Rundschau mit einem Klick - Verpackungs-Rundschau

VR-Kongress
Visionen für das Marken- und Packungsdesign
von Lebensmitteln
Koexistenz von Trend und Gegentrend: Functional Food und Bauernbrot
Dr. Thomas Stalder
(Managing Partner
COO, Coleman
Schmidlin &
Partner, Basel).
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Die Zukunft präzise vorhersagen
kann niemand. Basierend auf
dem heutigen Wissens- und Erfahrungsstand
können aber gewisse Extrapolationen
für die nahe Zukunft
gemacht werden. Dr. Thomas Stalder
erörterte in seinem Vortrag, welchen
Einfluss E-Commerce, Functional
Food, die Überalterung der Bevölkerung
sowie die Globalisierung der
Marken auf die Lebensmittelverpackungen
der Zukunft haben werden.
Gibt es eines Tages intelligente
Verpackungen? Das Internet hat in
letzter Zeit eine unglaubliche E-Commerce-Euphorie
verursacht. Stalder:
„Die weitere Verbreitung des E-Commerce
wird zu einer Globalisierung
des Angebots führen. Nahrungsmittel
werden keinen emotionalen Bezug
mehr zu einer lokalen Kultur haben.“
Als „New Yorkisierung“ bezeichnet er
ein breites Angebot an verschiedensten
Nahrungsmitteln mit verschiedensten
ethnologischen bzw. kulturellen
Wurzeln. „Die verschiedensten
Bevölkerungsgruppen werden sich
aus diesem Angebot diejenige Nahrung
besorgen, die ihnen gerade zusagt,
ohne auf die eigenen kulturellen
Wurzeln viel Rücksicht zu nehmen“,
erklärte Stalder.
Was heißt das für das Verpackungsdesign?
„Die Verpackungen müssen
in noch höherem Maße logistischen
Anforderungen genügen. Ihre Schutz-
Verpackungs-Rundschau 11/99
funktion wird an Bedeutung gewinnen.“
Stalder kann sich sogar
vorstellen, dass Verpackungen tendenziell
als Versandeinheit konzipiert
werden. Die Packungen werden reduzierten
Text in der Global- und
Internet-Sprache Englisch aufweisen.
Denn: Informationen zu den einzelnen
Produkten sind auf der Internet-
Site der Händler oder Hersteller
abrufbar.
Intelligente Packungen
„Die Verpackung der Zukunft wird
kommunizieren“, ist sich Stalder
sicher, „sie wird auf einem auf
dem Einkaufswagen befestigten Bildschirm
nicht nur den Preis angeben,
sondern dem Konsumenten vertiefte
Produktinformationen und emotionale
Produkt-Welten vermitteln können.“
Vielleicht wird sie den Konsumenten
aber auch anblinken oder
ansprechen und ihm mitteilen: „Kauf
mich!“ oder „Sonderangebot!“ Technisch
möglich wird dies durch Mikrochips:
Jede Verpackung werde einen
Chip und eine Spule bzw. einen
Transponder besitzen, so der Designer.
Allen, die sich heutzutage über
lange Schlangen in den Supermärkten
ärgern, machte Stalder Mut: „Die
intelligente Verpackung wird Registrierkassen
und das mühsame Anstehen
überflüssig machen. Sobald
der Einkaufswagen eine Kassenschleuse
durchfährt, funken alle im
Einkaufswagen liegenden Waren ihre
Daten an den Kassen-Computer und
der Totalpreis wird ausgespuckt.
Der Kunde bezahlt mit seiner Kreditkarte
und die Ausgangspforte öffnet
sich!“
Doch nicht genug: Die Pizza signalisiert
dem Ofen die Garzeit, ohne
menschliches zutun. Stalder: „Auf
solche Art und Weise wird der Convenience-Aspekt
des Fertiggerichts
auf die Spitze getrieben!“
Glücksgefühle aus dem
Becher
Functional Food wird in Zukunft neben
dem Nährwert noch ausgewählte
Gesundheitsfaktoren enthalten.
Solche Produkte stärken die athletische
Ausdauer, verändern Stimmungen
und bieten Krebsprävention.
„Die bittere Medizin weicht dem lustvollen,
gesunden Essen, und die
Pharma- und die Nahrungsmittelindustrie
rücken zusammen. Wir stehen
heute erst am Anfang dieser Entwicklung“,
sagt Stalder. Das Verpackungsdesign
muss zwar infolgedessen
dem erhöhten Informationsbedarf
gerecht werden, darf aber
gleichzeitig nicht zu „pharmazeutisch“
daherkommen, sondern soll
Lebensfreude kommunizieren.