Dokumentation PID, PND, Forschung an Embryonen - Theologische ...
Dokumentation PID, PND, Forschung an Embryonen - Theologische ...
Dokumentation PID, PND, Forschung an Embryonen - Theologische ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
D O K U M E N T A T I O N<br />
162<br />
gegebener extrauteriner Lebensfähigkeit<br />
des Ungeborenen zu ermöglichen,<br />
wird als nicht akzeptabel <strong>an</strong>gesehen.Vertretbar<br />
ist die Methode aber möglicherweise,<br />
wenn sie bei ohnehin indiziertem<br />
Abbruch für das Ungeborene je nach<br />
dessen Entwicklungsst<strong>an</strong>d das geringste<br />
verfahrensbedingte Leiden mit sich<br />
bringt. Ein Fetozid bei lebensfähigen<br />
Fehlbildungen wird daher weiterhin als<br />
nicht akzeptabel <strong>an</strong>gesehen.<br />
Die Bundesärztekammer hat, entstehend<br />
aus der 5. medizinisch-ethischen<br />
Klausur- und Arbeitstagung vom Oktober<br />
1997 in Schloß Schwarzenfeld unter<br />
dem Titel „Pränatale Medizin im Sp<strong>an</strong>nungsfeld<br />
von Ethik und Recht“, in Zusammenarbeit<br />
mit den betroffenen Fachgesellschaften<br />
und Arbeitsgruppen eine<br />
Erklärung mit dem Ziel verfasst, in der<br />
Öffentlichkeit die Diskussion über die<br />
aufgezeigten Konflikte und Probleme<br />
<strong>an</strong>zuregen und eine Änderung im gesellschaftlichen<br />
Bewusstsein zu bewirken. In<br />
dieser Erklärung wird der mit Einwilligung<br />
der Schw<strong>an</strong>geren von einem<br />
Arzt vorgenommene Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbruch<br />
d<strong>an</strong>n nicht als rechtswidrig <strong>an</strong>gesehen,<br />
wenn der Abbruch der Schw<strong>an</strong>gerschaft<br />
unter Berücksichtigung der gegenwärtigen<br />
und zukünftigen Lebensverhältnisse<br />
der Schw<strong>an</strong>geren nach ärztlicher<br />
Erkenntnis <strong>an</strong>gezeigt ist. Der<br />
Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbruch ist nur möglich,<br />
um eine Gefahr für das Leben oder<br />
die Gefahr einer schwerwiegenden Beeinträchtigung<br />
des körperlichen oder<br />
seelischen Gesundheitszust<strong>an</strong>des der<br />
Schw<strong>an</strong>geren abzuwenden, und wenn<br />
diese Gefahr nicht auf eine <strong>an</strong>dere für<br />
sie zumutbare Weise abgewendet werden<br />
k<strong>an</strong>n.<br />
Die juristischen Vorgaben und die<br />
Stellungnahmen der Bundesärztekammer<br />
sind aufgrund von zu allgemein gehaltenen<br />
Aussagen zurzeit für die<br />
Schw<strong>an</strong>gere und die Ärzte keine ausreichende<br />
Hilfestellung bei der Problematik<br />
der Spätabtreibung. Es wird der<br />
Schw<strong>an</strong>geren aufgrund des Gesetzestextes<br />
eine Abtötung des Feten bis zum Wehenbeginn<br />
in Aussicht gestellt, es bleibt<br />
aber unklar in welchen Fällen dies möglich<br />
ist. Eine schwerwiegende Beeinträchtigung<br />
des seelischen Gesundheitszust<strong>an</strong>des<br />
ist durchaus auch bei leichten<br />
Fehlbildungen wie zum Beispiel der Trisomie<br />
21 möglich. Ist aufgrund des Gesundheitszust<strong>an</strong>des<br />
der Schw<strong>an</strong>geren eine<br />
Spätabtreibung ver<strong>an</strong>twortbar, d<strong>an</strong>n<br />
beginnt meist eine für die Schw<strong>an</strong>gere<br />
unzumutbare Suche nach einem Zentrum,<br />
das den Eingriff eventuell vornimmt.<br />
Schw<strong>an</strong>gere bleiben in einer extrem<br />
schwierigen psychischen Ausnahmesituation<br />
aufgrund unzureichender<br />
gesetzlicher Vorgaben auf sich alleine gestellt.Eine<br />
Lösung,die alle ethischen und<br />
medizinischen Aspekte für Mutter und<br />
Kind abdeckt, ist nicht möglich, eine Verbesserung<br />
der derzeitigen Situation ist<br />
aber unerlässlich.<br />
Die pränatale Diagnostik ist bei einer<br />
Vielzahl von Erkr<strong>an</strong>kungen die Grundvoraussetzung<br />
um überhaupt eine Therapie<br />
durchführen zu können. Dies ist klar<br />
im Interesse von Mutter und Kind. Die<br />
Schw<strong>an</strong>gere ist jedoch vor der ersten Ultraschalluntersuchung<br />
darüber aufzuklären,<br />
dass auch Fehlbildungen erfasst<br />
werden können, bei denen es keine Therapiemöglichkeit<br />
gibt. Die Schw<strong>an</strong>gere<br />
entscheidet aufgrund der Aufklärung<br />
welche diagnostischen Möglichkeiten sie<br />
in Anspruch nehmen will.<br />
Eine ver<strong>an</strong>twortungsvolle Betreuung<br />
von Schw<strong>an</strong>geren ist ohne Pränataldiagnostik<br />
nicht möglich. Da es durch die<br />
Diagnose von Fehlbildungen zu schweren<br />
Konfliktsituationen kommen k<strong>an</strong>n,<br />
ist die Beratung vor der Untersuchung<br />
und vor allem die umfassende Betreuung<br />
nach der Diagnose die Grundvoraussetzung<br />
für eine kompetente Pränataldiagnostik.<br />
Die Beratung vor einer Ultraschalluntersuchung<br />
wird daher in Zukunft einen<br />
wesentlich höheren Stellenwert erhalten<br />
müssen, um der Schw<strong>an</strong>geren die<br />
Entscheidung für oder gegen eine Ultraschall-<br />
oder invasive Diagnostik zu erleichtern.<br />
Die schwerwiegenden ethischen<br />
Probleme im Zusammenh<strong>an</strong>g mit<br />
der Pränataldiagnostik werden nicht dadurch<br />
gelöst werden, indem m<strong>an</strong> die<br />
Pränataldiagnostik als „Selektionsmethode“<br />
<strong>an</strong>pr<strong>an</strong>gert, da dadurch auch<br />
Kinder zu Schaden kommen, die ohne<br />
Pränataldiagnostik nicht beh<strong>an</strong>delt werden<br />
können.Die umfassende Betreuung<br />
von Schw<strong>an</strong>geren im Zusammenh<strong>an</strong>g<br />
mit Pränataldiagnostik muss jedoch verbessert<br />
werden. Neben dem durchwegs<br />
hohen Niveau der medizinischen Betreuung<br />
ist eine kompetente psychosoziale<br />
Begleitung vor und nach der Diagnostik<br />
von fetalen Fehlbildungen noch<br />
unzureichend. Es gilt ein Netzwerk aufzubauen,<br />
welches Schw<strong>an</strong>geren bei der<br />
Diagnose von fetalen Fehlbildungen in<br />
dieser extrem schwierigen Situation eine<br />
optimale individuelle Lösung ermöglicht.<br />
M<strong>an</strong>uskript eingereicht: 15. 4. 2002, <strong>an</strong>genommen:<br />
10. 5. 2002<br />
❚ Zitierweise dieses Beitrags:<br />
Dtsch Arztebl 2002; 99: A 2545–2552 [Heft 39]<br />
Literatur<br />
1. Crombleholme TM: Invasive fetal therapy: Current<br />
status <strong>an</strong>d future directions. Sem Perinatol 1994; 18:<br />
385–397.<br />
2. Gembruch U, M<strong>an</strong>z M, Bald R: Repeated intravascular<br />
treatment with amidarone in a fetus with refractory<br />
supraventricular tacycardia <strong>an</strong>d hydrops fetalis. Am<br />
Heart J 1989; 118: 1335–1338.<br />
3. Harrison MR,Adzick NS:The fetus as a patient. Surgical<br />
considerations.Ann Surg 1991; 213: 279–291.<br />
4. Hecher K, Plath H, Bregenzer T, H<strong>an</strong>sm<strong>an</strong>n M, Hackeloer<br />
BJ: Endoscopic laser surgery versus serial amniocenteses<br />
in the treatment of severe twin-twin tr<strong>an</strong>sfusion<br />
syndrome.Am J Obstet Gynecol 1999; 180: 717–724.<br />
5. Hecher K, Hackeloer BJ,Ville Y: Umbilical cord coagulation<br />
by operative microendoscopy at 16 weeks' gestation<br />
in <strong>an</strong> acardiac twin. Ultrasound Obstet Gynecol 1997;<br />
10: 130–132.<br />
6. Ludomirsky A: Intrauterine fetal blood sampling – a<br />
multicenter registry: evaluation of 7 462 procedures.<br />
Am J Obstet Gynecol 1993; 168: 318.<br />
7. Neilson JP: Ultrasound for fetal assessment in early<br />
pregn<strong>an</strong>cy.The Cochr<strong>an</strong> library 2000 Issue 2: 1–9.<br />
8. Stiller R, Huch R, Huch A, Zimmerm<strong>an</strong>n R: Qualität der<br />
pränatalen sonographischen Diagnostik – Vergleich sonographisch<br />
erfasster Fehlbildungen mit dem tatsächlichen<br />
fetalen Outcome in der Schweiz. Ultraschall in<br />
Med 2001; 22: 225–230.<br />
9.V<strong>an</strong>derWall KJ, Bruch SW, Meuli M: Fetal endoskopic<br />
(Fetendo) tracheal clip. J Pediatr Surg 1996; 31:<br />
1101–1104.<br />
10.Wissenschaftlicher Beirat der Bundesärztekammer: Erklärung<br />
zum Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbruch nach Pränataldiagnostik.<br />
Dtsch Arztebl 1998; 95: A-3013–3016<br />
[Heft 47].<br />
Anschrift des Verfassers:<br />
Prof. Dr. med. Fr<strong>an</strong>z Kainer<br />
I. Frauenklinik<br />
Klinikum Innenstadt<br />
Ludwig-Maximili<strong>an</strong>s-Universität<br />
Maistraße 11, 80337 München<br />
E-Mail: fkainer@fk-i.med.uni-muenchen.de<br />
Weitere Informationen im Internet<br />
www.degum.de<br />
www.fetalmedicine.com<br />
http//www.eurofoetus.org/PROTOCOL.HTM