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(Hrsg.) Geheime Trefforte des MfS in Erfurt - Stasi in Erfurt

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ORTE DES VERRATES 79<br />

<strong>MfS</strong> zu mieten. Die Vorbereitungen schienen aufgrund se<strong>in</strong>er Bekanntschaft mit<br />

Detlef P. ger<strong>in</strong>g. Zügig formulierte Peter Ludwig den Vorschlag zur Werbung dieser<br />

E<strong>in</strong>raumwohnung. Auch er begründete die Notwendigkeit mit der „Erhöhung<br />

der Konspiration <strong>in</strong> der Zusammenarbeit <strong>des</strong> <strong>MfS</strong> mit den IM“. Ziel waren „ständige<br />

ungestörte Treffdurchführungen“, weil „<strong>in</strong> der Perspektive <strong>in</strong> dieser KW<br />

IMS/IME getroffen werden, die vorwiegend <strong>in</strong> fe<strong>in</strong>dlich-negative Kreise <strong>in</strong>tegriert<br />

s<strong>in</strong>d.“ 128 Das hieß, es sollten spontane Treffen mit den Informanten möglich se<strong>in</strong>,<br />

ohne dass auf die Wohnungs<strong>in</strong>haber Rücksicht genommen werden musste.<br />

Es geht aus den Unterlagen nicht e<strong>in</strong>deutig hervor, ob das Anforderungsprofil für<br />

die gesuchte KW den persönlichen Umständen von Detlef P. angepasst wurde oder<br />

ob <strong>in</strong> Dienstbesprechungen <strong>in</strong>nerhalb der Kreisdienststelle tatsächlich so e<strong>in</strong>e konspirative<br />

Wohnung gesucht worden war, weil für die IM, die über die „Szene“ der<br />

Stadt berichten sollten, e<strong>in</strong> geheimer Ort zur Informationsübergabe gebraucht wurde.<br />

Vermutlich ist es e<strong>in</strong> Gemenge aus beiden Aspekten, zumal e<strong>in</strong> Teil der Informanten,<br />

die das <strong>MfS</strong> dort traf, erst nach 1985 geworben wurde.<br />

Ebenfalls unklar blieb, ob Ludwig die Vorstellung von Detlef P., diese E<strong>in</strong>raumwohnung<br />

als Hauptwohnung zu behalten, als eigene Idee im „Vorschlag zur Werbung“<br />

ausgab. Es sche<strong>in</strong>t jedoch naheliegend zu se<strong>in</strong>, denn er beantragte der E<strong>in</strong>fachheit<br />

halber die Übernahme allen Mobiliars, das E<strong>in</strong>verständnis Detlef P.s voraussetzend.<br />

Dieser erhielt e<strong>in</strong>e Abschlagszahlung von ca. 820 DDR-Mark,<br />

gleichzeitig blieb der „wohnliche Zustand“ gewahrt. Außerdem wurde unnötiges<br />

Aufsehen <strong>in</strong> der Nachbarschaft, das e<strong>in</strong> Umzug hätte erregen könnte, vermieden.<br />

Die „objektiven“, d.h. die äußeren Gegebenheiten sprachen ebenfalls für diese KW:<br />

Sie befand sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Wohnscheibe, die bequem mit zwei Straßenbahnen erreichbar<br />

war. Es gab genügend Parkplätze. Insgesamt herrschte der vom <strong>MfS</strong> gewünschte<br />

„rege Publikumsverkehr“, so dass die e<strong>in</strong> und aus gehenden Informanten nicht<br />

weiter auffielen, wenn sie die Wohnung aufsuchten. 129<br />

Auch die Anwesenheit von Ludwig konnte e<strong>in</strong>fach begründet werden. Sollten tatsächlich<br />

neugierige Nachbarn entsprechende Nachfragen stellen, wollte er sich als<br />

Arbeitskollege ausgeben, der durch die berufsbed<strong>in</strong>gte Abwesenheit von Detlef P.<br />

<strong>des</strong>sen Wohnung betreue, also die Hausordnung erledige, die Post entgegennehme<br />

und die Blumen pflege. Zudem sollte P. die <strong>Stasi</strong>mitarbeiter dazu berechtigen, se<strong>in</strong>e<br />

Mieter<strong>in</strong>teressen <strong>in</strong> Gänze wahrzunehmen. 130<br />

Am 5. März 1984 fand die Anwerbung von Detlef P. als Inhaber e<strong>in</strong>er konspirativen<br />

Wohnung statt, die – ähnlich wie die der KW „Hannelore König“ – problem-<br />

128 BStU, <strong>MfS</strong>, KD <strong>Erfurt</strong>, EF 627, Blatt 25.<br />

129 BStU, <strong>MfS</strong>, KD <strong>Erfurt</strong>, EF 627, Blatt 27.<br />

130 BStU, <strong>MfS</strong>, KD <strong>Erfurt</strong>, EF 627, Blatt 29.

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