(Hrsg.) Geheime Trefforte des MfS in Erfurt - Stasi in Erfurt
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ORTE DES VERRATES 89<br />
Aufgabe jedoch nur unzureichend nachkam, wie das <strong>MfS</strong> kritisierte. 185 Hatte „Johannes“<br />
im Herbst 1983 se<strong>in</strong> Atelier nur für die Tage der „Herbstgedanken“, e<strong>in</strong>er<br />
Veranstaltung im Johannes-Lang-Haus, zur Verfügung gestellt, wurde dieses Atelier<br />
im Herbst 1984 auch längerfristig erfolgreich geworben. 186 Fortan war es bis<br />
1988 sowohl e<strong>in</strong>e konspirative Wohnung, <strong>in</strong> der die <strong>MfS</strong>-Offiziere die Berichte<br />
von „Johannes“ über den Vere<strong>in</strong> Bildender Künstler entgegennahmen, als auch e<strong>in</strong><br />
Beobachtungspunkt und damit e<strong>in</strong>e Arbeits-KW der Abteilung VIII.<br />
3.5. Zwischenbilanz<br />
Wie sich bei den konspirativen Wohnungen „Hannelore König“, „Günter Reimann“,<br />
„Werder“ und „Schiene“ schon abzeichnete, belegt die KW „Zentrale“<br />
noch e<strong>in</strong>mal, dass die geheimen Räume „thematisch“ genutzt wurden. Diese „thematische“<br />
Nutzung ist mit der Zuständigkeit der jeweiligen <strong>MfS</strong>-Offiziere erklärbar:<br />
Auch die KW „Zentrale“, die 1986 von der Abteilung XVIII der <strong>Erfurt</strong>er Bezirksverwaltung<br />
für Sicherheit „angemietet“ wurde, unterstreicht dies. Bis 1989 trafen<br />
die für das Bauwesen zuständigen <strong>MfS</strong>-Offiziere Schmidt und Härtpich hier<br />
nicht weniger als 16 IM und GMS, die alle <strong>in</strong> irgende<strong>in</strong>er Weise mit der genannten<br />
Branche zu tun hatten, wie die noch erhaltenen elf IM-Akten zeigen. Fünf arbeiteten<br />
im Bezirksbauamt <strong>Erfurt</strong> und fünf im VEB Bau- und Montagekomb<strong>in</strong>at <strong>Erfurt</strong>.<br />
Im Bezirksbauamt spitzelten „Evelyn Dietrich“ 187 , „Stefan“ 188 , „Reimann“ 189 ,<br />
„Carsten“ 190 und „Hartmuth“ 191 , dabei handelte es sich fast immer um Führungskader,<br />
aber nur „Herrmann“ bereiste das „nichtsozialistische Ausland“. 192<br />
Bei den Informanten <strong>des</strong> VEB Bau- und Montagekomb<strong>in</strong>ats <strong>Erfurt</strong> war es umgekehrt:<br />
Während nur e<strong>in</strong>er von ihnen zum Führungspersonal <strong>des</strong> Komb<strong>in</strong>ats gehörte,<br />
waren die anderen Reisekader. Als Bauarbeiter wurden sie auf Baustellen <strong>in</strong> der<br />
Bun<strong>des</strong>republik e<strong>in</strong>gesetzt, um über dortige Vorfälle oder gar Anwerbungsversuche<br />
zu berichten, wenn sie auf „Heimaturlaub“ waren. 193<br />
Die Offiziere der jeweiligen Abteilungen warben also konspirative Wohnungen, um<br />
dort die von ihnen gewonnenen Informanten zu treffen. Begegneten sich <strong>in</strong> der KW<br />
185 BStU, <strong>MfS</strong>, BV <strong>Erfurt</strong>, Abt. XX, NA 1174, Blatt 27.<br />
186 BStU, <strong>MfS</strong>, BV <strong>Erfurt</strong>, Abt. XX, NA1174, Blatt 217 und 218.<br />
187 BStU, <strong>MfS</strong>, BV <strong>Erfurt</strong>, Abt. XVIII, AGMS 1680/89C.<br />
188 BStU, <strong>MfS</strong>, BV <strong>Erfurt</strong>, Abt. XVIII, NA Teil II - 4416.<br />
189 BStU, <strong>MfS</strong>, BV <strong>Erfurt</strong>, Abt. XVIII, NA 363.<br />
190 BStU, <strong>MfS</strong>, BV <strong>Erfurt</strong>, Abt. XVIII, AGMS 1225/87.<br />
191 BStU, <strong>MfS</strong>, BV <strong>Erfurt</strong>, Abt. XVIII, NA Teil II- 2156.<br />
192 BStU, <strong>MfS</strong>, BV <strong>Erfurt</strong>, Abt. XVIII, NA Teil II - 8086.<br />
193 BStU, <strong>MfS</strong>, BV <strong>Erfurt</strong>, Abt. XVIII, AIM 1716/89C, NA Teil II - 168; NA Teil II - 164, NA<br />
Teil II - 2156.