(Hrsg.) Geheime Trefforte des MfS in Erfurt - Stasi in Erfurt
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ORTE DES VERRATES 53<br />
nen über verme<strong>in</strong>tlich Andersdenkende zu erhalten und um die Informanten erneut<br />
zu beauftragen, Wissen über andere preiszugeben, andere zu verraten, zu denunzieren.<br />
Daneben dienten konspirative Wohnungen als Beobachtungsstützpunkte oder<br />
als Anlaufpunkte von hauptamtlichen <strong>MfS</strong>-Mitarbeitern bei personenbezogenen<br />
Überwachungen. Sie sollten die Arbeit <strong>des</strong> <strong>MfS</strong> „verbergen“ und damit der staatlichen<br />
Sicherheit dienen. Im Folgenden soll es vor allem um die konspirative Wohnungen<br />
gehen, <strong>in</strong> denen sich <strong>MfS</strong>-Offiziere mit ihren Informanten zum Informationsaustausch<br />
über Andersdenkende <strong>in</strong> <strong>Erfurt</strong> trafen. Dabei g<strong>in</strong>g es um Verrat und<br />
um Denunziation, denn die Informanten sollten vor allem die Ideen und Aktionen<br />
der Andersdenkenden verraten und/oder damit die Akteure der Szene denunzieren.<br />
Die Andersdenkenden wussten zwar, dass sie bespitzelt wurden, aber sie wussten<br />
nicht, von wem und an welchen Orten der Verrat bzw. die Denunziation begangen<br />
wurde. Nämlich <strong>in</strong> den konspirativen Wohnungen.<br />
Zum Forschungsstand<br />
In der Öffentlichkeit der Bun<strong>des</strong>republik herrscht, soweit die Geschichte der DDR<br />
überhaupt noch öffentlich wahrgenommen wird, nach wie vor der E<strong>in</strong>druck vor, das<br />
Leben <strong>in</strong>nerhalb der DDR sei vom <strong>MfS</strong> „gelenkt“ worden. 3 Anfang der 1990er<br />
Jahre wurden Metaphern wie „Staat im Staate“ 4 bemüht, um die komplexe Arbeitsweise<br />
<strong>des</strong> „Mielke-Konzerns“ 5 zu erfassen, <strong>des</strong>sen Erforschung sich bislang<br />
hauptsächlich auf die Ostberl<strong>in</strong>er Machtzentrale konzentrierte. 6 In der Folge charakterisierte<br />
die ausgewiesene Forschung die Arbeit <strong>des</strong> <strong>MfS</strong> unter dem Aspekt<br />
„Schild und Schwert der Partei“, womit auf e<strong>in</strong>e SED-<strong>in</strong>terne Auffassung zurückgegriffen<br />
wurde. 7 Doch nur sehr selten kann damit erfasst und erklärt werden, wie<br />
die Arbeit der Staatssicherheit vor Ort im E<strong>in</strong>zelnen organisiert war und wie sie<br />
sich tatsächlich gestaltete. Dieses Desiderat wurde teilweise durch die Bestandsaufnahme<br />
der andersdenkenden Gruppen <strong>in</strong> der DDR aufgefangen, die nach 1989/90<br />
begann und auch die Observierung durch die Staatssicherheit der DDR mit e<strong>in</strong>schloss.<br />
8 Dies aber nur teilweise. Wie sich die Arbeit der Staatssicherheit vor Ort<br />
3<br />
Zum totalitarismustheoretischen Ansatz vgl. u.a. Klaus Schröder: Der SED-Staat.<br />
4<br />
Christ<strong>in</strong>a Wilken<strong>in</strong>g: Staat im Staate.<br />
5<br />
Jens Gieseke: Mielke-Konzern, S. 162. Ehrhart Neubert: Macht – Ohnmacht – Gegenmacht.<br />
6<br />
Karl Wilhelm Fricke: Die DDR-Staatssicherheit. David Gill/Ullrich Schröter: Das M<strong>in</strong>isterium<br />
für Staatssicherheit. Walter Süß: „Schild“ und „Schwert“, S. 83-97. Clemens Vollnhals:<br />
Das M<strong>in</strong>isterium für Staatssicherheit. Gieseke, a.a.O.<br />
7<br />
Walter Süß: „Schild und Schwert“.<br />
8<br />
Detlef Pollack: Politischer Protest. Detlef Pollack: Legitimation. Gerda Haufe/Karl Bruckmeier:<br />
Bürgerbewegung <strong>in</strong> der DDR. Ehrhart Neubert: Geschichte der Opposition <strong>in</strong> der<br />
DDR. Patrick von zur Mühlen: Aufbruch und Umbruch <strong>in</strong> der DDR. – Zur Kunst vgl. Wer-