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Im Ausland erworbene Bildungs- und Berufsabschlüsse anerkennen<br />
Sevim Dagdelen, Rede im Bundestag<br />
Ich bezweifle, dass diese Bundesregierung und auch die sozialdemokratische Fraktion<br />
wirklich etwas verändern möchten. Denn das Problem ist seit längerem bekannt, ebenso die<br />
Analyse; die Studien liegen vor. Aber die Bundesregierung setzt das, was sie weiß, nicht um.<br />
Sie tut so, als ob sie es nicht wüsste, und verliert sich in Absichtserklärungen im Nationalen<br />
Integrationsplan oder auf irgendwelchen Gipfeln.<br />
Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich bezweifle, dass diese<br />
Bundesregierung und auch die sozialdemokratische Fraktion wirklich etwas verändern<br />
möchten. Denn das Problem ist seit längerem bekannt, ebenso die Analyse; die Studien<br />
liegen vor. Aber die Bundesregierung setzt das, was sie weiß, nicht um. Sie tut so, als ob sie<br />
es nicht wüsste, und verliert sich in Absichtserklärungen im Nationalen Integrationsplan oder<br />
auf irgendwelchen Gipfeln, wo sie von Scheinwerfern angestrahlt wird, und das war es.<br />
Das Problem der Menschen beheben Sie nicht, seit Jahrzehnten nicht. Sie berauben die<br />
Menschen ihrer gesellschaftlichen Teilhabe und der Möglichkeiten, die sie aufgrund ihrer<br />
Erwerbsbiografien und ihrer Qualifikationen haben. Es ist nicht so, dass das Problem nicht<br />
erkannt wurde. Es fehlt nur einfach der Wille, dieses Problem zu lösen. Es gibt keinen<br />
Integrationswillen seitens der Bundesregierung. Wir haben in den letzten Tagen über die<br />
Studie des Berliner Instituts mehrfach in den Medien hören und lesen können.<br />
Am Montag überraschte uns die Integrationsbeauftragte Frau Maria Böhmer - ausnahmsweise<br />
ist sie heute bei dieser Debatte anwesend –<br />
(Widerspruch bei der CDU/CSU)<br />
mit ihrer vermeintlichen Entschlossenheit, den Betroffenen der von ihr mitzuverantwortenden<br />
Desintegrationspolitik helfen zu wollen. Sie will sich nun dafür einsetzen, dass sich die<br />
Situation der halben Million Menschen in Deutschland, die über einen ausländischen<br />
akademischen Abschluss verfügen, der aber nicht anerkannt wird, ändert. „Dringendsten<br />
Handlungsbedarf“ sah sie auch im Focus vom 20. Oktober 2008. Da kündigte sie auch an,<br />
dass sie den „Anerkennungsdschungel lichten“ wolle.<br />
Wie ich gesagt habe: Das Problem ist bekannt. <strong>Die</strong> Versuche, Zugang zum Arbeitsmarkt zu<br />
finden, führen in Deutschland viele Migrantinnen und Migranten mit im Ausland erworbenen<br />
Abschlüssen oft in Sackgassensituationen. Das hat Frau Kollegin Laurischk hier schon<br />
deutlich gemacht. Bildung allein ist eben nicht der Schlüssel zur Integration, was die<br />
Sozialdemokraten seit Jahrzehnten immer herunterbeten.<br />
(Dr. Ernst <strong>Die</strong>ter Rossmann (SPD): Kommen Sie herunter! Haben Sie Feindbilder?)<br />
In der Studie des Berliner Instituts wird das ganz deutlich gesagt. Darin heißt es: Bildung<br />
bedeutet aber nicht automatisch eine gelungene Integration, denn nach wie vor baut die<br />
Gesellschaft Hürden für Migranten auf: Selbstständigen wird die Niederlassung erschwert,<br />
Abschlüsse werden nicht anerkannt ...<br />
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