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Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte - Institut für Zeitgeschichte

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194 Dokumentation<br />

Schachts Brief an Göring vom 2. 4. 1937 und die gemeinsame Erklärung beider<br />

am 7. 7. 1937 19 .<br />

Wieder einen Monat später, am 26. 5. 1936, fand eine Sitzung des „Gutachter-<br />

Ausschusses <strong>für</strong> Rohstofffragen" 20 statt, in der Ministerialdirektor Ruelberg hervorhob,<br />

daß die Rohstoffbestände auf den Bedarf von ein bis zwei Monaten zusammengeschrumpft<br />

seien gegenüber Vorräten <strong>für</strong> fünf bis sechs Monate Anfang 1934.<br />

Der Baumwollbestand reiche sogar nur <strong>für</strong> zwei Wochen; <strong>für</strong> eine Steigerung der<br />

Einfuhr aus der USA fehle es an Devisen — sie müsse vielmehr auf ein Viertel der<br />

bisherigen Menge herabgesetzt und durch Importe aus Verrechnungsländern ersetzt<br />

werden. Auch dann sei der augenblickliche Bedarf nur zu 80 % gedeckt.<br />

Die Treibstoffvorräte hatten ihren Stand vom 31. 12. 1934 gehalten, doch war<br />

der Verbrauch so stark gewachsen, daß die Vorräte bei leichten Treibstoffen nur <strong>für</strong><br />

etwa 9, bei Dieselöl <strong>für</strong> 6, bei Heizöl <strong>für</strong> 5 Wochen, bei Schmierölen <strong>für</strong> 9 Monate<br />

reichten. Allerdings schätzte man, daß die Inlandserzeugung leichter Treibstoffe<br />

1936 den Bedarf zu 50, 1937 zu 62 % decken würde — falls dieser nicht steige.<br />

Bei Dieselöl machte die deutsche Produktion nur 9,5 % des Bedarfs aus. Man hoffte,<br />

daß man ab 1937 in der Lage sein würde, mit der Inlandserzeugung den gesamten<br />

Bedarf an Qualitätsbenzin und Schwerbenzin zu decken. Auf eine Frage Görings<br />

antwortete Ruelberg, die Steigerung der Produktion sei nur noch sehr langsam<br />

möglich. Der Ausbau der Schwelereien erfolge nur zögernd, da alle diese Bereiche<br />

noch sehr in der Entwicklung begriffen seien. Göring bemerkte, das augenblickliche<br />

System werde sich doch vermutlich ausbauen lassen, um die Produktion zu steigern.<br />

Halte man, so fragte er, im allgemeinen eine wesentliche Steigerung <strong>für</strong> möglich?<br />

9,5 % Dieselölerzeugung sei viel zuwenig und eine Steigerung unbedingt<br />

nötig. Ruelberg wich in technische Erläuterungen aus und bemerkte schließlich<br />

ganz klar, daß man zu einer wesentlichen Produktionssteigerung nicht kommen<br />

werde, bevor nicht <strong>für</strong> die Dieselöl-Gewinnung das Uhde- und das Pottverfahren in<br />

Anwendung seien; man plane <strong>für</strong> beide Produktionsanlagen zu jährlich 30000 t,<br />

Als man auf das Verhältnis von Bedarf, Inlandserzeugung, Importnotwendigkeit<br />

und Devisenmenge zu sprechen kam, erklärte Schacht, daß zur Deckung des Devisenbedarfs<br />

eine Ausfuhrsteigerung um 25 % nötig sein würde. Man dürfe jedoch<br />

nicht mehr als 10 % erwarten. Ruelberg wies mit dem Vergleich von Zahlen auf die<br />

Bedeutung dieser Erklärung hin und errechnete einen erheblichen ungedeckten Devisenbedarf.<br />

Zum Schluß betonte Göring, das Tempo der Aufrüstung dürfe unter<br />

keinen Umständen beeinträchtigt werden: Demgegenüber müßten auch die Werksinteressen<br />

der Wirtschaft zurücktreten, an deren Idealismus er appelliere. Die<br />

Schaffung der Wehrfreiheit stehe über allem, das Schicksal des einzelnen Werkes<br />

sei zunächst gleichgültig.<br />

An dieser Sitzung ist zweierlei interessant: erstens war man wirtschaftlich an<br />

einem Punkt angelangt, über den hinaus unter normalen Verhältnissen nur lang-<br />

19 IMT XXXVI, S. 282 ff. u. 379.<br />

20 Nürnberg Dok. NI-5380 (ungedr.).

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