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Maßnahmen zur Förderung eines jeden Kindes, eingeschlossen die Kinder mit<br />
Lernschwierigkeiten, abgeleitet.<br />
Ausgehend von der wissenschaftlich begründeten Überzeugung, dass Begabung nicht etwas<br />
durch Geburt Vorherbestimmtes ist und dass jedes Kind begabt ist – unterschiedlich wofür -,<br />
wurde der Förderung der Interessen und Neigungen, Fähigkeiten und Talente der<br />
Schülerinnen und Schüler große Aufmerksamkeit gewidmet. Das begann mit differenzierten<br />
Aufgabenstellungen im Unterricht und setzte sich mit einem sehr breiten Angebot<br />
außerunterrichtlicher und außerschulischer Betätigungsmöglichkeiten (u.a. in sog. Stationen<br />
junger Naturforscher und Techniker und in Pionierhäusern, z.B. im Pionierpalast Berlin) und<br />
der Durchführung verschiedener Wettbewerbe auf Schul-, Kreis-, Bezirks- und Republiksebene<br />
fort (Messe der Meister von Morgen, Olympiaden, Spartakiaden u.a.).<br />
Besondere Möglichkeiten zur Entwicklung und Förderung spezieller Begabungen boten die<br />
z.T. schon ab 3. Schuljahr beginnenden Spezialschulen (für künstlerische-, mathematische-,<br />
naturwissenschaftliche- und sportliche Gebiete).<br />
VII.<br />
Mit dem Blick auf die Nutzung der Erfahrungen des DDR-Bildungswesens dürfen bestimmte<br />
Defizite, die sich vor allem in den letzten Jahren der DDR-Entwicklung herausgebildet hatten,<br />
und die aus den unterschiedlichsten Gründen nicht mehr korrigiert bzw. überwunden werden<br />
konnten, nicht unberücksichtigt bleiben. Das bezieht sich z.B. auf mangelnde<br />
Differenzierungsmöglichkeiten vor allem in den oberen Klassenstufen der Oberschule, auf<br />
eine zu große Stofffülle in den Lehrplänen und auch auf eine gewisse Einförmigkeit in der<br />
Gestaltung des Unterrichts und der täglichen pädagogischen Arbeit. Das von Anti-DDR-<br />
Kräften in den Vordergrund gerückte Argument der ideologischen Überfrachtung muss<br />
allerdings differenziert gewertet werden, denn die großen Anstrengungen der PädagogInnen<br />
zur Erziehung der Jugend im Geiste des Friedens, der Völkerfreundschaft und der Solidarität<br />
gehören zweifellos zum „positiven Erbe“ des DDR-Bildungswesens.<br />
VIII.<br />
Generell gilt:<br />
Das Bildungswesen der DDR hat insgesamt den Beweis erbracht, dass – eingebettet in eine<br />
das ganze gesellschaftliche Leben durchziehende Forderung und Förderung des<br />
Bildungsstrebens aller werktätigen Menschen und unter relativ ausgeglichenen<br />
Entwicklungsbedingungen der Heranwachsenden in Bezug auf die Unterschiede zwischen arm<br />
und reich und die Unterschiede zwischen Stadt und Land – sowohl hohe Bildungsziele als<br />
auch gleiche Bildungsmöglichkeiten für alle erreichbar und realisierbar sind.<br />
<strong>Die</strong>se Gesamtwertung und in sie eingeschlossen Erfahrungen auf verschiedenen<br />
Einzelgebieten führten zu hoher internationaler Anerkennung z.B. durch die UNESCO.<br />
Pädagogen und Bildungspolitiker aus Entwicklungsländern, aber auch aus europäischen<br />
Staaten, z.B. auch aus Finnland, studierten die Erfahrungen mit dem Blick auf die Nutzung für<br />
eigene Reformvorhaben. Nicht zuletzt diese Tatsache macht deutlich, dass DDR- Erfahrungen<br />
auf dem Gebiet des Bildungswesens auch heute noch nicht nur Impulse für die Entwicklung<br />
der Gemeinschaftsschule, sondern auch vielfältige Anregungen für konkrete Lösungen bei der<br />
Verwirklichung der der Einheitsschulidee zugrunde liegenden bildungspolitischen und<br />
pädagogischen Anliegen unter den konkreten Bedingungen der BRD vermitteln können.<br />
Prof. Dr. Günter Wilms ist Mitglied des Ältestenrates und der Koordinierungsgruppe der BAG<br />
Bildungspolitik<br />
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