(Hrsg.) Geheime Trefforte des MfS in Erfurt - Stasi in Erfurt
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TOPOGRAPHIE KW ERFURT 35<br />
Bei der Aktenrecherche zeigte sich auch, dass nicht alle <strong>in</strong> den IM-Akten mit Decknamen<br />
angesprochenen KW tatsächlich <strong>in</strong> der F78 nachweisbar waren. Dabei handelte<br />
es sich um folgende KW: „Dürer“, „Lehrer“, „H. Baumbach“, „Prosa“, „Arko“.<br />
Während es sich bei der KW „Arko“ möglicherweise um e<strong>in</strong>en Schreibfehler handeln<br />
könnte (nachweisbar ist z. B. e<strong>in</strong>e KW mit dem ähnlich lautenden Namen „Erko“),<br />
fehlt <strong>in</strong> der F78 jeglicher Nachweis zu der KW „Prosa“, die auch <strong>in</strong> anderen<br />
Quellen als KW identifiziert wurde und die als geheimer Treffort <strong>des</strong> <strong>MfS</strong> genutzt<br />
wurde. Diese Abgleiche werden dadurch erschwert, dass <strong>in</strong> den IM-Akten mitunter<br />
abgekürzte Decknamen der KW gebraucht werden, wie z. B. KW „König“, die tatsächlich<br />
die KW „Hannelore König“ ist, weil der gleiche Führungsoffizier zuständig<br />
war, oder die KW „Walter“, die tatsächlich die KW „Walter Zimmer“ war.<br />
Möglich ist auch, dass KW-Vorlauf-Akten <strong>in</strong> den IM-Akten dokumentiert s<strong>in</strong>d,<br />
obwohl diese später nicht genutzt wurden, bzw. nicht erfolgreich abgeschlossen<br />
werden konnten.<br />
6 Wie wurden KW bzw. geeignete IMK ermittelt<br />
Da nicht alle KW-Akten gesichtet wurden, kann diese Frage nicht umfassend beantwortet<br />
werden. Allerd<strong>in</strong>gs wurden etwa 60 der fast 200 vorhandenen IMK/KW-<br />
Akten gesichtet. Die Auswahl erfolgte dabei nach dem Kriterium, ob <strong>in</strong> der Akte<br />
fotografische Dokumentationen vorhanden waren. Für das Kunstprojekt sollten<br />
nämlich jene KW identifiziert werden, von denen das <strong>MfS</strong> umfangreiche Foto-<br />
Dokumentationen angelegt hatte. Das erlaubt Vergleiche der bildnerischen Darstellung<br />
mit der heutigen Situation. Von diesen IMK/KW-Akten wurden Kopien angefertigt<br />
und diese nachfolgend auch im H<strong>in</strong>blick auf die Gründe zur Auswahl dieser<br />
KW analysiert (vgl. dazu Anlage 1 im Anhang).<br />
Die Initiative zur Anwerbung e<strong>in</strong>er KW g<strong>in</strong>g immer vom <strong>MfS</strong> aus. Es war ke<strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>ziger IMK/KW nachweisbar, <strong>in</strong> <strong>des</strong>sem Fall sich e<strong>in</strong> Wohnungs<strong>in</strong>haber an das<br />
<strong>MfS</strong> mit der e<strong>in</strong>schlägigen Bitte gewandt hätte, e<strong>in</strong> Zimmer an das <strong>MfS</strong> zum Zwecke<br />
konspirativer Treffen unterzuvermieten. Jede IMK/KW-Akte enthält e<strong>in</strong>en Passus<br />
„Bekanntwerden der Person“, <strong>in</strong> der die Gründe dargelegt werden, warum gerade<br />
diese Person als potenzielle IMK ausgewählt wurde. Anlage 1 <strong>des</strong> Anhanges<br />
gibt e<strong>in</strong>en Überblick über derartige Gründe.<br />
Zusammenfassend ergeben sich aus den 61 IMK/KW der Anlage 1 folgende Gründe<br />
bzw. Umstände, die zur Identifizierung und Anwerbung der KW führten:<br />
Es handelt sich überwiegend um Wohnungen, die von früheren IM, ehemaligen<br />
hauptamtlichen Mitarbeitern <strong>des</strong> <strong>MfS</strong> oder langjährigen Mitgliedern der SED bewohnt<br />
wurden. Offensichtlich hatte der IM-führende <strong>MfS</strong>-Mitarbeiter die Aufgabe,<br />
e<strong>in</strong> KW-Netz für se<strong>in</strong>e konspirativen Treffen aufzubauen. Dabei spielten se<strong>in</strong>e per-