Dokumentation PID, PND, Forschung an Embryonen - Theologische ...
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D O K U M E N T A T I O N<br />
Die breite „öffentliche Meinung“ ist sicherlich<br />
überfordert. Das zeigt die unreflektierte,<br />
breite Zustimmung zu ICSI,<br />
offensichtlich ist es schwer, den qualitativen<br />
Unterschied zwischen der natürlichen<br />
Befruchtung und der künstlichen zu<br />
verstehen. ICSI und PGD sind die Techniken<br />
für eine Eugenik.<br />
„Gegen das, was der Fortschritt der<br />
Fortpfl<strong>an</strong>zungstechnik, der zw<strong>an</strong>gsläufig<br />
auch ein Fortschritt <strong>an</strong> Eugenik ist, <strong>an</strong><br />
moralisch Zweifelhaftem noch zu bieten<br />
hat, wird die Atombombe ein sittliches<br />
Kinderspiel gewesen sein.“ (C. Koch,<br />
Ende der Natürlichkeit. Eine Streitschrift<br />
zu Biotechnik und Bio-Moral,<br />
H<strong>an</strong>ser 1994)<br />
Prof. Dr. Gerhard Bettendorf<br />
ehem. Direktor der Abteilung für klinische und<br />
experimentelle Endokrinologie und des<br />
Reproduktionszentrums der Universität Hamburg<br />
Friedrich-Kirsten-Straße 19, 22391 Hamburg<br />
Kinderlosigkeit:<br />
Zumutbares Schicksal<br />
Es ist wohltuend, in einer ärztlich-<strong>an</strong>thropologischen<br />
Grundsatzdiskussion,<br />
die im Kontext der Präimpl<strong>an</strong>tationsdiagnostik<br />
(<strong>PID</strong>) entbr<strong>an</strong>nt ist, aus dem<br />
Mund wenigstens eines Kammerpräsidenten<br />
kompetente und insofern auch<br />
mutige Worte zu hören,die einen eigenen<br />
St<strong>an</strong>dpunkt klar formulieren, der nicht<br />
unbedingt Zeitströmungen hörig ist.<br />
Dafür möchte ich dem H<strong>an</strong>seaten Montgomery<br />
d<strong>an</strong>ken und Respekt zollen, dass<br />
er aus einem tiefen ärztlichen Ver<strong>an</strong>twortungsbewusstsein<br />
heraus unpolemisch,<br />
aber unmissverständlich zur aktuellen Situation<br />
der <strong>PID</strong>-Diskussion eine prospektive<br />
Sichtweise entwickelt, die würdig<br />
neben einer solchen von Aldous<br />
Huxley steht.<br />
Gestatten Sie mir aber noch eine persönliche<br />
Ergänzung. Wie Herr Hepp im<br />
gleichen Heft schreibt, hat die <strong>PID</strong> zur<br />
Aufklärung des genetischen Status des<br />
Embryos eine In-vitro-Fertilisation zur<br />
Voraussetzung. Hier <strong>an</strong> der ursächlichen<br />
Wurzel dieser g<strong>an</strong>zen Problematik<br />
möchte ich <strong>an</strong>setzen. Ich stelle die Frage,<br />
ob in einer Welt, die bevölkerungspolitisch<br />
überquillt, überhaupt eine IVF<br />
sozialethisch zu rechtfertigen ist. Hinzu<br />
kommt, dass unsere Solidargemeinschaft<br />
im medizinischen Bereich heute<br />
bereits überfordert ist, sogar wenn es<br />
um existenziell bedrohliche Situationen<br />
geht. Im Kontext dazu möchte ich nur<br />
auf die im gleichen Heft erschienene Arbeit<br />
„Radioonkologie, Strahlenbiologie<br />
und medizinische Physik“ Bezug nehmen,<br />
wonach es „wegen des hohen fin<strong>an</strong>ziellen<br />
Aufw<strong>an</strong>des...Protonen für<br />
den klinischen Einsatz . . .“ in Deutschl<strong>an</strong>d<br />
erst seit 1998 möglich war, eine<br />
Therapieeinheit zu errichten. Hier stellt<br />
sich mir als l<strong>an</strong>gjährigem Frauenarzt<br />
trotzdem die Frage, ob ein Kinderwunsch<br />
– bei Würdigung aller Fakten –<br />
Priorität haben muss beispielsweise vor<br />
der Therapie besonderer maligner Tumoren<br />
Kinderwunsch, so edel er sein<br />
mag, ist keine Existenzfrage. Verzicht<br />
auf ein Kind – ob primär oder bei Verdacht<br />
auf genetisches Risiko – ist ein zumutbares<br />
Schicksal, zumindest rechtfertigt<br />
es nicht die fin<strong>an</strong>zielle Belastung der<br />
Solidargemeinschaft. Der Kinderlosigkeit<br />
lässt sich überdies durch die Möglichkeit<br />
der Adoption eines der vielen<br />
armen Kinder auf unserer schönen neuen<br />
Welt begegnen. Dies könnte mit echter<br />
Liebe zum Kind erreicht werden, allerdings<br />
nicht durch narzisstische Liebe<br />
zu sich selbst oder Forschernarzissmus,<br />
alles möglich zu machen, koste es, was<br />
es wolle.<br />
Dr. med. Günter Link<br />
Auf der Halde 13, 87439 Kempten<br />
Die PGD kommt<br />
Sehr geehrter Herr Kollege Montgomery,<br />
Sie (und alle <strong>an</strong>deren) können dieses<br />
Thema wenden und drehen, wie Sie<br />
wollen. Die PGD kommt so bestimmt<br />
wie der nächste Winter, letzten Endes<br />
routinemäßig ohne besondere Indikation.<br />
– Nein, ich bin kein Prophet.<br />
Dr. med. Josef Sliva<br />
73117 W<strong>an</strong>gen<br />
Nachdenken über Limitierung<br />
der künstlichen Befruchtung<br />
Den Ausführungen von Dr. Montgomery<br />
ist im Hinblick auf die Präimpl<strong>an</strong>tationsdiagnostik<br />
absolut zuzustimmen.Zu<br />
fragen wäre nur, ob es tatsächlich ungewollt<br />
ist, dass der genetischen Selektion<br />
die Tür geöffnet wird,wenn die Deutsche<br />
Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe<br />
schon die Forcierung der Pränataldiagnostik<br />
für notwendig hält, weil<br />
immer weniger Kinder geboren werden.<br />
Der wenige Nachwuchs in Deutschl<strong>an</strong>d<br />
soll d<strong>an</strong>n im Sinne des „Designer<br />
Child’s“ wenigstens gesund sein.<br />
Prof. Hepp widerspricht sich in seinem<br />
Beitrag zur PGD leider selbst.<br />
Wenn das menschliche Leben – nach<br />
einhelliger naturwissenschaftlicher Meinung<br />
– mit der Konjugation der haploiden<br />
Chromosomensätze beginnt, d<strong>an</strong>n<br />
ist die Präimpl<strong>an</strong>tationsdiagnostik eine<br />
sehr frühe Form der Pränataldiagnostik<br />
und hat nichts mit der Impl<strong>an</strong>tation und<br />
dem Beginn der Schw<strong>an</strong>gerschaft zu<br />
tun. Pränataldiagnostik ist eine Untersuchung<br />
des Menschen vor seiner Geburt.<br />
Ist dies der subtile Versuch, doch<br />
eine Abstufung des Lebensrechtes zu<br />
erreichen<br />
Es ist zudem erstaunlich, dass in der<br />
Debatte um die PGD die Befruchtungskontrolle<br />
kaum erwähnt wird. Vor der<br />
Präimpl<strong>an</strong>tationsdiagnostik steht bereits<br />
die Untersuchung der befruchteten Eizelle<br />
auf ihre Vorkerne. Bereits ein Abweichen<br />
von den „normalen“ zwei Vorkernen<br />
führt zur Vernichtung der Zygoten,<br />
obwohl m<strong>an</strong> weiß, dass sich mindestens<br />
14 Prozent dieser <strong>Embryonen</strong> normal<br />
entwickeln können. Die Selektion,<br />
die Vorsicht vor dem nicht g<strong>an</strong>z Normalen<br />
und die Unterscheidung zwischen lebenswert<br />
und lebensunwert beginnt damit<br />
schon vor der genetischen Untersuchung.<br />
Leider blieb bisher auch zu wenig<br />
beachtet, dass amerik<strong>an</strong>ische Fortpfl<strong>an</strong>zungsmediziner<br />
die <strong>an</strong>schließende Pränataldiagnostik<br />
zur Sicherung des Ergebnisses<br />
der PGD besonders empfehlen.<br />
Die Meldung über 50 000 vernichtete<br />
<strong>Embryonen</strong> in Engl<strong>an</strong>d – ebenfalls in<br />
Heft 18/2000 – müsste jede weitere Diskussion<br />
über die Präimpl<strong>an</strong>tationsdiagnostik<br />
im Keim ersticken und – wie von<br />
Dr. Montgomery gefordert – zu einem<br />
absoluten Verbot führen.<br />
Notwendig ist zusätzlich ein intensives<br />
Nachdenken über eine gesetzliche Einschränkung<br />
der Pränataldiagnostik und<br />
Limitierung der künstlichen Befruchtung...<br />
Dr. med. Claudia Kaminski<br />
Ottmarsgässchen 8, 86152 Augsburg<br />
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