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(Hrsg.) Geheime Trefforte des MfS in Erfurt - Stasi in Erfurt

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TOPOGRAPHIE KW ERFURT 15<br />

KW-Werbe-Vorschläge wurden teils als hervorragend geeignet beschrieben. Der<br />

oder die Inhaber<strong>in</strong> musste sich dann ggf. <strong>in</strong>s Schlafzimmer zurückziehen, während<br />

im Wohnzimmer die Treffen zwischen IM und Führungsoffizier stattfanden.<br />

Mit der rasant gestiegenen Werbung von KW <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> der zweiten Hälfte<br />

der 1980er Jahre (bei den IMK soll der Anstieg etwa 4% pro Jahr betragen haben) 6<br />

und der mangelhaften Koord<strong>in</strong>ierung zwischen verschiedenen Dienste<strong>in</strong>heiten, deren<br />

KW wechselseitig nicht zur Kenntnis gegeben wurden, kam es zu kuriosen<br />

Häufungen von KW <strong>in</strong> manchen Gegenden oder Häusern (vgl. Kapitel 5.5). Offensichtlich<br />

wohnten geeignete IMK/KW überwiegend <strong>in</strong> bestimmten Häusern, Straßen<br />

und Wohngegenden. Bewohner <strong>in</strong> der Nachbarschaft und im Umfeld wurden<br />

offensichtlich als politisch besonders zuverlässig e<strong>in</strong>geschätzt. Das steht sicher auch<br />

im Zusammenhang mit der zentralen Wohnungszuweisung <strong>in</strong> der DDR. So wurden<br />

mitunter Abschnitte von Neubaublocks oder auch komplette Wohnungsblocks ausschließlich<br />

an Angehörige <strong>des</strong> <strong>MfS</strong> oder <strong>des</strong> Partei- und Staatsapparates zu Wohnzwecken<br />

übergeben. E<strong>in</strong>e Clusterung nach der Staatsloyalität war <strong>des</strong>halb vermutlich<br />

e<strong>in</strong>e Folge der Wohnungsvergabepraxis <strong>in</strong> der DDR. Das Problem der Häufung<br />

von KW <strong>in</strong> bestimmten Gebäuden war dem <strong>MfS</strong> spätestens seit Mitte der<br />

1980er Jahre bekannt und führte zu e<strong>in</strong>er Dienstanweisung, die als e<strong>in</strong>e Art „Negativnachweis“<br />

bei der Werbung e<strong>in</strong>er KW bzw. von IMK besagte, dass <strong>in</strong> der Umgebung<br />

e<strong>in</strong>er neu e<strong>in</strong>zurichtenden KW nicht bereits zu viele KW vorhanden se<strong>in</strong><br />

sollten.<br />

1.2 Kriterien zur Auswahl e<strong>in</strong>es IMK zur Absicherung e<strong>in</strong>er KW (IMK/KW)<br />

Bei der Werbung von IMK/KW spielte die politische Zuverlässigkeit der Kandidaten<br />

(„treue Mitglieder unserer Partei oder andere ehrliche Menschen“) e<strong>in</strong>e besondere<br />

Rolle. Zu dem IMK-Kandidaten wurden wie zu allen anderen IM-Kategorien<br />

umfassend Informationen gesammelt: Persönliche Daten und Leumund, Gewohnheiten<br />

und Lebenswandel, Überprüfung von Verwandten und Bekannten. Der Ablauf<br />

<strong>des</strong> Werbegespräches wurde detailliert geplant unter Ausnutzung <strong>des</strong> zuvor erarbeiteten<br />

Persönlichkeitsbil<strong>des</strong>. E<strong>in</strong> erfolgreiches Werbegespräch wurde <strong>in</strong> der<br />

Regel mit der handschriftlichen Verpflichtungserklärung <strong>des</strong> neuen IM über die zukünftige<br />

Zusammenarbeit und die erklärte Wahrung der Konspiration beendet.<br />

Insgesamt lassen sich folgende Kriterien zur Auswahl e<strong>in</strong>es IMK/KW festhalten.<br />

Diese s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Richtl<strong>in</strong>ie 1/1979 als „wesentliche Anforderungen an IMK“ beschrieben:<br />

7<br />

6 Ebenda.<br />

7 Ebenda, S. 20.

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