Rundschau mit einem Klick - Verpackungs-Rundschau
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VR-Kongress<br />
Unbedingter Wille zur Innovation<br />
Produktmix und Packungsmix von Morgen<br />
Dipl.-Kfm. Paul<br />
Ritter, MarketingundInnovationsberater.<br />
46<br />
Foto: VR<br />
Paul Ritter hatte es am Schwersten,<br />
weil natürlich alle allgemeinen<br />
Trends schon genannt waren.<br />
Allerdings wagte er den spekulativsten<br />
Ausblick in das Jahr 2049, <strong>mit</strong><br />
der Einschränkung, „dass alles auch<br />
nur ein Traum“ sein könnte.<br />
Die Angebotsflächen sehen in 2049<br />
ganz anders aus. Ein unüberschaubares<br />
Warenangebot wird durch ein<br />
vollelektronisches Warenwirtschaftssystem<br />
gesteuert. Der Kunde wird<br />
zur Selbstbedienungsmaschine, „self<br />
scanning, self packing, self paying”<br />
und weitere Kostenoptimierungsergebnisse<br />
führen den Verbraucher auf<br />
Grund der immer unpersönlicher werdenden<br />
Verkaufsatmosphäre in den<br />
nächsten Jahren zum virtuellen Kauf.<br />
Die ersten Ansätze übers Internet<br />
erleben wir gerade. Der Verbraucher<br />
sucht sein Produkt über seinen<br />
„Laptop“ virtuell aus. Er informiert<br />
sich über Qualität, Ausstattung,<br />
Haltbarkeit, Zweitnutzen und Preis.<br />
Er kann sich das Produkt genauestens<br />
ansehen. Informationen dazu<br />
akustisch aufnehmen und sicherlich<br />
auch Geschmacksdimensionen über<br />
einen Animationsduft <strong>mit</strong>nehmen.<br />
Die heute gerade etablierte Kundenkarte<br />
wird auf dem Weg zum optimal<br />
versorgten Kunden unentwegt Daten<br />
sammeln. Sie wird ausgewertet und<br />
das Basiskonsumbedürfnis per Nachbestellvorschlag<br />
zeitlich rhythmisiert<br />
befriedigen. Dabei wird der Erlebniskonsum<br />
über weiter ausgefeilte<br />
Techniken mehr und mehr angeregt.<br />
Das Instrumentarium, das bisher<br />
der Versandhandel in Ansätzen<br />
schon anwendet, wird nach allen<br />
Seiten ausgebaut, verfeinert und<br />
kontrolliert.<br />
Geschmack per Kundenkarte<br />
Man wird den Geschmack seines<br />
Produktes eventuell sogar per Kundenkarte<br />
eingeben, dann die Art<br />
und das Füllgewicht der Packung<br />
wählen. Weiterhin wird man sich <strong>mit</strong><br />
seinen Produkten und Packungen auf<br />
<strong>Verpackungs</strong>-<strong>Rundschau</strong> 11/99<br />
ein völlig verändertes Verzehrsverhalten<br />
einstellen müssen, so Ritter.<br />
Der so genannte „Indoor“- und „Outdoor“-Konsum<br />
stellt an die Verpackungen<br />
von morgen weitere Anforderungen.<br />
„Wir werden in den<br />
hoch entwickelten Ländern eine Welt<br />
in Perfektion haben. Ein Kommunikationscenter<br />
<strong>mit</strong> digitalem Komplettprogramm<br />
für jedes Bedürfnis, gesteuert<br />
nach Blutdruck und emotionaler<br />
Stimmungslage, Tages- und Jahreszeit.<br />
Das Standardprogramm für<br />
die Ernährung wird sich aus standardisierten<br />
Automatenlösungen befriedigen<br />
lassen.“<br />
„Küche, bestelle!“<br />
„Wir haben eine visionäre Küche,<br />
<strong>mit</strong> einer Stand-by-Box. Über eine<br />
spezielle Datenleitung wird jeweils<br />
der Füllstand der Vorräte abgefragt<br />
und dem Haushaltsvorstand in <strong>einem</strong><br />
bestimmten Rhythmus ein Nachbestellvorschlag<br />
vorgelegt. Dabei<br />
wird alles erreichbar sein, frische<br />
Artikel, warme und kalte Getränke,<br />
Tiefkühl- und Fertiggerichte. Standardisierte<br />
maschinengenormte Nachfüllpackungen<br />
für spezielle Haushaltsautomaten<br />
schieben die Funktionalität<br />
der Produkte und auch der<br />
Packungen stark in den Vordergrund.<br />
Druckstabilität und Verschlussintelligenz<br />
werden kein Problem darstellen.<br />
Der Frischeaspekt gewinnt hier für<br />
die Packungsprofilierung wieder an<br />
Bedeutung.” Der nostalgische und<br />
auch emotionale Verzehr werde <strong>mit</strong><br />
einer anderen Erlebniswelt ausgestattet,<br />
aber über denselben Weg<br />
erreichbar sein.<br />
Mobile Verkaufsstationen unterschiedlicher<br />
Ausprägung werden die<br />
traditionelle Gastronomie zurückdrängen.<br />
Automatensysteme auf<br />
Armeslänge werden im Vordergrund<br />
stehen. Ein aktuelles Beispiel: „Wir<br />
haben in Deutschland 180 000 Telefonhäuschen,<br />
die sollen nach einer<br />
Studie der Telekom umgebaut werden<br />
in ein Automatencenter. Da wird<br />
es Zigaretten geben, Coca-Cola, andere<br />
Getränke und Produkte. Die Telefonleitung<br />
ist da, man wird über die<br />
Telefonleitung Füllstand, Sicherheit<br />
und auch Preise definieren können.<br />
180 000 Standorte würden dort bei<br />
bestimmten Produkten letztendlich<br />
die Einzelhandelsfunktion überflüssig<br />
machen. Das sind jetzt keine Visionen<br />
über 50 Jahre mehr, sondern das<br />
ist Stand der Überlegungen dort.“<br />
Geschäumter Bambus<br />
Überdies würden die Anforderungen<br />
an die Verpackungen in Zukunft immer<br />
komplexer. Zu der klassischen<br />
Warn-/Schutzfunktion kommen vor<br />
allem ökologische und logistische<br />
Notwendigkeiten hinzu. Kunststoffe<br />
auf Erdölbasis könnten bei Ressourcenverknappung<br />
ersetzt werden,<br />
eventuell durch nachwachsende Rohstoffe.<br />
Auf Bambusbasis geschäumt<br />
essbar, umweltfreundlich entsorgt<br />
und wiederverwendbar sowieso.<br />
Gang und Gäbe werden Verpackungen<br />
aus Kartoffelstärke und <strong>mit</strong><br />
Wachs beschichtetes dünnstes Papier<br />
könnte in der Milchindustrie zum<br />
Einsatz kommen.<br />
Für die Verpackung 2049 hielt Ritter<br />
fest, dass der Nachfüllkonsum<br />
maschinennormierter Packungen je<br />
nach Haushaltsgröße unterschiedliche<br />
Packungsinhalte fordern wird.<br />
Waren bis heute in den Unternehmen<br />
häufig zurückgehende Umsätze, Gewinnrückgänge<br />
und mangelnde Wettbewerbsfähigkeit<br />
bei stagnierenden<br />
Märkten die Innovationsauslöser, wird<br />
morgen das vorausschauende, strategisch<br />
planende Element erfolgsentscheidend<br />
sein. Das frühzeitige Erkennen<br />
strategischer Lücken, der Zugang<br />
des Unternehmens zu Zukunftsmärkten<br />
und auch Technologien,<br />
schreit nach neuem Handeln im Management.<br />
Der Innovationsdruck auf<br />
das Management wird gewaltig zunehmen.<br />
Wann, wie und wo innovieren,<br />
ist die Frage und wer für diese<br />
innovative Einheit zuständig ist. ■