Dokumentation PID, PND, Forschung an Embryonen - Theologische ...
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D O K U M E N T A T I O N<br />
können Zellen und Gewebe nur entnommen<br />
werden, wenn die Angehörigen<br />
ausdrücklich zugestimmt haben.<br />
❃ Zellen und Gewebe dürfen nicht<br />
von Personen entnommen werden, die<br />
keine rechtskräftige Einwilligung geben<br />
können.<br />
Die EU-Abgeordneten nutzten aber<br />
auch die Gelegenheit, klare Grenzen<br />
bei der Verwendung embryonaler<br />
Stammzellen und zur Frage des Klonens<br />
von menschlichen <strong>Embryonen</strong> zu<br />
ziehen. Klonen will die Mehrheit der<br />
Parlamentarier EU-weit verbieten; ausdrücklich<br />
wird zudem ausgeschlossen,<br />
dass „geklonte menschliche Embryos<br />
und menschliche/tierische Hybridembryos<br />
und von ihnen abgeleitete Gewebe<br />
und Zellen als Quellen für Tr<strong>an</strong>spl<strong>an</strong>tationsmaterial“<br />
genutzt werden.<br />
Heftiger Widerst<strong>an</strong>d wird<br />
aus Großbrit<strong>an</strong>nien erwartet<br />
Die Frage ist, inwieweit das Parlament<br />
seine Vorstellungen durchsetzen k<strong>an</strong>n.<br />
Die endgültige Richtlinie muss Liese<br />
jetzt mit den Gesundheitsministern der<br />
15 EU-Mitgliedsländer aush<strong>an</strong>deln. Der<br />
heftigste Widerst<strong>an</strong>d gegen den Parlamentsentwurf<br />
wird dabei wohl aus Großbrit<strong>an</strong>nien<br />
kommen. Dort ist das so gen<strong>an</strong>nte<br />
therapeutische Klonen menschlicher<br />
<strong>Embryonen</strong> erlaubt, diese <strong>Embryonen</strong><br />
dürfen allerdings nicht in die Gebärmutter<br />
einer Frau impl<strong>an</strong>tiert werden.<br />
Streit wird es auch um die Frage geben,<br />
ob die Richtlinie auch für Gewebespenden<br />
gelten soll, die ausschließlich<br />
für Laborforschung verwendet werden<br />
sollen. Während die EU-Kommission<br />
solche Spenden ausdrücklich von der<br />
Richtlinie ausnehmen wollte, hat das<br />
Parlament die <strong>Forschung</strong> ausdrücklich<br />
eingeschlossen. „Wir wollen hohe St<strong>an</strong>dards<br />
für den Schutz der Spender festschreiben“,<br />
sagt Liese: Und da sei es<br />
unerheblich, für welchen Zweck ein<br />
Spender Zellen oder Gewebe spende,<br />
schließlich sei beispielsweise die Gesundheitsbelastung<br />
durch die Entnahme<br />
dieselbe. Allerdings sollten in der<br />
<strong>Forschung</strong> d<strong>an</strong>n weniger strenge Regeln<br />
für die Aufbereitung und Lagerung<br />
von Zellen und Geweben gelten, die<br />
nicht auf <strong>an</strong>dere Menschen übertragen<br />
werden.<br />
Klaus Koch<br />
Heft 24, 13. Juni 2003<br />
1. Ökumenischer Kirchentag<br />
„Den Sterbenden ein<br />
Segen sein“<br />
Interkultureller Umg<strong>an</strong>g mit Leiden und Tod<br />
Ökumenischer Kirchentag in Berlin<br />
Auf dem 1. Ökumenischen Kirchentag in Berlin diskutierten<br />
Wissenschaftler und Kirchentagsgäste die<br />
Familienpolitik und die Reproduktionsmedizin. Der<br />
Tübinger Sozialethiker Prof. Dr. Dietmar Mieth sieht<br />
in der Kinderlosigkeit ein soziales Problem. Dabei<br />
stünde der Kinderlosigkeit jeder dritten Frau ein Kinderwunsch<br />
bei 80 Prozent aller Frauen gegenüber.<br />
Die heutigen Anforderungen von Flexibilität und<br />
Mobilität der Arbeitnehmer laufen dem Familienwunsch<br />
zuwider. Die durch fehlende Unterstützung<br />
hervorgerufene Kinderlosigkeit könne auch die Reproduktionsmedizin<br />
nicht beheben. Bevor m<strong>an</strong> zu<br />
technischen Lösungen greife, sollten die sozialen Ursachen<br />
des Geburtenrückg<strong>an</strong>gs untersucht werden.<br />
Der Präsident der Bundesärztekammer, Prof. Dr.<br />
med. Jörg-Dietrich Hoppe, erläuterte den Kirchentagsteilnehmern,<br />
dass Schw<strong>an</strong>gerschaften mit zunehmendem<br />
Alter risikoreicher würden.Aus medizinischen<br />
Erwägungen sei es darum sinnvoll, so Hoppe,<br />
eine frühe Familiengründung zu fördern. Der<br />
Kölner Gesundheitsökonom Prof. Dr. med. Dr. Karl<br />
W. Lauterbach unterstrich die Bedeutung der Familienpolitik<br />
auf die sozialen Sicherungssysteme. Eine<br />
kinderlose Gesellschaft drohe zu vergreisen und<br />
könne das soziale Sicherungssystem sprengen. Erste<br />
Vorzeichen seien bereits deutlich geworden.<br />
Einhellig lehnten die Wissenschaftler die Präimpl<strong>an</strong>tationsdiagnostik<br />
ab. Diese diene alleine der<br />
Was interessiert mich der Tod“<br />
fragte der Philosoph Epikur.<br />
„Wo der Tod ist, da bin ich<br />
nicht, und wo ich bin, da ist der Tod<br />
nicht!“ Eine genial einfache Lösung.<br />
Aber diese Auffassung hat nur so l<strong>an</strong>ge<br />
Best<strong>an</strong>d, wie m<strong>an</strong> sich als Gesunder von<br />
gesunden Menschen umgeben sieht.<br />
Während des 1. Ökumenischen Kirchentages<br />
in Berlin trafen sich in der<br />
Kreuzberger Emmaus-Kirche Menschen,<br />
die <strong>an</strong>dere Erfahrungen als der<br />
Philosoph gesammelt haben.Angehörige,<br />
Kr<strong>an</strong>kenhausseelsorger, Pflegekräfte<br />
und Ärzte tauschten hier unter dem<br />
Motto „den Sterbenden ein Segen sein“<br />
ihre Erfahrungen und Positionen aus.<br />
In die Emmaus-Kirche kamen Kirchentagsbesucher,<br />
die <strong>an</strong>dere Menschen leidend<br />
und sterbend erlebt haben. Der<br />
Tod ist ein zentrales Thema aller Religionen.<br />
Und bei aller Vielfalt will jede<br />
Kinderwunsch oder Kind nach Wunsch<br />
Ethiker, Ärzte und Juristen fordern bessere Möglichkeiten, um<br />
Kindererziehung, Ausbildung und Beruf mitein<strong>an</strong>der zu vereinbaren.<br />
Einhellige Ablehnung der Präimpl<strong>an</strong>tationsdiagnostik.<br />
Selektion von <strong>Embryonen</strong> und müsse daher auch<br />
weiter verboten bleiben. Aber auch bei der Pränataldiagnostik<br />
(<strong>PND</strong>) müsse m<strong>an</strong> sich fragen, welche<br />
Konsequenz diese Untersuchung für das betroffene<br />
Paar und für das gesellschaftliche Ansehen<br />
von Menschen mit einer <strong>an</strong>geborenen Behinderung<br />
haben werde. Die Lehrstuhlinhaberin für<br />
Öffentliches Recht und Rechtsvergleichung, Prof.<br />
Dr. Ute Sacksofsky, aus Fr<strong>an</strong>kfurt/Main, plädierte<br />
wie auch ihre Diskussionspartner auf dem Podium<br />
dafür, die Pränataldiagnostik auf den Prüfst<strong>an</strong>d<br />
zu stellen. Hoppe w<strong>an</strong>dte ein, dass die <strong>PND</strong> dazu<br />
dienen könne, beispielsweise Herzfehler zu erkennen<br />
und noch während der Schw<strong>an</strong>gerschaft im<br />
Mutterleib zu operieren. Insofern hätte der Fetus<br />
einen direkten Nutzen von dieser Untersuchung.<br />
Aber bisher arbeiteten nach Hoppes Auffassung<br />
die Mediziner in einer „völlig inkonsistenten<br />
Rechtslage“.<br />
Die Kirchentagsver<strong>an</strong>staltung war ein deutliches<br />
Zeichen dafür, dass ein erheblicher Diskussionsbedarf<br />
besteht. Das Vorst<strong>an</strong>dsmitglied der<br />
Bundesärztekammer Rudolf Henke und Dr. Julika<br />
Mayer, Wissenschaftlerin am Institut für Medizinm<strong>an</strong>agement<br />
und Gesundheitswissenschaften der<br />
Universität Bayreuth, hatten als „Anwälte des<br />
Publikums“ über 80 Fragen <strong>an</strong> die Wissenschaftler<br />
zu bündeln.<br />
DR<br />
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