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(Hrsg.) Geheime Trefforte des MfS in Erfurt - Stasi in Erfurt

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ORTE DES VERRATES 95<br />

Vertrauensverhältnissen zwischen <strong>in</strong>offiziellen und operativen Mitarbeitern“ erörtert.<br />

220 Auch Diplomarbeiten der „Juristischen Hochschule <strong>des</strong> M<strong>in</strong>isteriums für<br />

Staatssicherheit“ untersuchten, welche Aspekte <strong>des</strong> Vertrauensbegriffs auf die Arbeit<br />

mit Inoffiziellen Mitarbeitern übertragbar waren, wie das Vertrauensverhältnis<br />

zwischen hauptamtlichen und <strong>in</strong>offiziellen Mitarbeitern geschaffen und weiter stimuliert<br />

werden konnte. 221 Ob diese Erkenntnisse den Offizieren <strong>in</strong> Schulungen<br />

vermittelt wurden, ist ungeklärt. Wahrsche<strong>in</strong>licher ist, dass die <strong>Stasi</strong>-Offiziere die<br />

Anleitungen <strong>des</strong> Schulungsheftes nach der Methode „learn<strong>in</strong>g by do<strong>in</strong>g“ erweiterten<br />

und <strong>in</strong>tuitiv anwandten, nicht ohne vorher erfahrene Kollegen bei deren Treffen mit<br />

Informanten begleitet zu haben, wie zahlreiche Treffberichte dokumentieren.<br />

Um das gewünschte „Verhältnis“ zum IM aufbauen zu können, brauchten die <strong>MfS</strong>-<br />

Mitarbeiter also Räumlichkeiten. Diese mussten zivilen Charakter haben und ke<strong>in</strong>e<br />

kühle oder gar e<strong>in</strong>schüchternde Büroatmosphäre. Solche Räumlichkeiten stellten die<br />

konspirativen Wohnungen durchaus dar. Hier trafen sich <strong>MfS</strong>-Offizier und Informant<br />

im <strong>Geheime</strong>n. Hier konnte sich der <strong>Stasi</strong>-Mann menschlich geben, Kameradschaft<br />

signalisieren. Hier waren beide weitgehend ungestört und auch der Informant<br />

konnte hier lockerer werden, war er sich doch relativ sicher, dass ke<strong>in</strong>er se<strong>in</strong>er übrigen<br />

Bekannten von dem geheimen Treffen am geheimen Ort wusste oder ihm gar<br />

begegnete – Umstände also, die, wie gezeigt, beim IM Zutrauen entstehen ließen. 222<br />

Die konspirativen Wohnungen waren für die Informanten trotz ihrer Bewohntheit<br />

somit „leere“ Räume – „Schleusen“, die für die Zeit <strong>des</strong> geheimen Treffens nur mit<br />

ihm oder ihr und dem <strong>Stasi</strong>-Mann belebt wurden. Vermutlich vermochten diese<br />

Räumlichkeiten tatsächlich das eigentliche Abhängigkeits-Verhältnis zwischen den<br />

<strong>MfS</strong>-Offizieren und den Informanten zeitweise zu nivellieren bzw. die Unterschiede<br />

aufzuheben. Gerade wegen ihrer „Leere“ bzw. „Abgeschlossenheit“. Denn wenn<br />

die IM die geheimen Wohnungen verließen, kehrten sie <strong>in</strong> die Normalität ihres eigenen<br />

Lebens zurück. Und sie konnten sicher se<strong>in</strong>, dass die Mehrheit ihrer Verwandten<br />

und Bekannten nichts von ihren Ausflügen <strong>in</strong> die Konspiration wussten<br />

oder gar erfahren würden, sie sich dafür also nicht vor ihnen rechtfertigen müssten.<br />

220 Ebd., S. 288.<br />

221 Ebd.<br />

222 Laut e<strong>in</strong>em <strong>MfS</strong>-<strong>in</strong>ternen Fragebogen, der für die Diplomarbeit „Wege und Möglichkeiten<br />

der Stimulierung ehrlicher und vertrauensvoller Beziehungen <strong>des</strong> Inoffiziellen zum operativen<br />

Mitarbeiter“ von Oberleutnant R. Weber erstellt und von 18 IM ausgefüllt worden war,<br />

verstanden <strong>in</strong>offizielle Mitarbeiter unter Vertrauen „Akzeptanz der Me<strong>in</strong>ung <strong>des</strong> IM durch<br />

das <strong>MfS</strong>, Wahrung der Deckung, offenes, freundschaftliches Verhältnis zum hauptamtlichen<br />

Mitarbeiter, Vorbildwirkung <strong>des</strong> hauptamtlichen Mitarbeiters, Berücksichtigung persönlicher<br />

Probleme <strong>des</strong> IM,“ vgl. ebd.

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