(Hrsg.) Geheime Trefforte des MfS in Erfurt - Stasi in Erfurt
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TOPOGRAPHIE KW ERFURT 30<br />
Treffen dokumentiert. Das traf z.B. auf die IMK/KW „DIANA“ (IX 817/85) zu.<br />
Die Ursachen für die nicht nachgewiesene Nutzung s<strong>in</strong>d nicht dokumentiert. Im entsprechenden<br />
Anwerbungsbericht steht wie <strong>in</strong> anderen mitunter auch: „Die Entgegennahme<br />
e<strong>in</strong>er Monatsmiete für die Nutzung der Wohnung lehnte die B. ab. Sie<br />
sagte dazu, sie stelle ihre Wohnung freiwillig zur Verfügung und entsprechend wolle<br />
sie auch ke<strong>in</strong>e Miete.“ (S. 14, IX 817/85). Herr Scholz als <strong>MfS</strong>-Offizier merkte<br />
auf gleicher Seite dazu an: „Da die IMK-Inhaber<strong>in</strong> die Entgegennahme e<strong>in</strong>er Miete<br />
nicht wünscht, erhält sie <strong>in</strong> regelmäßigen Abständen e<strong>in</strong>e anderweitige materielle<br />
Zuwendung.“ Trotz der häufig dokumentierten Ablehnung e<strong>in</strong>er Miete durch das<br />
<strong>MfS</strong>, weil die Unterstützung <strong>des</strong> <strong>MfS</strong> als „Ehrensache“ verstanden wurde, erfolgte<br />
offensichtlich dennoch e<strong>in</strong>e anderweitige materielle Entschädigung. Bemerkenswert<br />
ist auch die Reaktion <strong>des</strong> <strong>MfS</strong>-Führungsoffiziers, der mit Genugtuung akzeptiert,<br />
dass die IMK/KW aus Überzeugung mit dem <strong>MfS</strong> zusammenarbeitet und Geldzahlungen<br />
ablehnt. Materielle Kompensationszahlungen wurden trotzdem veranlasst.<br />
Neben der materiellen Entschädigung durch das <strong>MfS</strong> gab es weitere Gründe für die<br />
bereitwillige Mitarbeit der angesprochenen IMK/KW-Kandidaten. E<strong>in</strong> Grund<br />
könnte dar<strong>in</strong> bestanden haben, dass die Wohnungs<strong>in</strong>haber befürchteten, Wohnraum<br />
abgeben zu müssen oder <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>ere Wohnung umziehen zu müssen, weil ihre<br />
Wohnungsgröße über den reglementierten DDR-Verordnungen lag. Demnach<br />
könnte es sich auch um Eigennutz gehandelt haben, der die Wohnungs<strong>in</strong>haber offensichtlich<br />
so problemlos zu e<strong>in</strong>er Mitarbeit mit dem <strong>MfS</strong> bewogen hat. Mitunter<br />
war das <strong>MfS</strong> aber auch für andere Wünsche ihrer <strong>in</strong>offiziellen Mitarbeiter aufgeschlossen.<br />
So war es behilflich, bei der Bereitstellung e<strong>in</strong>es Telefonanschlusses, der<br />
<strong>in</strong> der DDR ausgesprochene Mangelware war, bei der Bereitstellung von Wohnraum<br />
oder Wünschen immaterieller Natur.<br />
Es gab auch IMK/KW, die zwar für konspirative Treffen angemietet, später aber<br />
ausschließlich zu Treffen mit dem Wohnungs<strong>in</strong>haber genutzt wurden, weil der IMK<br />
selbst zum Informanten wurde. E<strong>in</strong>e Nutzung als Treffort mit anderen IM war <strong>in</strong><br />
diesem Falle nicht dokumentiert (IMK/KW Lena Kurz, IX 1363/83).<br />
Ferner gab es KW, die ausschließlich als Arbeitszimmer für hauptamtliche Mitarbeiter,<br />
die selbst e<strong>in</strong> IM-Netz führten, dienten. Bei der KW „Hygiene“ (IX<br />
10105/85) handelt es sich um e<strong>in</strong> solches Arbeitszimmer für den <strong>MfS</strong>-Offizier<br />
Hilmar Penndorf (HFIM Erich Reeder). Diese KW wurde auf Anfrage <strong>des</strong> <strong>MfS</strong> bei<br />
der Bezirksärzt<strong>in</strong> im Gebäude <strong>des</strong> ehemaligen Bezirkshygiene<strong>in</strong>stitutes (BHI), Juri-<br />
Gagar<strong>in</strong>-R<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>gerichtet. Die Tarnung dieser KW, im <strong>MfS</strong>-Jargon als Legende<br />
bezeichnet, bestand <strong>in</strong> diesem Falle dar<strong>in</strong>, dass es sich bei diesem Büroraum um<br />
e<strong>in</strong>e Außenstelle <strong>des</strong> Instituts für Wissenschafts<strong>in</strong>formation <strong>in</strong> der Mediz<strong>in</strong> (e<strong>in</strong> tatsächlich<br />
existieren<strong>des</strong> Institut der Humboldt-Universität <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>) handelt. Der<br />
<strong>MfS</strong>-Offizier verpflichtete sich, das Arbeitszimmer <strong>in</strong> „Eigenleistung“ selbst zu re-