorgeburtlichem Leben<br />
Regeln und Ausnahmen<br />
Die relev<strong>an</strong>ten Glaubensinhalte der Weltreligionen<br />
wurden auf der Jahrestagung des Nationalen Ethikrates<br />
gegenübergestellt.<br />
M<strong>an</strong> wunderte sich zunächst vielleicht,<br />
warum der Nationale<br />
Ethikrat sich auf seiner diesjährigen<br />
Jahrestagung Ende Oktober in<br />
Berlin ausgerechnet mit dem eher ausgefallenen<br />
Thema „Der Umg<strong>an</strong>g mit<br />
vorgeburtlichem Leben in <strong>an</strong>deren Kulturen“<br />
beschäftigte. Der Vorsitzende<br />
des Gremiums, Prof. Dr. jur. Spiros Simitis,<br />
erläuterte denn auch gleich zu<br />
Beginn, weshalb ausgerechnet die Beschäftigung<br />
mit Weltreligionen Hilfestellung<br />
bei der Suche nach nationalen<br />
Lösungen auf drängende medizinethische<br />
Fragestellungen liefern k<strong>an</strong>n.Er ist<br />
der Auffassung, dass m<strong>an</strong> nur d<strong>an</strong>n eine<br />
gemeinsame Lösung finden könne,<br />
wenn m<strong>an</strong> die unterschiedlichen Auffassungen<br />
kennt. Auch in Deutschl<strong>an</strong>d<br />
müssten die Vorstellungen eingebracht<br />
werden, „die durch Migration in unser<br />
L<strong>an</strong>d gekommen sind“.<br />
Doch dass es in den Weltreligionen<br />
keine einfachen und eindeutigen Antworten<br />
gibt, verdeutlichten bereits die<br />
Vorträge zum Islam. So betonte Prof.<br />
Dr.Sadek Beloucif,Mitglied des fr<strong>an</strong>zösischen<br />
Nationalen Ethikrates, dass im<br />
Islam der heilige Charakter des Lebens<br />
respektiert werden müsse. Der Fötus<br />
gelte als schützenswert vom Beginn seiner<br />
Beseelung <strong>an</strong>, das sei für die meisten<br />
Rechtsgelehrten vom 40. Tag <strong>an</strong>.<br />
Für <strong>an</strong>dere allerdings beginne das Leben<br />
bereits mit der Zeugung. Abtreibungen<br />
eines beseelten Embryos seien<br />
deshalb verboten. Künstliche Befruchtung<br />
sei d<strong>an</strong>n erlaubt, wenn dafür nicht<br />
die Samen- oder Eizellen fremder<br />
Spender verwendet werden. Das therapeutische<br />
Klonen sei im Gegensatz zum<br />
reproduktiven Klonen unter bestimmten<br />
Voraussetzungen erlaubt. Zwar<br />
müsse auch die Würde so gen<strong>an</strong>nter<br />
überzähliger <strong>Embryonen</strong> respektiert<br />
werden. Doch können Beloucif zufolge<br />
überzählige <strong>Embryonen</strong> dennoch für<br />
die <strong>Forschung</strong> akzeptiert werden, da sie<br />
<strong>an</strong>sonsten der Zerstörung <strong>an</strong>heim fallen<br />
würden.<br />
Zwischen Ideologie einerseits und<br />
der Realität <strong>an</strong>dererseits gibt es allerdings<br />
starke Unterschiede, die Dr. Carla<br />
Makhlouf Obermeyer von der Weltgesundheitsorg<strong>an</strong>isation<br />
erläuterte. Viele<br />
islamische Staaten hätten aus der Kolonialzeit<br />
restriktive Regelungen des<br />
Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbruchs „geerbt“. In<br />
28 islamischen Ländern, in denen die<br />
Sharia gelte, sei Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbruch<br />
verboten. Nur in Bahrain, der<br />
Türkei und Tunesien seien die Abtreibungsgesetze<br />
liberaler gestaltet. Doch<br />
auch in den Ländern mit restriktiver<br />
Regelung gebe es „viel Spielraum“. So<br />
sei in Ägypten der Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbruch<br />
verboten. Die Polizei greife in der<br />
Regel jedoch nur d<strong>an</strong>n ein, wenn es zu<br />
Todesfällen komme. In B<strong>an</strong>gladesch<br />
werde ein Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbruch<br />
einfach als Regulierung der Monatsblutung<br />
bezeichnet. Auch in islamischen<br />
Ländern „schießen die In-vitro-Fertilisationszentren<br />
wie Pilze aus dem Boden“.<br />
Sie dienten der „stillen Rettung<br />
vieler Ehen“, seien jedoch nur einer<br />
wohlhabenden Schicht zugänglich und<br />
würden vorwiegend bei der Unfruchtbarkeit<br />
des M<strong>an</strong>nes in Anspruch genommen.<br />
Im Judentum, so Prof. Dr. Avraham<br />
Steinberg, Jerusalem, beginne das Leben<br />
des Fötus erst mit der Nidation, sodass<br />
zwischen Präembryo und Embryo<br />
unterschieden werden müsse. Menschliche<br />
Würde käme allerdings auch dem<br />
Präembryo zu. Sogar der Samen sei<br />
schützenswert, weshalb Samenspenden<br />
und Masturbation verboten seien. Die<br />
Präimpl<strong>an</strong>tationsdiagnostik (<strong>PID</strong>) sei<br />
zulässig, da sie lediglich eine Vernichtung<br />
defekter Präembryonen bedeute.<br />
Auch embryonale Stammzellforschung<br />
sei erlaubt. Auf die Frage, warum denn<br />
Masturbation zum Schutz von Samen<br />
unzulässig, dagegen <strong>PID</strong> und embryo-<br />
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