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1. Wir gehen davon aus, dass die entscheidende Voraussetzung für die Aufhebung der<br />

äußeren Bildungsgangdifferenzierung gereifte Fähigkeiten und Potentiale zur inneren<br />

Differenzierung von Bildungsprozessen sind.<br />

<strong>Die</strong>ses Problem ist auch bereits derzeit akut, weil in den verschiedenen Schulformen der<br />

Sekundarstufe I die für die „Gliederung“ immer zur Legitimierung gebrauchte Homogenität<br />

der Lerngruppen schon lange nicht mehr gegeben ist. Es gelingt aber in zahlreichen Schulen<br />

nicht, mit dieser Vielfalt produktiv umzugehen. Häufig kommt es zu einer Nivellierung, die die<br />

vermeintlich Schwachen nicht ausreichend zu fördern vermag und die angeblich Starken nicht<br />

zu wirklich herausragenden brillanten Leistungen anregt. In einer solchen Situation von den<br />

Schulen eine noch größere Integrationsleistung abzuverlangen, birgt die Gefahr des<br />

Scheiterns in sich.<br />

Der erste Schwerpunkt war deshalb aus wissenschaftlicher und schulpraktischer Sicht der<br />

Frage gewidmet, wie kann innere Differenzierung im Bildungsprozess der Sekundarstufe I<br />

gelingen, ist es realistisch, erfolgreiche Bildung – Bildung, die ankommt – in Lerngruppen zu<br />

gestalten, die unter verschiedenen Gesichtspunkten heterogen zusammengesetzt sind;<br />

heterogen in ihren Erfahrungswelten, heterogen in ihren sozialen und kulturellen<br />

Verwurzlungen, heterogen in ihren Bildungsmotivationen, heterogen in ihren Lernstilen und -<br />

kulturen, heterogen in ihren Interessen, heterogen in ihren Lernausgangsniveaus.<br />

Vorträge und Debatte konnten nicht alle Zweifel und alle Skepsis ausräumen. Es wurde aber<br />

deutlich, dass der Ansatz die Mühe lohnt. Unterschiedlich gelagerte Beispiele verdeutlichten,<br />

dass innere Differenzierung und Integration gelingen kann, wenn sie im ergebnisorientierten<br />

Methodenmix klug realisiert sind: in gut gemachtem Frontalunterricht im Wechsel mit<br />

kooperativen Lernformen und einem intelligent gestalteten Tutorensystem ebenso wie in<br />

handlungsorientiertem Unterricht mit seiner Krönung des Projektunterrichtes auf der<br />

Grundlage selbst organisierter (eigenverantwortlicher) Lernformen. Das heißt immer, dass<br />

wirklich alle Kinder und Jugendliche profitieren und nicht nur die in verschiedener Hinsicht<br />

Schwachen oder Benachteiligten bessere Chancen erhalten – das natürlich auch. <strong>Die</strong> Arbeit<br />

an einem Projekt in einer integrierten Gesamtschule belegte das genauso wie die an einer<br />

Sekundarschule, in der schon seit Jahren erfolgreich Schülerinnen und Schüler mit und ohne<br />

sonderpädagogischen Förderbedarf gemeinsam lernen.<br />

2. <strong>Die</strong> Reformschritte, die nach der Landtagswahl im Jahre 2011 bei einem entsprechenden<br />

Wahlergebnis möglich werden, müssen unter schwierigen personellen und materiellen<br />

Bedingungen stattfinden.<br />

Wir hielten es für extrem fahrlässig, uns darüber hinweg zu täuschen, in welche angespannte<br />

Personalsituation wir spätestens in der Mitte der nächsten Dekade geraten. <strong>Die</strong> Altersstruktur<br />

der Gesamtheit der Lehrkräfte nicht nur in Sachsen-Anhalt bringt es mit sich, dass ab 2012 /<br />

2013 zahlenmäßig starke Jahrgänge aus dem <strong>Die</strong>nst ausscheiden. <strong>Die</strong> Zahl der<br />

Pensionierungen und Verrentungen wird sich in den kommenden Jahren um ein mehrfaches<br />

erhöhen. Zwischen 2010 und 2020 wird die Gesamtschülerzahl aber nicht signifikant<br />

abfallen. Erst danach wird durch das demografische Echo der extrem rückläufigen<br />

Geburtenzahlen Anfang der 90iger Jahre ein erneuter deutlicher Einbruch in den<br />

Schülerzahlen die Bildungslandschaft nochmals radikal belasten.<br />

Wir gehen also einer Zeit entgegen, in der wir die bisher pädagogisch relativ günstige Schüler-<br />

Lehrer-Relation nicht mehr halten werden können, schon gar nicht verbessern. Und zwar<br />

unabhängig davon, wie viel wir Geld für die Bildung im Haushalt zur Verfügung stellen<br />

könnten. Leider auch unabhängig davon, was wir jetzt noch tun.<br />

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