Dokumentation PID, PND, Forschung an Embryonen - Theologische ...
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D O K U M E N T A T I O N<br />
längst nicht nur „interessierte (etwa<br />
profitorientierte) Forscher“, die sich<br />
mutig dafür aussprechen, dass Deutschl<strong>an</strong>d<br />
nicht bei dem Anspruch verharrt,<br />
eine Insel höchster ethischer Maßstäbe<br />
in Europa bleiben zu wollen und dabei<br />
die Entwicklung eines der aussichtsreichsten<br />
therapeutischen Ansätze dieses<br />
Jahrtausends zu verpassen.<br />
Prof. Dr. med. Ch. Rittner, Institut für<br />
Rechtsmedizin, Joh<strong>an</strong>nes Gutenberg-Universität<br />
Mainz, Am Pulverturm 3, 55131 Mainz<br />
Heft 10, 9. März 2001<br />
Unter falscher Flagge<br />
Mit scharfen Worten kritisiert Jachertz<br />
die in der FAZ getätigte Meinungsäußerung<br />
zur Stammzellenforschung von Sewing,<br />
dem Chef des Wissenschaftlichen<br />
Beirats der Bundesärztekammer. Er habe<br />
nicht „die Meinung der verfassten<br />
Ärzteschaft“ wiedergegeben und „segele<br />
unter falscher Flagge“. Ziel der <strong>Forschung</strong><br />
mit (pluri-, nicht toti-potenten!)<br />
hum<strong>an</strong>en Stammzellen ist die Entwicklung<br />
von Therapien für bisher nicht beh<strong>an</strong>delbare<br />
Kr<strong>an</strong>kheiten. Dies ist wohl<br />
zunächst ein akzeptables, ja respektables<br />
Ansinnen eines Arztes. Dasselbe gilt für<br />
Konzepte des therapeutischen Klonens,<br />
mit dessen Hilfe klinisch dringend<br />
benötigtes Gewebe, keine <strong>Embryonen</strong><br />
hergestellt werden sollen. Ebenfalls eine<br />
Absicht, die ein Vorsitzender des Wissenschaftlichen<br />
Beirates der verfassten<br />
deutschen Ärzteschaft wohl (auch öffentlich)<br />
äußern darf, vielleicht sogar<br />
muss ().<br />
Gegen diese (zukünftigen) Heilmethoden,<br />
deren Erforschung unter Verwendung<br />
embryonaler Stammzellen in<br />
den USA, in Engl<strong>an</strong>d und Fr<strong>an</strong>kreich<br />
auch mittels therapeutischen Klonens<br />
mittlerweile politisch akzeptiert sind,<br />
steht das deutsche <strong>Embryonen</strong>schutzgesetz.<br />
Dieses spricht jeder befruchteten<br />
hum<strong>an</strong>en Eizelle, gleich welchen<br />
Stadiums und wo immer sich diese befindet,<br />
den vollen Umf<strong>an</strong>g der Menschenwürde<br />
zu. Gleichzeitig verschreibt<br />
und impl<strong>an</strong>tiert die „verfasste<br />
deutsche Ärzteschaft“ Millionen von<br />
Frauen Spiralen zur Kontrazeption, die<br />
nichts <strong>an</strong>deres tun, als solche „<strong>Embryonen</strong>“<br />
unter dem Schutz der gesellschaftlichen<br />
Akzept<strong>an</strong>z zu töten.<br />
Gleichzeitig vollzieht die „verfasste<br />
deutsche Ärzteschaft“ unter dem<br />
Schutz des Gesetzgebers jährlich über<br />
200 000 Abtreibungen <strong>an</strong> <strong>Embryonen</strong><br />
in weitaus fortgeschritteneren Entwicklungsstadien.<br />
Wer segelt hier unter falscher Flagge<br />
Der Diskurs macht doch unmissverständlich<br />
deutlich, dass die Definition<br />
der „Würde des Embryos“ dringend<br />
neu bedacht werden will. Eine abstufende<br />
Einschätzung des „moral status<br />
of the embryo“, wie von der Europäischen<br />
Kommission definiert, stellt wohl<br />
die einzig intelligente und praktikable<br />
Lösung dar. Ein Umdenken in diese<br />
Richtung scheint dringend geboten und<br />
folgt nicht der „englischen Verführung“,<br />
sondern dem St<strong>an</strong>d der medizinischen<br />
Wissenschaft.Auf der Insel<br />
wurde seit l<strong>an</strong>gem und sehr sorgfältig<br />
diskutiert, ob auf diese Weise (hoffentlich)<br />
verfügbare Beh<strong>an</strong>dlungsverfahren<br />
für englische Patienten in Großbrit<strong>an</strong>nien<br />
entwickelt werden sollen oder ob<br />
m<strong>an</strong> sie importiert beziehungsweise<br />
Kr<strong>an</strong>ke im Ausl<strong>an</strong>d beh<strong>an</strong>deln lässt.<br />
Prof. Dr. med. Axel Haverich,<br />
Klinik für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie, MHH,<br />
Carl-Neuberg-Straße 1, 30625 H<strong>an</strong>nover<br />
Anmerkung (zugleich zu den Briefen von<br />
Sewing und Rittner in Heft 7): Mein<br />
Kommentar „Englische Verführung“ kritisierte,<br />
dass Sewing als Vorsitzender des Wissenschaftlichen<br />
Beirats der Bundesärztekammer Auffassungen<br />
vertrat, die der Beschlusslage der<br />
verfassten Ärzteschaft nicht entsprechen. Als<br />
Vorsitzender eines offiziellen Gremiums der<br />
Bundesärztekammer hätte sich Sewing <strong>an</strong> die<br />
Beschlusslage halten oder deutlich machen<br />
müssen, dass er sich als Privatm<strong>an</strong>n äußerte.<br />
Die verfasste Ärzteschaft ist ein eingeführter<br />
Begriff. Gemeint ist in diesem Fall die in<br />
Ärztekammern und in der Arbeitsgemeinschaft<br />
der Ärztekammern, nämlich der<br />
Bundesärztekammer, org<strong>an</strong>isierte Ärzteschaft;<br />
sie hat im Deutschen Ärztetag, der Hauptversammlung<br />
der Bundesärztekammer, eine<br />
aus demokratischen Wahlen hervorgeg<strong>an</strong>gene<br />
oberste Repräsent<strong>an</strong>z. Der Deutsche<br />
Ärztetag hat sich bisher gegen therapeutisches<br />
Klonen und <strong>Embryonen</strong>forschung ausgesprochen.<br />
Norbert Jachertz<br />
Heft 4, 26. J<strong>an</strong>uar 2001<br />
Bioethik<br />
CDU lotet noch<br />
Grenzen aus<br />
Mahnende Stimmen bei einem<br />
Kongress in Berlin<br />
Angela Merkel hat eine breite öffentliche<br />
Debatte über die ethische<br />
Ver<strong>an</strong>twortung der Wissenschaft und die<br />
Grenzen der Gentechnik gefordert.<br />
Die CDU-Vorsitzende äußerte sich beim<br />
Bioethik-Kongress ihrer Partei im Dezember<br />
in Berlin. Er st<strong>an</strong>d unter dem<br />
Motto: „Auch in Zukunft menschenwürdig<br />
leben – Ethik und Gentechnologie im<br />
21. Jahrhundert“.<br />
Merkel zeigte sich sowohl gegenüber<br />
der Präimpl<strong>an</strong>tationsdiagnostik wie gegenüber<br />
Gentests skeptisch. Im Fall derartiger<br />
Tests müsse der Gesetzgeber verhindern,<br />
dass Arbeitgeber und Versicherer<br />
Zug<strong>an</strong>g zu Daten von Kunden oder ihren<br />
Mitarbeitern erhielten.<br />
Der stellvertretende Vorsitzende der<br />
CDU, Jürgen Rüttgers, bezeichnete es als<br />
sk<strong>an</strong>dalös, dass derzeit wieder offen gegen<br />
die Geburt behinderter Kinder votiert<br />
werde. Grundüberzeugungen von der<br />
Würde des Menschen und seiner unbedingten<br />
Schutzwürdigkeit dürften nicht<br />
zugunsten „postmoderner Beliebigkeit“<br />
aufgegeben werden.<br />
Rie<br />
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